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Technische Pannen beim E-Rezept frustrieren Patienten und Apothekerschaft in Rheinland-Pfalz

Region/Mainz – Seit dem 01.01.2024 sind Arztpraxen gesetzlich dazu verpflichtet, Rezepte für verschreibungspflichtige Arzneimittel elektronisch auszustellen. Doch seit mehreren Wochen hakt das System und es treten gehäuft Störungen im E-Rezept-System auf, die oftmals für stundenlange Ausfälle sorgen. Apotheken sind in dieser Zeit nicht in der Lage, E-Rezepte vom zuständigen Fachdienst (Server) abzurufen und Arzneimittel an ihre Patientinnen und Patienten schnell und zuverlässig auszugeben.

„Dieser inakzeptable Zustand geht an die Substanz“, sagt Thomas Christmann, Vizepräsident der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz. Besonders in den Morgenstunden streikt das System. „Wir müssen dann unsere Patienten unverrichteter Dinge wieder nach Hause schicken und vertrösten. Viele von ihnen kommen morgens direkt vom Arzt und müssen schnell mit lebensnotwendigen Arzneimitteln versorgt werden. Uns sind in diesen Fällen aber die Hände gebunden! Viele Patienten verstehen diese Problematik nicht und machen uns als Apotheke dafür verantwortlich“, beklagt Christmann.

Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) ruft derweil das Bundesgesundheitsministerium (BMG) als auch die gematik zu schnellem Handeln auf: „Die Lage in den Apotheken ist ohnehin schon angespannt: Immer mehr Betriebe müssen wegen der dauerhaften Unterfinanzierung schließen, hinzu kommen der Personalmangel und die gravierende Lieferengpass-Krise. In dieser schwierigen Situation erklären wir unseren Patientinnen und Patienten seit Jahresbeginn ein neues Verordnungssystem, das an einigen Stellen leider noch holpert. Die Ausfälle sind leider nicht das einzige Problem mit dem E-Rezept: Vielmehr verordnen immer noch zahlreiche Arztpraxen mit der Stapelsignatur, was dazu führt, dass Patientinnen und Patienten ihre Arzneimittel erst sehr viel später in den Apotheken erhalten. Und die Krankenkassen weigern sich weiterhin – trotz dieser komplizierten Einführungsphase – grundsätzlich auf Retaxationen zu verzichten“. Auch Peter Stahl, Kammerpräsident der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz, stellt sich auf die Seite von Hubmann: „Wir appellieren eindringlich an das BMG und die gematik, das neue Verordnungssystem technisch zu stabilisieren, um so die oftmals ohnehin herausfordernde, gesicherte Arzneimittelversorgung für die Bevölkerung nicht zusätzlich zu erschweren.“

Die technische Umsetzung des E-Rezepts fällt unter die Zuständigkeit der gematik, die im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums handelt. Das Bundesgesundheitsministerium hat die Aufsicht über die gematik und setzt über Gesetze und Verordnungen den Rahmen für ihre Tätigkeiten im Gesundheitswesen fest.

Die Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts die gesetzliche Standesvertretung der in Rheinland-Pfalz tätigen Apothekerschaft. Sie vertritt damit die berufspolitischen Anliegen der derzeit 3.650 Mitglieder aus öffentlichen Apotheken, Krankenhausapotheken, Forschung, Lehre, Industrie, Bundeswehr und Verwaltung. Die Landesapothekerkammer wirkt in dem vom Heilberufsgesetz vorgeschriebenen Rahmen bei den Aufgaben des öffentlichen Gesundheitswesens mit und nimmt die beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Belange der Gesamtheit der Kammermitglieder wahr.

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Flüchtlings-Unterkunft in Gerolstein-Michelbach – Belegung wird im Monat März 2024 beginnen

Daun/Gerolstein – Vertrag inzwischen unterschrieben – Belegung startet zeitnah – Weitere Gesprächs- und Informationsangebote vor Ort wurden bisher nicht angenommen – Als es Ende Januar Widerstand gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft in Michelbach gegeben hat, hat die Kreisverwaltung Vulkaneifel reagiert und die für den 01. Februar geplante Belegung nach hinten verlegt.

