Düren – Mit dem „KI-Index Handwerk.NRW“ liegt die aktuell deutschlandweit umfangreichste Studie zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) speziell in Handwerksbetrieben vor. Über 1.200 Handwerksbetriebe aus allen Gewerken und Regionen NRWs haben an der Erhebung teilgenommen. Ein zentrales Ergebnis der repräsentativen Befragung: KI ist noch längst nicht überall im Handwerk angekommen, doch interessiert Viele. Allerdings fehlt es oftmals an ausreichend Information, Möglichkeiten und Ressourcen. Durchgeführt wurde die Studie vom Projekt „Künstliche Intelligenz und Digital-Offensive für das HANDwerk.NRW“ (KIDiHa), das ausschließlich vom Land NRW gefördert wird.
Für Tischler, Bäcker, Dachdecker und viele mehr lohnt sich die Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz. Denn Einsatzmöglichkeiten gibt es genug: Vom Chatbot, der erste Kundenanfragen rund um die Uhr klärt, über die KI-Prognose, die Bestellmengen optimiert, bis hin zur automatisierten Angebotserstellung oder den Malerroboter, der körperlich anstrengende und langweile Tätigkeiten übernimmt. Doch wie steht es um den aktuellen, tatsächlichen Einsatz von KI im Handwerk? Hierauf gibt der „KI-Index Handwerk.NRW“ erstmals in dieser Größenordnung wissenschaftlich fundiert Antworten.
Rund 33 Prozent der Betriebe in NRW nutzen KI
Der Index bewertet die Voraussetzungen und den Einsatz von KI in den Betrieben auf einer Skala von 0 bis 5. Von der Stufe 0, einem „analogen Handwerksbetrieb“ geht es bis zum „KI-Vorreiterbetrieb“ auf Stufe 5. Der Durchschnittswert liegt in der Auswertung bei 1,78 („Digitalisierter Handwerksbetrieb“), was darauf hinweist, dass die meisten Handwerksbetriebe über eine grundlegende digitale Infrastruktur verfügen, der konkrete Einsatz von KI jedoch noch intensiviert werden kann. Rund 33 Prozent der Betriebe in NRW nutzen KI bereits bzw. haben die Technologie ausprobiert, gut 67 Prozent der Betriebe tun das noch nicht.
Es fehlt an Personal
Es fällt auf, dass größere Betriebe etwas besser abschneiden. Während kleine Betriebe mit unter fünf Mitarbeitenden oft wenig bis keine Berührungspunkte mit KI haben, unternehmen größere Betriebe vereinzelt erste Schritte in Richtung KI-Implementierung. Der Einsatz von Sprachassistenten und Chatbots gehört zu den am häufigsten verwendeten KI-Technologien. Allerdings fehlt es vielen Betrieben an qualifiziertem Personal, das sich gezielt mit der Integration von KI-Systemen auseinandersetzen kann. Auf der anderen Seite zeigt der Index, dass das Interesse der Mitarbeitenden an der neuen Technologie durchaus vorhanden ist.
Unterstützung erwünscht
Ein weiteres zentrales Ergebnis ist der Wunsch nach externer Unterstützung. Rund 58 Prozent der Betriebe geben an, Hilfe beim Thema KI zu benötigen, wobei die meisten auf die Unterstützung durch Organisationen des Handwerks wie Kreishandwerkerschaften und Kammern vertrauen. Diese Erkenntnis verdeutlicht die Notwendigkeit, gezielte Fortbildungsmaßnahmen und Beratungsangebote zu schaffen, um die Zukunftsfähigkeit des Handwerks zu sichern. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Handwerk mit gut 200.000 Betrieben in NRW, fast 1,17 Millionen Beschäftigen in der Branche und einem Jahresumsatz von rund 162 Milliarden Euro eine bedeutende wirtschaftliche Größe ist. „Die Potenziale von KI sind auch für kleinere Handwerksbetriebe enorm“, so der Leiter des KIDiHa-Projektes, Prof. Dr. Klaus Schafmeister. „Das Handwerk kann KI als Werkzeug nutzen, um Antworten auf aktuelle Herausforderungen wie den Fachkräftemangel, hohe Energiekosten, aufwendige Dokumentation oder eine optimierte Kundenorientierung und vieles mehr, zu finden.“
Der Start mit KI
Aus den Ergebnissen des „KI-Index Handwerk.NRW“ lässt sich ableiten, dass Transfer- und Unterstützungsangebote zur Information und Weiterbildung speziell für das Handwerk und insbesondere für kleinere Betriebe dringend benötigt werden. Das Projekt KIDiHa versteht sich als eine Anlaufstelle für interessierte Betriebe. Zu den Angeboten von KIDiHa zählen der „KI-Pilot“, ein Selbsttest, mit dem Betriebe einschätzen können, wie weit sie in Sachen KI bereits jetzt sind und welche Handlungsempfehlungen sich aus dem Ergebnis ableiten. Darüber hinaus werden in der Publikation „KI im Handwerk – Beispiele, Trends und neue Perspektiven“ Anwendungsfälle aufgeführt, aktuelle Trends diskutiert und die Auswirkungen auf die Branche beschrieben. In Kooperation mit dem Fraunhofer IOSB-INA aus Lemgo entwickelt KIDiHa bedarfsorientierte Anwendungen in einigen Handwerksbetrieben – von der KI-Ladentheke für einen Bäcker bis zum „Digitalen Meister“ für eine SHK Betrieb.
