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Auch am Büchel in Aachen – Orangefarbene Bank als Zeichen gegen häusliche Gewalt

Aachen – Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen hat gemeinsam mit dem Gleichstellungsbüro der Stadt Aachen, den beiden Koordinatorinnen für den Kaiserplatz/Östliche Innenstadt sowie den Bushof und dem ZONTA e.V. eine orangefarbene Bank am Büchel eingeweiht. Dieses Gemeinschaftsprojekt setzt an vielbesuchten Orten in Aachen ein Statement gegen häusliche Gewalt. Neben dem Büchel bekommen der Bushof, der Kaiserplatz und der Kennedypark jeweils eine neue Sitzbank in auffälligem Orange.

Keupen ist es wichtig das Thema häusliche Gewalt sichtbar zu machen: „Wir wissen, jede zweite Gewalttat gegen Frauen findet im häuslichen Bereich statt. Und entzieht sich hinter verschlossenen Türen somit der öffentlichen Aufmerksamkeit. Daher ist es wichtig und dringlich immer wieder durch Aktionen darauf aufmerksam zu machen.“ Die vier Bänke sind jedoch nicht nur Sitzgelegenheit, sondern liefern zusätzlich Informationen über Hilfe bei häuslicher Gewalt. Hier ist die Nummer des Bundeshilfetelefons zu finden und über einen QR-Code auch die Kontaktdaten zu den lokalen Hilfeeinrichtungen.

Nachdem in den vergangenen Jahren öffentliche Gebäude orange angestrahlt wurden, haben sich die Protagonistinnen in diesem Jahr für die auffälligen Bänke entschieden. „Diese Aktion ist durch die längere Verweildauer und die gute Sichtbarkeit im Stadtbild nachhaltiger und hoffentlich auch einprägsamer“ erläutert Sabine Bausch, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aachen. Zonta e.V. unterstreicht die Aktion am 25. November, dem offiziellen internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, gemeinsam mit dem Einzelhandel. An diesem Tag werden an zahlreichen Geschäften in Aachen orangefarbene Stühle mit der Aufschrift „Keine Gewalt gegen Frauen“ stehen.

Zusätzlich kann sich jeder an der Rotunde des Elisenbrunnen persönlich zum Thema häusliche Gewalt informieren. Das Gleichstellungsbüro, ZONTA e.V., Kokobe und Frauen helfen Frauen stehen hier ab 14 Uhr für Austausch und Information zur Verfügung.

Die UN-Kampagne „Orange The World“ macht seit 1991 auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam – und das aus gutem Grund. Die Zahlen zum Thema häusliche Gewalt sind alarmierend. 2022 wurden in Deutschland mehr als 240.000 Opfer von häuslicher Gewalt erfasst, das bedeutet einen Anstieg von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Opfer sind überwiegend Frauen, während die Täter meist Männer sind.

Nach offiziellen Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation oder auch der Europäischen Grundrechtsagentur wird jede dritte Frau im Alter zwischen 16 und 60 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer Gewalt, jede siebte Frau in dieser Altersklasse erlebt sexuelle Gewalt. Dabei ist der Ort der Taten in einer Vielzahl der Fälle das eigene Zuhause.

 

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Fußball-Verband Mittelrhein startet im Januar Pilotprojekt in Kooperation mit dem Polizeipräsidium Bonn

Region/Hennef – „Bündnis zur Stärkung von Kinder- und Jugendschutz“ – Fußballvereine der Region können sich anschließen –  Der Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) startet im Januar 2024 in Kooperation mit dem Polizeipräsidium Bonn das Pilotprojekt „Bündnis zur Stärkung von Kinder- und Jugendschutz“. Ziel ist es, die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen in den FVM-Mitgliedsvereinen zu erhöhen. Wesentlicher Inhalt der Kooperation ist eine polizeiliche Einschätzung von Personen, die bei den teilnehmenden Vereinen der Region eine betreuende Tätigkeit im Kinder- und Jugendbereich ausüben und mit Kindern und Jugendlichen arbeiten möchten.

Die Prüfung durch das Polizeipräsidium Bonn umfasst Gewalt-, Sexual-, Betäubungsmittel- und Rauschgift- sowie Staatsschutzdelikte und geht damit über die Eintragungen im erweiterten Führungszeugnis hinaus. Die Fußballvereine erhalten nach Abschluss der Prüfung aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Einzelheiten, sondern nur den Hinweis, ob seitens der Polizei Bedenken oder keine Bedenken gegen eine Tätigkeit im Kinder- und Jugendbereich bestehen. Die Teilnahme am Pilotprojekt ist für alle Vereine und Personen mit betreuender Tätigkeit freiwillig und kostenfrei.

„Kinder- und Jugendschutz hat für den Fußball-Verband Mittelrhein sehr hohe Priorität. Wir wollen einen möglichst effektiven Schutz für den Nachwuchs in unseren Vereinen. Wir wollen Menschen, die gezielt das Vertrauen und Abhängigkeitsverhältnisse von Kindern und Jugendlichen für sexuelle und andere Kriminaldelikte ausnutzen, den Zugang so schwer wie möglich machen. Nur wer hinschaut, kann auch etwas sehen und so einen wichtigen Beitrag zur Prävention leisten“, erklärt FVM-Präsident Christos Katzidis. „Die Vereine sollen ein guter und sicherer Ort für Kinder und Jugendliche sein. Das Pilotprojekt ist ein Angebot für unsere Vereine, denen Kinder- und Jugendschutz ebenfalls wichtig ist“, so Katzidis.

„Die Bekämpfung von sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist ein strategischer Schwerpunkt im Land Nordrhein-Westfalen. Überall, wo mit und Jugendlichen gearbeitet wird, besteht die Gefahr, dass es zu Übergriffen kommt. Uns geht um die Verhütung von Straftaten. Das ist unsere gesetzliche und unsere moralische Verpflichtung. Daher unterstützen in diesem wichtigen Thema mit unserer fachlichen Einordnung und Bewertung sehr gerne und aus voller Überzeugung“, ergänzt Bonns Polizeipräsident Frank Hoever.