In der Zwischenzeit wurde der Vertrag zwischen der Verwaltung und dem Betreiber unterschrieben und die Belegung der Unterkunft wird im Laufe des Monats März beginnen. Um auf die Sorgen der Bevölkerung vor Ort zu reagieren, hatte Landrätin Julia Gieseking weitere Gesprächs- und Informationsangebote in Form von Bürgersprechstunden in Michelbach angeboten, die leider nur von einer Person wahrgenommen wurden. Gleichzeitig weist die Landrätin nun Falschaussagen zurück und distanziert sich von menschenverachtenden und fremdenfeindlichen E-Mails und Schreiben, die sie und die Verwaltung seit Wochen erhalten.

Landrätin Julia Gieseking hat auf Sorgen und Bedenken der Bürgerinnen und Bürger reagiert – Gesprächs- und Informationsangebote vor Ort wurden nicht angenommen „Mir ist es ein wichtiges Anliegen gewesen, die Bürgerinnen und Bürger vor Ort in der für den 25.01.2024 geplanten Informationsveranstaltung persönlich und direkt über das Vorhaben zu informieren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Mein Anliegen war es, dass die Michelbacher nicht aus der Zeitung oder aus den Sozialen Medien erfahren, was konkret in Michelbach geplant ist, sondern direkt von mir, meiner Verwaltung und dem Betreiber“, erläutert Landrätin Julia Gieseking. Die aufgebrachte Stimmung bereits im Vorfeld der Veranstaltung machte die Ende Januar geplante Informationsveranstaltung auch wegen der zeitgleich durchgeführten Demonstration der Michelbacher Dorfbevölkerung unmöglich.

Landrätin Julia Gieseking hat daher am 24.01.2024 ein Schreiben direkt in Michelbach durch Einwurf in die Briefkästen verteilen lassen. Dieses enthielt weitere Informationen zur Unterbringung von Geflüchteten im Landkreis Vulkaneifel im Allgemeinen und zu der Unterbringung im ehemaligen Hotel Huschens. Da Landrätin Julia Gieseking wahrgenommen hatte, dass den Bürgerinnen und Bürgern der zeitliche Vorlauf zwischen der Informationsveranstaltung und dem Start der Belegung der Unterkunft zu kurzfristig war und diese sich hier überrumpelt gefühlt haben, hatte sie zeitgleich versichert, die Belegung der Unterkunft zeitlich nach hinten zu verschieben und nicht bereits zum 01. Februar geflüchtete Menschen in Michelbach unterzubringen. Leider wurden zahlreiche Informationsschreiben der Landrätin ungeöffnet und ungelesen oder zerrissen direkt an sie selbst zurückgegeben sowie im ehemaligen Hotel Huschens in den Briefkasten geworfen.

In der Stadtratssitzung in Gerolstein am 24.01.2024, an der auch sehr viele Michelbacher und Michelbacherinnen teilnahmen, informierte Landrätin Julia Gieseking vollumfänglich zu dem Thema und ging auch auf die Fragen der Stadtratsmitglieder ein.

Um den Bürgerinnen und Bürgern erneut die Möglichkeit zu geben, sich über das Vorhaben des Landkreises und das Konzept des Betreibers zu informieren, war Landrätin Julia Gieseking vergangene Woche an zwei Terminen zu Bürgergesprächen in Michelbach. „Ich habe zahlreiche Mails mit ganz unterschiedlichen Sorgen, Bedenken und Ängsten der Bürgerinnen und Bürger bekommen. Um auf diese individuell eingehen zu können, habe ich die Bürgerinnen und Bürger von Michelbach für den 27. und 29.02. zu unterschiedlichen Uhrzeiten – um auch unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden – eingeladen und ihnen die Möglichkeit gegeben, mit mir direkt im Hotel Huschens sprechen zu können. Leider wurde dieses Angebot nur von einer einzigen Person wahrgenommen,“ teilt Landrätin Julia Gieseking mit.