Über das Projekt
Hinter dem „KI-Index Handwerk.NRW“ steckt das Projektkonsortium aus der Fachhochschule des Mittelstands (FHM), dem Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo und der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, das seit Juli 2023 das Vorhaben „Künstliche Intelligenz und Digital-Offensive für das HANDwerk in NRW“ vorantreibt. Das Projekt wird ausschließlich vom Ministerium für Wirtschaft, Energie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert und bildet eines der Flagships der Kompetenzplattform KI.NRW. Sämtliche Erkenntnisse des Projektes werden in verschiedenen Formaten allen interessierten Betrieben in NRW zur Verfügung gestellt. Dies geschieht z.B. in Form von Handwerkerfrühstücken, Ausstellungen, oder Veröffentlichungen.
Weitere Infos:
Die gesamte Studie „KI-Index Handwerk.NRW“ sowie Grafiken zum Download finden Sie auf: KI-Index – Künstliche Intelligenz (KI) im Handwerk
Stimmen:
Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW: Der hier vorgestellte KI-Index Handwerk.NRW gibt einen umfassenden Überblick zum Einsatz Künstlicher Intelligenz im Handwerk – über Gewerke und Prozesse, über alle Regionen und Betriebsgrößen hinweg. Mein Dank gilt allen Betrieben, die sich beteiligt und den Index mit Daten und wertvollen Hinweisen ausgestattet haben. Die aus den Ergebnissen abgeleiteten Handlungsempfehlungen mögen den Einstieg in die Nutzung von KI anregen. Die letzte Handlungsempfehlung weist den Weg: „Ausprobieren“.
Christian Temath, Geschäftsführer KI.NRW: Künstliche Intelligenz kann im Handwerk helfen, um die digitale und nachhaltige Transformation zu meistern – sei es bei der optimierten Nutzung von Ressourcen und Energie, der Automatisierung administrativer Prozesse oder der schnellen und individuellen Abwicklung von Kreations- und Fertigungsaufträgen. Das Flagship-Projekt „Künstliche Intelligenz und Digital-Offensive für das HANDwerk.NRW“ (KIDiHA) zeigt mit dem KI-Index Handwerk.NRW den Status Quo. Jetzt gilt es, die Chancen von KI auch im Handwerk intensiver zu ergreifen und Lust auf die Technologie als Problemlöser zu machen.
Prof. Dr. Klaus Schafmeister, FHM: Schon zum jetzigen Zeitpunkt offenbart das Projekt wesentliche Erkenntnisse, nicht nur, dass das Handwerk sich in den letzten Jahren vermehrt digitalisiert hat, sondern auch, dass es immer mehr die Möglichkeiten der KI erkannt hat und kennenlernen möchte, um eine nachhaltige Zukunftsfähigkeit ihrer Betriebe zu erreichen. Das schaffen gerade die kleineren Handwerksbetriebe nicht allein, sondern sie brauchen Unterstützung. Dieses Projekt bietet einiges, doch bedarf es auch weiterer Anstrengungen und Leistungen, sowohl direkt aus dem Handwerk als auch von der wissenschaftlichen und politischen Seite.