Am Pilotprojekt teilnehmen können alle Mitgliedsvereine des Fußball-Verbandes Mittelrhein, die im Einzugsgebiet des Polizeipräsidiums Bonn liegen. Dieses umfasst die Vereine des Fußballkreises Bonn sowie Vereine aus dem südlichen Teil des Fußballkreises Sieg. Das Projekt richtet sich an alle Personen mit betreuender Tätigkeit, die neu im Kinder- und Jugendbereich tätig werden und in Abstimmung mit dem Verein teilnehmen möchten. Die zu überprüfenden Personen müssen das 18. Lebensjahr vollendet haben.

Wenn eine Person neu in einem der teilnehmenden Vereine im Kinder- und Jugendbereich tätig werden möchte, erhält sie künftig vom/von der Kinder- und Jugendschutzbeauftragten des Vereins ein Merkblatt mit Informationen sowie einer Einverständniserklärung zum Projekt. Mit dem Einverständnis überprüft das Polizeipräsidium Bonn die Person auf kinder- und jugendschutzrelevante Erkenntnisse. Bei Bedenken gegen eine Tätigkeitsaufnahme im Kinder- und Jugendbereich erhalten weder der FVM noch der Verein Kenntnisse über Inhalte der polizeilichen Bewertung. Der Verein entscheidet eigenverantwortlich über den Einsatz des Kandidaten/der Kandidatin.

„Wir beteiligen uns sehr gerne und aus voller Überzeugung an diesem Projekt“, erklärt Jonas Pelgen, Jugendleiter beim SC Fortuna Bonn. „Wir sehen es als unsere Pflicht an, die Kinder und Jugendlichen unseres Vereins zu schützen. Dazu gehört für uns auch, dass wir uns als Verein aufstellen, bevor etwas passiert. Menschen, die anderen Menschen schaden und nicht unsere Werte leben, bieten wir keinen Platz in unserem Verein.“

„Das Pilotprojekt ist ein weiterer Baustein in der umfassenden Arbeit des FVM zum Kinder- und Jugendschutz“, erklärt Katzidis. „Wir wollen gemeinsam mit unseren Vereinen und dem Polizeipräsidium Bonn den nächsten wichtigen Schritt in der Präventionsarbeit gehen und würden uns sehr freuen, wenn sich möglichst viele Vereine beteiligen“, so Katzidis. „Wir werden wertvolle Erfahrungen sammeln und sind vor allem unseren Vereinen dankbar für Feedback. Nur so können wir den Kinder- und Jugendschutz weiter voranbringen. Wichtig ist vor allem, dass unsere Vereine erkennen, dass Kinder- und Jugendschutz ein wichtiges Qualitätsmerkmal für gute Vereinsarbeit ist.“

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IHK Aachen und Mittlerer Niederrhein stellen Behauptungen richtig

Aachen – Nachdem die Kölner IHK-Spitze wiederholt falsche Behauptungen über die Industrie- und Handelskammern (IHK) Aachen und Mittlerer Niederrhein mit Sitz in Krefeld veröffentlicht hat, beziehen Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen, und Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, gemeinsam Stellung:

Wir – die IHK Aachen und die IHK Mittlerer Niederrhein – haben unsere Haltung zum Strukturwandel und zum vorgezogenen Kohleausstieg im Rheinischen Revier zu keinem Zeitpunkt geändert. Diese Behauptung der Kölner IHK-Spitze, jüngst wiederholt von IHK-Präsidentin Nicole Grünewald, ist falsch und wird durch ihre öffentlichen Wiederholungen nicht richtig. Die IHK Köln war an dem monatelangen Prozess zur Erarbeitung des Reviervertrages beteiligt und hat die Kammern im Rheinischen Revier sogar in der Redaktionskonferenz vertreten. Bis zuletzt hat die IHK Köln weder im Prozess noch in den Gremien zu erkennen gegeben, dass sie beabsichtigt, den Reviervertrag nicht zu unterzeichnen.

Wir – die IHK Aachen, die IHK Mittlerer Niederrhein und die IHK Köln – bewerten die aktuelle Lage auf Grundlage der beiden gemeinsam in Auftrag gegebenen Studien aus den Jahren 2022 und 2023 gleich: Der Kohleausstieg bis 2030 führt zu massiven Problemen für unsere Wirtschaft, da es noch nicht genügend alternative Energiequellen gibt und diese nach derzeitigem Stand auch nicht rechtzeitig bis 2030 zur Verfügung stehen werden.

Deshalb fordern wir – die IHK Aachen und die IHK Mittlerer Niederrhein – einen Paradigmenwechsel hin zu einem massiven und deutlich schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie die Option, Kohlekraftwerke als Sicherheitsreserve länger vorzuhalten, sollte bis 2030 eine vollumfängliche und stabile Energieversorgung aus alternativen Quellen nicht möglich sein. Das haben wir erst vorgestern wieder in einer Anhörung des Landtags zur Leitentscheidung des Landes über die Zukunft des Rheinischen Reviers unmissverständlich eingefordert.

Wir – die IHK Aachen und die IHK Mittlerer Niederrhein – haben eine andere Entscheidung getroffen als die IHK Köln, wie wir bis zum Kohleausstieg 2030 weiterarbeiten: Wir haben den Reviervertrag 2.0 bewusst unterzeichnet, um weiterhin sachlich und konstruktiv den Strukturwandel im Rheinischen Revier voranzutreiben.

Wir – die IHK Aachen und die IHK Mittlerer Niederrhein – werden durch regelmäßige Monitorings rechtzeitig Fortschritte und Defizite der Energiewende aufzeigen, ganz im Sinne unserer Mitglieder, die eine sichere und kostengünstige Energieversorgung auch nach 2030 erwarten und benötigen. Das Ausscheren der IHK Köln erschwert es, schnell Lösungen für das gesamte Rheinische Revier zu erzielen.

Wir – die IHK Aachen und die IHK Mittlerer Niederrhein – glauben weiterhin an die Zukunftsfähigkeit des Rheinischen Reviers und arbeiten proaktiv und lösungsorientiert mit allen anderen Akteuren daran, unsere Region fit für die Zukunft zu machen.

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Naturschutz-Großprojekt geht in die letzte Phase – Abschluss-Veranstaltung „Obere Ahr Hocheifel“ in Insul

Ahrweiler/Insul – Nach 3 ½ Jahren Planung und über 11 Jahren Maßnahmenumsetzung geht das Naturschutzgroßprojekt „Obere Ahr Hocheifel“ des Kreises Ahrweiler in seine finale Phase. Im Rahmen einer Sitzung der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG) trafen sich etwa 60 geladene Gäste in Insul zu einer Abschlussveranstaltung, bei dem die Projektgruppe wesentliche Ergebnisse und Erfolge der durchgeführten Maßnahmen aufzeigte.