„Ich kann verstehen, dass die Einwohner von Michelbach sich überrumpelt gefühlt haben. Den Vorwurf, dass die zeitlichen Abläufe zu kurzfristig waren, nehme ich auf mich. Ich bedauere es jedoch sehr, dass wir erst gar nicht die Chance bekommen haben, das Vorhaben sowie den Betreiber und das Betreiberkonzept vorzustellen. Dadurch hätten viele Vorurteile und auch falsche Aussagen, die weiterhin im Umlauf sind, vermieden werden können“, so Landrätin Julia Gieseking.

Unterbringung von Flüchtlingen ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Landkreis, Verbandsgemeinden und Ortsgemeinden

Nach Landesaufnahmegesetz RLP liegt die Verantwortung für die Unterbringung von Geflüchteten bei den Landkreisen, den Verbandsgemeinden und den Ortsgemeinden.

Seit dem Angriff auf die Ukraine arbeitet der Landkreis Vulkaneifel gemeinsam mit den Verbandsgemeinden daran, angemessenen Wohnraum für geflüchtete Menschen zu finden. Diese Bemühungen wurden in den politischen Gremien auf allen Ebenen stets offen thematisiert. Es ist allgemein bekannt, dass privater Wohnraum nicht ausreichend zur Verfügung steht.

„Wir sind nicht nur gesetzlich dazu verpflichtet die geflüchteten Menschen aufzunehmen und ihnen ein menschenwürdiges Zuhause zu bieten, wir haben auch die humanitäre Verpflichtung Menschen zu helfen, die auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Not zu uns kommen,“ erklärt die Landrätin. „Als Landkreis, als Verbands- und Ortsgemeinde haben wir keinen Einfluss auf die Zuweisungen und deren Höhe. Die Frage wie viele geflüchtete Menschen aufzunehmen sind, wird auf EU- und Bundesebene entschieden. Die geflüchteten Menschen werden uns auch weiterhin zugewiesen und es ist auch weiterhin unsere gesetzliche Aufgabe diese unterzubringen“, so Landrätin Julia Gieseking weiter.

Die Unterbringung von Flüchtlingen ist eine Mammutaufgabe, die nur gemeinsam gelingen kann. „Der Druck, der auch auf meinen Mitarbeitenden in der Verwaltung lastet, ist enorm hoch. Es ist eine belastende Situation, wenn man weiß, dass zweimal in der Woche geflüchtete Menschen ankommen, man aber nicht abschätzen kann, wie lange der Wohnraum reichen wird und kein neuer Wohnraum in Sicht ist“, so Landrätin Julia Gieseking. „Auch wenn eine dezentrale Unterbringung in den Städten mit entsprechender Infrastruktur wünschenswert wäre, so bin ich dennoch froh, dass wir eine weitere Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Hotel Huschens in Michelbach gefunden haben, die die Möglichkeit bietet, Flüchtlinge adäquat unterzubringen. Wir haben uns im letzten Jahr über 400 Wohnungen und 40 leer stehende größere Hotels und Gebäude angeschaut. Es gibt aktuell keine Alternative, die uns dauerhaft eine Entlastung und ausreichend Wohnraum verschafft, um auch kurzfristig auf höhere Flüchtlingszahlen reagieren zu können. Eine Belegung von Hallen oder Turnhallen lehne ich weiterhin strikt ab“, sagt Landrätin Julia Gieseking.

Mit der Musleh GmbH hat die Kreisverwaltung Vulkaneifel zudem einen erfahrenen Partner gefunden, der seit Beginn des Krieges in der Ukraine in einem Landkreis mit signifikant hohen Flüchtlingszahlen für eine sichere Unterbringung und Betreuung gesorgt hat.

Der Vertrag mit dem Betreiber wurde inzwischen unterzeichnet, und die Belegung der Flüchtlingsunterkunft wird im Laufe des Monats März mit Familien beginnen. Es werden täglich zwei Personen vor Ort sein, um sich um die Bedürfnisse der geflüchteten Menschen zu kümmern und Ihnen bei ihrer Ankunft im Landkreis Vulkaneifel zu helfen. Ein Kleinbus steht für Einkaufsfahrten, Arzt- oder Behördenbesuche zur Verfügung. Darüber hinaus hat der Landkreis Vulkaneifel ab dem 01.04.2024 einen Flüchtlingslotsen beschäftigt, der sich sowohl um die Belange der Flüchtlinge kümmern als auch der Bevölkerung als Ansprechpartner zur Verfügung stehen wird.