Landrätin Cornelia Weigand dankte in ihrer Begrüßung den Fördermittelgebern sowie allen am Projekt Beteiligten für ihre langjährige Unterstützung. Auch Dr. Alfred Herberg, Fachbereichsleiter beim Bundesamt für Naturschutz, und Staatssekretär Dr. Erwin Manz vom Umweltministerium Rheinland-Pfalz richteten als Vertretungen der beiden Fördergeber Grußworte an die Anwesenden und betonten ebenso wie Guido Nisius, Bürgermeister der Verbandgemeinde Adenau, die besondere Bedeutung des Projekts für den Artenschutz in der Region.

Während der Projektlaufzeit seit 2007 konnten im Gebiet der Verbandsgemeinde Adenau bereits wertvolle Lebensräume im Bereich der oberen Ahr und ihrer Zuflüsse optimiert und nachhaltig gesichert werden. So wurden in den vergangenen Jahren etwa 800 Wiesen- und Waldgrundstücke entlang der Ahr und ihrer Zuflüsse über das Projekt erworben und damit die Entwicklung artenreicher Blumenwiesen und Waldstrukturen großflächig angestoßen.

Nachdem sich die Realisierung der Gewässermaßnahmen in der ersten Hälfte der Umsetzungsphase fast ausschließlich auf die Seitentäler und Nebengewässer der Ahr konzentrierte, führten die beiden Hochwasserereignisse von 2016 und 2021 zu einem Richtungswechsel im Projekt. Die Hochwasservorsorge an den beiden größten Gewässern des Gebiets, der Ahr und dem Trierbach, rückte zunehmend in den Fokus des Interesses, sodass in den letzten Jahren vor allem solche Naturschutzmaßnahmen umgesetzt wurden, die den Gewässern deutlich mehr Platz in der Talaue einräumen, den Abfluss bremsen oder die Strukturvielfalt erhöhen, beispielsweise um Treibgut zurückzuhalten. Gleichzeitig wurden viele Bäche in der Verbandsgemeinde von ihrem künstlichen Korsett aus Ufer- und Sohlbefestigungen befreit und Verrohrungen und Stauwehre zurück­‑ sowie Strömungslenker eingebaut, um die Fließgeschwindigkeit zu verlangsamen.

„Mit intensiver Unterstützung der Anliegergemeinden und der Menschen vor Ort konnten bereits einige natürliche Hochwasservorsorgemaßnahmen umgesetzt werden“, betonte Weigand. Um deutlich spürbare Effekte zu erzeugen, müssten jedoch noch sehr viele weitere folgen. „Jede Einzelmaßnahme ist nur ein kleiner Mosaikstein“, so die Landrätin. „Mit der Hochwasserpartnerschaft und dem fortschreitenden Wiederherstellungskonzept sind wir auf dem richtigen Weg. Zusammen mit dem überörtlichen Maßnahmenplan, der in Planung und Umsetzung von Hochwasservorsorge das gesamte Einzugsgebiet der Ahr berücksichtigt, werden wir weitere signifikante Veränderungen in diesem Bereich erzielen können.“

Im Projektverlauf habe sich immer wieder gezeigt, dass Natur- und Klimaschutz sowie die Hochwasservorsorge oftmals dieselben Instrumente erfordern. Das Naturschutzgroßprojekt stehe als Prädikat für die Region, denn das ausgewählte Gebiet gehört deutschlandweit zu den etwa 90 Projekten im Programm „chance.natur“, einem großen Naturschutzprogramm des Bundes.

Dr. Alfred Herberg, Bundesamt für Naturschutz: „Bereits 1979 wurde das Mündungsgebiet der Ahr mit Bundesmitteln gefördert, um dem natürlichen Wechselspiel von Niedrig- und Hochwasser mehr Raum zu geben. Mit dem Projekt „Obere Ahr-Hocheifel“ wurde das bisherige Engagement des Bundes für das Gewässersystem der Ahr sinnvoll ergänzt und ein wichtiger Beitrag geleistet, die naturnahe, eigendynamische Entwicklung des Gewässersystems der Oberen Ahr in Rheinland-Pfalz zu entwickeln und zu sichern und somit auch deren vielfältigen Ökosystemleistungen zu stärken. Insgesamt wurde viel für den Naturschutz im Ahrtal durch die Projektmaßnahmen erreicht. Dazu beigetragen hat vor allem das Engagement aller Beteiligten. Denn Gewässerrenaturierungen und großflächiger Naturschutz funktionieren nur erfolgreich durch das Miteinander von Naturschutz, Wasserwirtschaft, der lokalen Bevölkerung und einer naturverträglichen sowie nachhaltigen Nutzung unserer Ressourcen.“

„In Zeiten des Klimawandels müssen wir unsere Auenlandschaften erhalten, schützen und wiederherstellen. Nur so können wir eine Umwelt schaffen, die allen Lebewesen genug Raum bietet. Eine Umwelt im Gleichgewicht ist resilienter gegenüber extremen Klimaereignissen, wie Starkregen, Hochwasser und Niedrigwasser“, betonte Staatssekretär Manz. „Mit dem Naturschutzgroßprojekt Obere Ahr Hocheifel haben verschiedenste Akteure im Zusammenspiel ein großräumiges Projekt zielgerichtet und eng koordiniert umgesetzt.“

Projektleiter Dr. Jochen Mölle ging in seinem Fachvortrag genauer auf die umgesetzten Schritte und deren Auswirkungen ein. So stellte er insbesondere die großen Wasserbaumaßnahmen der letzten Jahre in Müsch, Antweiler und Dümpelfeld ausführlich vor und erläuterte, wie diese zu einer höheren Artenvielfalt führen und zum Klimaschutz sowie zur Hochwasservorsorge beitragen würden. In der Ortsgemeinde Müsch wurden in zwei Phasen Maßnahmen am Trierbach und an der Ahr umgesetzt. Hierfür wurde zunächst im Sommer 2018 die Mündung des Trierbachs in die Ahr aufgeweitet und mit Strukturen angereichert sowie gleichzeitig die Fließrichtung des Bachs der Fließrichtung der Ahr angepasst, um den Rückstau am Zusammenfluss zu minimieren. Nachdem sich der Mündungsbereich gut entwickelt hatte, wurde im Jahr 2022 die zweite Phase eingeläutet und die an den Mündungsbereich angrenzenden Abschnitte bearbeitet, indem unter anderem künstliche Ufer- und Sohlbefestigungen gelöst, begradigte Gewässerstrecken zum Schwingen gebracht und Fließstrecken verlängert wurden. All diese Maßnahmen konnten nur durch die intensive Unterstützung der Ortsgemeinde Müsch erfolgen, die ihre Eigentumsflächen zur Verfügung stellte und weitere Ufergrundstücke erwarb. Somit wurde im Ortsbereich ein vielfältig strukturierter und dynamischer Gewässerabschnitt wiederhergestellt, der vielen speziell angepassten Arten Lebensraum bietet und gleichzeitig den Hochwasserabfluss bremst.

Nach Ende der Förderung ab 2024 besteht nun die Herausforderung darin, die erreichten Strukturverbesserungen durch unbefristete Dauermaßnahmen langfristig zu erhalten und weiterzuentwickeln.

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Landkreis Vulkaneifel setzt am 24. November gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Daun – Einladung zum Orange Day – NEIN! zu Gewalt an Frauen – Die Kommunale Gleichstellungsbeauftragte Doris Sicken lädt alle Bürgerinnen und Bürger sehr herzlich zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen ein.

Wann: Freitag, den 24. November 2023 um 16.00 Uhr
Wo: Treffpunkt vor der Kreisverwaltung Vulkaneifel

Dieser Tag ist von großer Bedeutung, da er darauf aufmerksam macht, dass Gewalt gegen Frauen in jeder Gesellschaft und in jedem Bereich ein inakzeptables Problem ist.

Nach einer kurzen Begrüßung vor der Kreisverwaltung hisst Landrätin Julia Gieseking die Fahne zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Anschließend gehen die Teilnehmenden mit orangefarbenen Schirmen, als sichtbares Zeichen gegen Gewalt, durch die Kreisstadt zum Forum Daun.

Nach dem Grußwort der Landrätin erwarten Sie ergreifende Berichte aus dem Leben politisch verfolgter und von Gewalt betroffener Frauen. Die musikalische Umrahmung wird passend zum Thema gestaltet.

Lassen Sie uns am 24. November gemeinsam ein Zeichen setzen, um Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen und die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern!

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packsdrauf-Solarpartys des Solarenergie-Fördervereins Deutschland e. V. gewinnen Deutschen Solarpreis 2023

Aachen – Mit den Solarpartys wurden in Deutschland bereits 4.500 Menschen erreicht, in Aachen fast 600. Der Aachener Verein bildet deutschlandweit vor Ort packsdrauf-Botschafter*innen aus. Die Stadt Aachen unterstützt den Verein und die Partys in Aachen. Sich bei Snacks und Getränken mit interessierten Nachbar*innen in lockerer Atmosphäre über Solarenergie unterhalten, Erfahrungen austauschen, sich über Technik oder Förderung informieren – dies ist die Idee der packsdrauf-Solarpartys des Solarenergie-Fördervereins Deutschland e. V.. Und die ist so gut, dass sie in diesem Jahr den renommierten Deutschen Solarpreis des Vereins EUROSOLAR in der Kategorie „Bildung und Ausbildung“ gewonnen hat.

„Herzlichen Glückwunsch! Solche Projekte sind das, was wir brauchen“, gratuliert Heiko Thomas, Beigeordneter der Stadt Aachen für Klima und Umwelt, Stadtbetrieb und Gebäude, dem Verein, der in Aachen seinen Sitz hat und den die Stadt Aachen auf lokaler Ebene bei den Solarpartys unterstützt. Über Gebäude, Energiewende, Wärmeversorgung würde „rauf und runter diskutiert“, packsdrauf wäre ein Projekt, das zeige, wie es gut laufen kann. Das unterstützt die Stadt Aachen in Aachen mit bis zu 200 Euro pro Party.

Susanne Jung, hauptamtliche Geschäftsführerin des Solarenergie-Fördervereins und packsdrauf-Mitinitiatorin, dankt vor allem den vielen ehrenamtlich Tätigen, ohne die packsdrauf nicht funktionieren würde. Denn mit dem Projekt werden Freiwillige zu Solarenergiebotschafter*innen geschult, die dann wiederum bei den Solarpartys ihr Wissen weitergeben. „Ansteckendes Wissen über die Solarenergie vermitteln“, beschreibt es Jung. Die ersten Partys fanden tatsächlich in Aachen statt. Mittlerweile haben sie sich deutschlandweit etabliert. „In ganz Deutschland haben wir bereits rund 4.500 Menschen erreicht, in Aachen 500 bis 600“, so Jung. Auch sie war bereits Gastgeberin und bei einigen Partys dabei „Da standen die Gäste im Februar bei Pizza und heißem Tee auf der Terrasse einer Haarener Gastgeberfamilie und wollten trotz frostigen Temperaturen gar nicht mehr gehen.“ Derzeit entwickelt man die Idee, Städte und Gemeinden zu packsdrauf-Kommunen zu machen, damit die Kommunen die Partys selbst organisieren können. „Wir als Verein können das nicht überall umsetzen. Da stoßen wir personell an Grenzen“, so Geschäftsführerin Jung.

„Es rechnet sich“

Bestenfalls finden die Partys natürlich in Häusern statt, die bereits eine Solaranlage haben, die entsprechend als Anschauungsobjekt dient. Wie im SUN-Haus am Aachener Kronenberg, in dem Ralf Bertling, packsdrauf-Botschafter und -Gastgeber, lebt. Den Gemeinschaftsraum des Wohnprojekts hat er bei der Party zu einem kleinen Hörsaal umfunktioniert, über die Stadtteilkonferenz Werbung gemacht. Nach einem Vortrag kamen dann intensive Gespräche zu Technik, Förderung und weiteren Details. Bertling: „Es ist ja keine neue Technologie, eine gute Möglichkeit ohne hohes finanzielles Risiko, im Idealfall gibt es sogar eine kleine Rendite. Es rechnet sich!“ In Mehrfamilienhäusern sei eine gemeinsame Anlage auf dem Dach allerdings etwas schwieriger zu realisieren – in erster Linie wegen der Abrechnungen in so genannten Mieterstrommodellen. „Wir sind hier ein generationenübergreifendes Wohnprojekt, wir verrechnen das intern“, so Bertling, zum Vorteil im SUN-Haus.