„Ich möchte abschließend nochmals meine Bereitschaft bekräftigen, mit den Bewohnern und Bewohnerinnen von Michelbach in Dialog treten zu wollen. Die Bedenken in der Bevölkerung nehme ich ernst und ich hoffe, dass wir in einen vernünftigen Austausch miteinander kommen und sachlich und respektvoll miteinander diskutieren können. Es ist entscheidend, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen, Brücken bauen und gemeinsam Lösungen finden. Ich hoffe aber auch, dass wir auch weiterhin die uns zugewiesenen Menschen bei uns willkommen heißen. Auch diese Menschen bringen Sorgen und Ängste mit. Wir haben viele positive Beispiele von Flüchtlingsarbeit und auch von Integration in unserem Landkreis. Ich würde mir wünschen, dass es uns gemeinsam gelingt, Vorurteile abzubauen, und offen aufeinander zuzugehen“, so Landrätin Julia Gieseking.

 

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Weltfrauentag am heutigen 08. März 2024 – Aktionstag in Aachen

Aachen – Unter dem Motto „sie!her – starke Vorbilder“ lädt der Aktionstag zum Weltfrauentag am heutigen 8. März 2024 in der Volkshochschule (VHS) Aachen und im Aachener Rathaus zu einem vielfältigen Programm ein. Eine Stadtführung, vielfältige Workshops, eine Kundgebung und ein Filmabend erwarten die Besucher*innen der Veranstaltung. Das ausführliche Programm und die Kernbotschaften stellten die Veranstalterinnen Sabine Bausch, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aachen, Dr. Beate Blüggel, Direktorin der VHS Aachen sowie Ann-Katrin Steibert, Gewerkschaftssekretärin DGB-Region NRW Süd-West, nun vor.

Das Programm

Um 13 Uhr startet der Aktionstag mit der Stadtführung „Auf den Spuren Aachener Frauen“. Nach der offiziellen Begrüßung um 14.30 Uhr in der VHS Aachen, beginnt ab 15 Uhr die erste von zwei Workshop-Phasen. In den Workshops werden unterschiedliche Aspekte feministischer Themen aufgegriffen: Familiengründung und Schwangerschaftsabbruch, Reparaturen im Haushalt, Wechseljahre oder das Leben von Frauen und Mädchen in Afghanistan sind nur ein paar Aspekte, die näher beleuchtet werden. „Dieser Aktionstag schafft Solidarität zwischen Frauen, weil hier viele Formate und Themen gebündelt werden. Das ist viel besser als viele kleine einzelne Veranstaltungen“, ist Ann-Katrin Steibert überzeugt.

Passend zum Motto des Weltfrauenaktionstages „sie!her – starke Vorbilder“ findet auch ein Workshop statt, bei dem die Teilnehmenden Plakate mit ihren ganz persönlichen weiblichen Vorbildern anfertigen. Diese Plakate können sie um 18 Uhr zur anschließenden Kundgebung vor dem Aachener Rathaus mitbringen. Wer nicht am Workshop teilnimmt, kann sein weibliches Idol anders zeigen: Fotos und Figuren egal, ob digital oder analog sind gern bei der Kundgebung gesehen. „Gerade in der Geschichte fehlt es häufig an weiblichen Vorbildern“, weiß Sabine Bausch nicht zuletzt wegen ihres eigenen Vorbilds Hannah Arendt. „Hannah Arendt ist eine der wenigen bekannten Philosophinnen. Dieses Feld ist und war ebenfalls lange eine Männerdomäne“, erläutert sie.