Rasante Entwicklung

Für den Beigeordneten Thomas die richtige Richtung: „Die Dynamik bei der Solarenergie wird bleiben.“ So sind bei neuen Gewerbeimmobilien ab dem kommenden Jahr Solaranlagen vorgeschrieben, bei Wohnhäusern dann ab 2025. Wie dynamisch die Entwicklung ist, zeigen die Zahlen, die Jochen Lowis, Klimaschutzmanager im städtischen Fachbereich Klima und Umwelt, parat hat: „Alleine seit Anfang 2023 hat die Stadt 2.400 Anlagen gefördert.“ Von Anlagen auf dem Dach bis hin zu Steckeranlagen für den Balkon. Derzeit sei man bei 47 Megawatt Peak installierter Leistung, damit könne man rund 12.000 Vierpersonenhaushalte mit Srom versorgen. Die Entwicklung in diesem Jahr sei allerdings rasant gewesen: „20 Prozent dieser Gesamtleistung ist alleine 2023 dazu gekommen, doppelt so viel wie im vergangenen Jahr.“ Das war so schwungvoll, dass die bereitgestellten Fördermittel für Solarthermie, Solaranlagen und Steckeranlagen bereits im August aufgebraucht waren. Heiko Thomas: „Wir mussten dann einen Antragsstopp beschließen, weil die 1,5 Millionen Euro ausgeschöpft waren.“ Und Klimabotschafter Lowis ist überzeugt: „Wir haben noch viel Potential. Wir könnten genug Solarstrom erzeugen, um alle Aachener Haushalte zu versorgen. Dazu brauchen wir solche Initiativen wie packsdrauf.“

Wunsch: packsdrauf für Wärmepumpen

Wenn Vereinsvorsitzende Jung einen Wunsch frei hätte, würde sie gerne ein packsdrauf für Wärmepumpen etablieren. Eine Idee, die dem Beigeordneten Thomas spontan gefällt: „Gerade bei den Wärmepumpen hat es in den letzten Jahren einen Quantensprung gegeben.“ Er ist überzeugt: „Ohne den Ausbau von erneuerbaren Energien werden wir es nicht schaffen.“ Zukünftig sei vor allem die Frage des Speicherns bei Wärme und Strom wichtig, aber auch der Ausbau von Windkraft: „Perspektivisch werden wir in Aachen mehr Strom brauchen, aber wir müssen von Öl und Gas weg. Dekarbonisierung ist möglich und die Strategien müssen nicht weh tun, wenn wir es richtig machen.“

Information zur Solarenergie in Aachen und zu Fördermöglichkeiten unter www.aachen.de/solar, zum Projekt packsdrauf unter www.packsdrauf.de und zum Beratungsangebot des Solarenergie-Fördervereins Deutschland e. V. unter www.sfv.de.

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Kundgebung in Berlin – Die Letzte macht das Licht aus gegen den Sparhaushalt der Bundesregierung

Region/Koblenz – Rund 3000 Menschen versammelten sich am 8. November vor dem Deutschen Bundestag in Berlin, um gegen den geplanten Sparhaushalt der Bundesregierung zu protestieren. Der aktuelle Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2024 sieht drastische Einsparungen im sozialen Bereich vor, die insbesondere Dienste und Programme der Freien Wohlfahrtspflege mit Kürzungen in Höhe von 25 Prozent treffen würden.

Als Höhepunkt der Kampagne „Die Letzte macht das Licht aus“ riefen der AWO Bundesverband, das Zukunftsforum Familie (ZFF) und das Bundesjungendwerk der AWO zur Kundgebung vor dem Reichstag auf. Auch der AWO Bezirksverband Rheinland e.V. mobilisierte rund 40 Mitarbeitende und Mitglieder, die die Reise nach Berlin auf sich nahmen, um ihre Stimme gegen die geplanten Kürzungen gemeinsam zu erheben. „Als Mitarbeitende der Arbeiterwohlfahrt können wir nicht dabei zusehen, wie die wichtige Arbeit, die wir mit unseren Diensten und Einrichtungen leisten, von kurzsichtiger, realitätsferner Sparpolitik weggekürzt wird. Wir sind zu der Demo gekommen, um ein Zeichen zu setzen. Wir erheben unsere Stimme – vor Ort wie im digitalen Raum“, so Jeannette Hess, Leitung Fachbereich Bildungswerk und Verbandsarbeit.

Die Teilnehmer*innen der Kundgebung forderten den Bundestag auf, die vorgesehenen Kürzungen zurückzunehmen, den im Koalitionsvertrag festgelegten Verpflichtungen nachzukommen und die Finanzierung essenzieller Einrichtungen und Dienste sicherzustellen. Die Kampagne „Die Letzte macht das Licht aus“ setzt sich vehement gegen die Sparpolitik der Bundesregierung ein und kämpft für den Erhalt sozialer Programme.

Die Kundgebung erhielt auch Unterstützung von Verter*innen anderer Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege – Caritas, Diakonie, DRK, Paritäter, ZWST- sowie von der Gewerkschaft ver.di.
Um 17:30 Uhr fand abschließend eine deutschlandweite Aktion statt, bei der in sozialen Einrichtungen symbolisch die Lichter ausgingen. Gleichzeitig setzten die Teilnehmenden der Kundgebung vor dem Deutschen Bundestag ein starkes Zeichen, indem sie ihre Handylampen zunächst anschalteten, um sie dann für 25 Sekunden auszuschalten – eine Zeitspanne, die den geplanten Kürzungen von 25 Prozent im sozialen Bereich entspricht. Nach dieser symbolischen Dunkelheit wurde das Licht wieder eingeschaltet, begleitet von der klaren Botschaft: „Wir lassen uns das Licht nicht ausschalten!“.

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Flüchtlings-Lage in Mechernich ist angespannt

Mechernich – Der jüngste Flüchtlingsgipfel in Berlin ist weit weg. Die alltäglichen Herausforderungen bei der Unterbringung geflüchteter Menschen sind allerdings ganz nah – und die Lage ist mitunter angespannt. „Im Schnitt werden uns alle zwei Wochen rund 25 Personen zugewiesen“, berichtet Kati Jakob. Die Fachbereichsleiterin ist für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig, doch am Ende ist es eine Teamleistung der Mechernicher Verwaltung.

„Ich laufe regelmäßig zu den Kollegen des Gebäudemanagements, um gemeinsam zu überlegen, wo wir noch Menschen unterbringen können“, berichtet Kati Jakob. Durch diese Zusammenarbeit konnten jüngst vier Wohnhäuser in der Berg- und in der Bahnstraße umgenutzt werden. Rund 45 Menschen – vorrangig Familien – können dort untergebracht werden.

Weitere 50 Plätze entstehen in neuen Containern auf dem Gelände des Mechernicher Casinos, wo mit Alexander Neubauer auch der Integrationsbeauftragte der Stadt als Ansprechpartner (0173 5260605 und a.neubauer@caritas-eifel.de) zugegen ist. „Noch wenige Restarbeiten müssen dort erledigt werden, dann können wir die Räume hoffentlich im kommenden Monat belegen“, sagt Kati Jakob. Das ist auch nötig, weil die Reserven sonst knapp werden.

Aktuell rund 400 Geflüchtete

„Wir wollen vermeiden, dass Turnhallen und Dorfgemeinschaftshäuser belegt werden müssen“, sagt Dezernent Ralf Claßen: „Ich bin sehr dankbar, dass das Team von Kati Jakob und die Gebäudewirtschaft hier sämtliche Anstrengungen unternehmen, um das zu verhindern.“ Insgesamt kann die Verwaltung auf sechs größere Unterkünfte zurückgreifen, dazu gehören das Casino oder die Container-Standorte in der Peterheide und am Bonhoeffer-Haus.

„Wir bringen aktuell rund 400 Geflüchtete in Mechernich unter“, sagt Fachbereichsleiterin Kati Jakob. Neben Menschen aus der Ukraine, deren Zahlen allerdings rückläufig seien, gehörten Geflüchtete aus Ländern wie Syrien, Afghanistan oder der Türkei sowie vom afrikanischen Kontinent zu den Hauptpersonengruppen.

Mit Blick auf den Flüchtlingsgipfel in Berlin ist man in Mechernich derweil noch skeptisch. „Wir hoffen, dass die Flüchtlingszahlen dadurch etwas zurückgehen, damit wir nicht an unsere Grenzen kommen“, sagt Ralf Claßen. Weil er zudem Kämmerer ist, hat er auch die Zahl 7.500 Euro mit Interesse gelesen. Diesen Betrag möchte der Bund künftig als Pro-Kopf-Pauschale für Geflüchtete zahlen. „Wir wissen leider noch nicht, wieviel davon bei uns ankommt. Sicher ist, dass die 7.500 Euro als Einmalzahlung bei weitem nicht ausreichen werden. Ich kann nur an die Verantwortlichen appellieren, die Kommunen nicht alleine zu lassen“, so Ralf Claßen.

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Eine breite Allianz stärkt Aachen auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt

Aachen – Bislang haben 32 Unternehmen, Institutionen und Initiativen eigene Beiträge für Aachens Klimastadtvertrag, den Gesamtplan für eine Kohlendioxid (CO2)-neutrale Kommune im Jahr 2030, formuliert. „Klimaschutz geht uns alle an“, sagte Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen. „Und jede und jeder kann etwas beitragen.“ Die Stadt hat sich bereits im Jahr 2020 per Ratsbeschluss zur Klimaneutralität bekannt. Seit 2022 gehört Aachen zu 100 ausgewählten Städten in Europa, die beispielhaft zeigen wollen, wie kommunale Klimaneutralität bis zum Jahr 2030 erreicht werden kann. Ein erster Meilenstein ist die Erstellung eines Gesamtplans für den Weg zur CO2-neutralen Kommune. Bis November 2023 sind für den sogenannten Aachener Klimastadtvertrag 32 Beiträge von ganz unterschiedlichem Umfang eingegangen, darunter die von RWTH Aachen, FH Aachen, STAWAG, der Tischlerei Korr, Sparkasse und Trianel und anderen mehr. Ziel ist, dass bis ins Frühjahr 2024 mindestens einhundert Beiträge zusammenkommen, mehr sind wünschenswert.

„Ein lebenswertes und zukunftssicheres Aachen ist unser gemeinsames Ziel. Der Weg zur klimaneutralen Stadt ist eine herausragende Chance zur Stärkung der Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit Aachens“, sagte Keupen. „Mit dem Klimastadtvertrag entwickeln wir ein gemeinsames Navigationspapier dafür. Das gibt uns in Aachen einen gewaltigen Schub nach vorne und zeigt den Weg zur nachhaltigen Transformation auf.“ Klimaneutralität sei nicht von heute auf morgen zu erreichen. „Der Weg ist dynamisch und hängt vom Einsatz vieler engagierter Akteur*innen ab“, so Keupen. „Ein Projekt, das unser aller Einsatz bedarf und das wir nur gemeinsam umsetzen können, indem wir Zeit, Ressourcen, Finanzen, Ideen und Vorhaben aufeinander abstimmen.“

Die EU-Mission „100 Climate-Neutral and Smart Cities by 2030“ ist für Aachen ein mächtiges Instrument auf dem Weg zur klimaneutralen Kommune. Die Auswahl als Best-Practice-Stadt aus insgesamt 370 Bewerberstädten ist nicht nur eine Auszeichnung, sondern gilt auch als Qualitätssiegel und Zeugnis eines ernsthaften und tragfähigen Konzepts für das eine Ziel: Im Jahr 2030 werden in Aachen nur noch so viele Treibhausgase freigesetzt, wie sie durch die Bindung von Kohlenstoff ausgeglichen werden können.

Der Klimastadtvertrag: Ein Werkzeugkoffer für die Gesamtvision

Eine erste wichtige und gemeinsame Aufgabe im Rahmen der EU-Mission ist es, den Aachener Klimastadtvertrag zu verfassen und zu beschließen, der im März 2024 bei der EU abgegeben werden muss. Der Klimastadtvertrag gilt als umfassender Plan einer Stadtgesellschaft, um den Wandelprozess zur klimaneutralen Stadt zu bewältigen.

Heiko Thomas, Beigeordneter für Klima und Umwelt, Stadtbetrieb und Gebäude, erläuterte: „Aachen kann ein Experimentier- und Innovationszentrum für klimaneutralen Wandel werden. Dabei wird gefragt: Was funktioniert gut und was hat eine echte Hebelwirkung mit Blick auf die Reduktion der Treibhausemissionen? Ausprobieren ist dabei ausdrücklich erwünscht! Die gesamte Stadtgesellschaft – darunter Unternehmen, Institutionen und Vereine – ist gefragt, sich bestmöglich im Transformationsprozess einzubringen. Wichtig sind Maßnahmen mit echter Hebelwirkung, Forschungs- und Transferleistungen sowie kleine Veränderungsprozesse.“

Als Gesamtplan enthält der Klimastadtvertrag wichtige Hinweise, wie in allen Sektoren (zum Beispiel Energie, Gebäude, Abfallwirtschaft und Verkehr) Klimaneutralität zu erreichen ist. Beiträge aus der Stadtgesellschaft werden ebenso aufgelistet wie ein Umsetzungs- und Maßnahmenkatalog und ein Finanzplan.

Als ausgewählte Stadt wird Aachen neben der inhaltlichen Unterstützung in der Strategieentwicklung, der Aufstellung eines Aktionsplans sowie der Einbindung der Stadtgesellschaft bei der Entwicklung zielführender Strukturen beratend tätig sein. Außerdem werden ein bevorzugter Zugang zu einer Vielzahl von Finanzierungsmöglichkeiten wie Förderkulissen, Drittmitteln und vergünstigten Krediten über EU-Programme in Aussicht gestellt. Der Europäischen Union ist bewusst, dass keine der an der Mission teilnehmenden Kommunen in der Lage ist, die Kosten für Klimaneutralität aus dem regulären Haushalt zu tragen. Im Klimastadtvertrag soll das ausdrücklich dargestellt werden.

Jeder Beitrag zählt

Zu den Vorreiter-Einrichtungen, die bereits Beiträge für den Klimastadtvertrag eingereicht haben, zählen zum Beispiel die RWTH Aachen, die FH Aachen, die Tischlerei Korr und die STAWAG sowie die Sparkasse und die Trianel GmbH. Überdies haben sich bereits weitere 26 Aachener Unternehmen und Einrichtungen bei der Stadt gemeldet und wollen sich beteiligen. Einige Vertreter äußerten sich zu ihrer Motivation im Pressegespräch.

Der Rektor der RWTH, Professor Dr. Dr. Ulrich Rüdiger sagte: „Unser Ziel einer klimaneutralen RWTH haben wir bereits vor mehreren Jahren formuliert. Als eine der größten Arbeitgeberinnen der Region und wichtige Akteurin in der Stadt wollen wir so auch einen erheblichen Beitrag zu einem klimaneutralen Aachen bis 2030 leisten. Daher unterstützt die RWTH den Klimastadtvertrag sehr gerne als Premium-Partner.“

„Der Umgang mit dem Klimawandel fordert unser volles Engagement. Gemeinsam mit unseren Partner*innen in Aachen sind wir gefordert, Lösungen für eine nachhaltige und klimaneutrale Entwicklung zu finden und umzusetzen“, betonte FH-Kanzler Volker Stempel.

Der Geschäftsführer der Tischlerei Korr, Olaf Korr, erläuterte: „Wir möchten uns, neben all den großen Player dieser Stadt, bewusst als kleiner Betrieb an der Entwicklung beteiligen, um zu zeigen, dass es bei der Klimawende auf alle ankommt und jeder Beitrag zählt. Am Ende ist es die Summe der vielen Kleinigkeiten.“

Und Wilfried Ullrich, Vorstand der STAWAG hob hervor: „Wir gratulieren der Stadt, dass sie den Zuschlag für dieses Projekt erhalten hat und damit ihren Klimazielen noch mehr Nachdruck verleihen kann. Uns ist es ein besonderes Anliegen, den Bürgerinnen und Bürgern möglichst klimafreundliche Produkte anzubieten. So haben wir als Vorreiter der Energiewende bereits 25 Windparks und 12 Solarfelder am Netz und erzeugen so viel grünen Strom in eigenen Anlagen, dass wir rechnerisch alle Aachener Haushalte und Gewerbebetriebe klimafreundlich versorgen können. Außerdem arbeiten wir intensiv am Ausbau des Wärmenetzes.“

Gemeinsam zu einem klimaneutralen Aachen

Ein klimaneutrales Aachen kann nur gemeinschaftlich erreicht werden. Daher sind Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Initiativen, Interessenvertretungen und Verbände weiterhin dazu eingeladen, eigene Beiträge in den Klimastadtvertrag einzubringen. „Es gibt verschiedene Beteiligungsstufen von Basis- bis zu Premium-Partnerschaften. Die Unterstützungsleistung kann vielfältig aussehen: Von einer Selbstverpflichtung zur Klimaneutralität – gänzlich oder in Teilen – über Innovation und Wissen bis zur Multiplikation und Aufklärung“, sagte Dr. Carin Jansen von der Geschäftsstelle „Klimaneutrales Aachen 2030“.

Ziel der Stadtverwaltung als Koordinatorin des Prozesses ist es auch, die Stadtgesellschaft in ihrer Vielfalt auf dem gemeinsamen Weg zur „Klimaneutralität bis 2030“ aktiv einzubeziehen. Die Unterzeichner*innen fungieren auch als Vorbilder und Ideengeber für Unternehmen und Institutionen, die sich gerade auf den Weg machen, ihren Betrieb klimaneutral auszurichten. „Der Austausch und das Netzwerken sind ausdrücklich Teil des Konzepts“, betonte Jansen. Alle Beiträge gehen in den Klimastadtvertrag ein, der im Frühjahr 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die Stadtverwaltung legt als ihren Beitrag das aktuell in der Fortschreibung befindliche Integrierte Klimaschutzkonzept (IKSK) vor.

Hintergrund

Die EU-Kommission stellt für die Mission „100 Climate-Neutral and Smart Cities by 2030“ im Rahmen der Förderkulisse HORIZON Europe 360 Millionen Euro bereit. Die „Cities Mission“ will 100 europäische Städte dabei unterstützen, mit einem hohen Grad an Innovation Klimaneutralität bis ins Jahr 2030 zu erreichen und somit zu Vorbildern für alle europäischen Städte zu werden. Die Städte-Mission ist eine von fünf EU-Missionen im Rahmen von HORIZON Europe. All diese Missionen bieten konkrete Lösungen für einige unserer größten gesellschaftlichen Herausforderungen.

Städte sind für mehr als 70 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich und verbrauchen über 65 Prozent der weltweiten Energie. Maßnahmen in den Städten sind für den Klimaschutz von entscheidender Bedeutung und können wesentlich zur Erreichung des Ziels des Europäischen Green Deal beitragen.

Daher zielt die Städte-Mission darauf ab, Städte dabei zu unterstützen, klimaneutral zu werden. Im April 2022 wurden 100 Städte in der EU und 12 Städte in Ländern, die mit Horizont Europa, dem Forschungs- und Innovationsprogramm der EU (2021-2027), assoziiert sind, ausgewählt, die dann mit Unterstützung der Missionsplattform mit der Entwicklung von Klimastadtverträgen begannen.

Neben Aachen gibt es acht weitere deutsche Städte, die für die EU-Mission ausgewählt wurden, darunter Dortmund, Dresden, Frankfurt/Main, Heidelberg, Leipzig, Mannheim, München und Münster.

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Die Wärmewende in Aachen gemeinsam gestalten

Aachen – „Aachen möchte bis 2030 klimaneutral werden, mit anderen
Worten, wir müssen noch schneller Kohle, Gas und Öl durch erneuerbare Energien ersetzen und hin zu einer klimaneutralen Wärme- und Kälteversorgung kommen. Mit dem in der Stadt
vorhandenen Know-how aus der Wissenschaft, den Akteuren auf dem Wärmemarkt und der hochengagierten Stadtgesellschaft kann diese große Herausforderung gemeistert werden“, stellt Oberbürgermeisterin Sybille Keupen zum Auftakt eines Diskussionsabends zur Wärmewende fest.

In den Räumen der Trianel-Zentral auf der Krefelder Straße informieren sich rund 160 Bürgerinnen und Bürger aus Aachen sowie Expertinnen und Experten aus der Energiewirtschaft und Wissenschaft über die Bedeutung und Herausforderungen bei der
Wärmewende. Neben Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen erläutern Prof. Dr. Rolf Bracke, Direktor Fraunhofer IEG, Dr. Christian Becker, Vorstand der STAWAG sowie Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung Trianel GmbH, die anstehenden Herausforderungen und Lösungsansätze.

„Über 50 Prozent der in Deutschland umgesetzten Energie wird als Wärme in Haushalten und Industrie genutzt. Geothermie, Großwärmepumpen und moderne Wärmenetze können hier langfristig eine klimaneutrale Energiequelle erschließen, die auf regionalem Know-how fußt und die Brücke vom Kohlebergbau zum Wärmebergbau schlägt“, stellt Prof. Rolf Bracke fest. Dabei betont er auch die besonderen geologischen Möglichkeiten der Stadt Aachen.
„Heißes Wasser aus der Tiefe wird in vielen europäischen Städten zur Wärmeversorgung genutzt und kann auch in Aachen zu einer alternativen, klimafreundlichen Wärmequelle werden.

Aachen profitiert bereits seit römischer Zeit von dieser heimischen Energiequelle für die Beheizung von Gebäuden. Den modernen Beitrag der Geothermie für die kommunale Wärmeplanung wollen wir aufzeigen und zunächst die Daten sammeln, die wir auf dem Weg
zur Wärmewende im südlichen Rheinland brauchen“, so Prof. Rolf Bracke.

Eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung der Wärmewende in Aachen spielt die STAWAG als örtlicher Energieversorger schon heute. „Ein großer Hebel für lokale Klimaschutzmaßnahmen liegt im Wärmesektor“, betont Dr. Christian Becker. „Deshalb erhöhen wir auch für die Wärmewende unser Tempo und schieben entsprechende
Maßnahmen an.“

Eine neue Dynamik und vor allem einen neuen gesetzlichen Rahmen bekommt die Wärmewende durch das ab dem 1. Januar 2024 in Kraft tretende Gebäudeenergiegesetz (GEG). „Mit der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes und dem geplanten Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung erhält die Fernwärme eine besonders große Bedeutung. Heute nutzen wir noch die Abwärme aus dem Kraftwerk Weisweiler, für die Zukunft prüfen wir derzeit verschiedene Optionen wie z.B. die Nutzung der Abwärme aus der Müllverbrennung oder einen Eigenerzeugungsmix auf der Basis von dezentralen Kraft-Wärme-
Kopplungsanlagen und großen Wärmepumpen.

Auch die Tiefengeothermie ist ein zentraler Bestandteil unserer Überlegungen“, betont Dr. Christian Becker. Im Sinne einer nachhaltigen Wärmewende für Aachen setzt STAWAG aber nicht auf den Aus- und Umbau der Fernwärmenetze in Aachen, sondern auch auf Energieeffizienz. „Ziel ist es, bis 2045 rund 50 Prozent der Wärmelast in Aachen über Fernwärme bereitzustellen. Dabei gehen wir davon aus, dass durch Dämm- und Effizienzmaßnahmen der Heizenergiebedarf mittelfristig um 30 Prozent sinken wird“, so Christian Becker weiter.

„Der Umbau der Wärmeversorgung in Aachen und auch in ganz Deutschland ist ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die Wärmewende ist dabei vor allem eine große Gemeinschaftsaufgabe, bei der Fachleute aus der Energiewirtschaft, dem Handwerk sowie wie die Bürgerinnen und Bürger politische Klarheit brauchen, um bald in die Umsetzung zu kommen. Formell ist die Kommune in der Pflicht, aber Stadtwerke sind die zentralen Umsetzer. Zentraler Erfolgsfaktor wird die Zusammenarbeit zwischen Stadtwerk und Kommune sein. Aber es kommt natürlich auch auf das Engagement der Verbraucher an.

Das große Interesse der Aachener Bürgerinnen und Bürger am heutigen Diskussionsabend zur Wärmewende verdeutlicht die große Bereitschaft aller Beteiligten hier voranzugehen“, fasst Sven Becker den Diskussionsabend zusammen.