Ab 18.45 Uhr beginnt die Abendveranstaltung im Krönungssaal, auf der Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen und Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie und Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen sprechen. Daran schließt sich um 20.15 Uhr eine Filmvorführung „Sternstunde ihres Lebens“ an. „Dass wir für die Veranstaltung das Wohnzimmer der Stadt Aachen nutzen dürfen, gibt dem Weltfrauenaktionstag ein besonderes Gewicht und bedeutet viel für die Frauen“, freut sich Dr. Beate Blüggel.

„Wir hoffen, dass wir mit unserem Format viele ansprechen, die sonst nicht so viel von unserer Arbeit mitbekommen, weil das Thema Gleichberechtigung und Emanzipation ein Thema für alle Menschen ist“, wünscht sich Bausch.

Weitere Informationen

Das Gleichstellungsbüro der Stadt Aachen, der DGB Region NRW Süd-West und die vhs Aachen organisieren die Angebote des Aktionstages. Alle Menschen, die sich mit feministischen Themen auseinandersetzen wollen, sind herzlich eingeladen. Die Teilnahme ist kostenfrei.

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„Kommunale Verschuldung – Höchste Zeit zum Gegensteuern“

Region/Koblenz/Ludwigshafen/Mainz/Trier – Zum am Freitag, den 1. März 2024 veröffentlichten Bericht des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz zu den Schulden der rheinland-pfälzischen Kommunen äußert sich Dr. Florian Steidl, steuer- und finanzpolitischer Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz: „Es ist kein Geheimnis, dass viele rheinland-pfälzische Kommunen hoch verschuldet sind.

Die neue Statistik bestätigt dies einmal mehr, zumal sie auch die Schulden außerhalb der Kernhaushalte berücksichtigt und damit ein vollständigeres Bild der Schuldensituation zeichnet. Auch das überdurchschnittliche Verschuldungsniveau der kreisfreien Städte zeigt, dass es höchste Zeit ist, gegenzusteuern: Die Politik muss an den Ursachen ansetzen – es reicht nicht, sich darauf zu konzentrieren, die Symptome zu lindern.

Eine hohe Verschuldung und damit auch hohe Tilgungslasten schränken die finanzielle Handlungsfähigkeit der betroffenen Kommunen ein. Dann sind meist auch die kommunalen Steuern hoch und das Angebot an öffentlichen Leistungen lückenhaft. Das hat Auswirkungen auf die Standortbedingungen auch für Unternehmen. Gesunde Kommunalfinanzen sind daher im Interesse der Wirtschaft.

Hochverschuldete Kommunen können sich aus eigener Kraft nicht aus der finanziellen Not befreien. Die Teilübernahme von Schulden durch das Land im Rahmen des Kommunalen Entschuldungsfonds ist ein wichtiger Schritt. Allerdings bleiben nachhaltig ausgeglichene Haushalte eine Herausforderung. Damit die Verschuldung nicht weiter steigt, müssen vor allem Pflichtaufgaben durch Bund und Land besser mitfinanziert werden. Für die Gesundung der Kommunalfinanzen brauchen wir ein klares Bekenntnis zur Mitverantwortung, der auch Taten folgen. Das würde auch helfen, Unternehmen an den Standorten zu halten.“

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Brandbrief an die Minister Laumann und Lauternach wegen Unterfinanzierung der Pflege

Mechernich – „In der Pflege ist es »fünf nach zwölf«“: Sozialwerk-Geschäftsführer Norbert Arnold von der Communio in Christo in Mechernich mit 280 Beschäftigten schlägt Alarm in Berlin und Düsseldorf – Kölner Tageszeitungen berichten.

„In der Pflege ist es »Fünf nach zwölf«“ titeln „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Kölnische Rundschau“ in ihren Ausgaben am Mittwoch, 28. Februar. Der Redakteur Thorsten Wirtz berichtet über einen „Brandbrief“, den Sozialwerks-Geschäftsführer Norbert Arnold von der Communio in Christo in Mechernich mit 280 Beschäftigten tags zuvor an die Gesundheitsminister Laumann und Lauterbach in Düsseldorf und Berlin geschrieben hat.

Das Schreiben aus Mechernich ist Teil einer konzertierten Aktion des Verbandes Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e. V. (VDAB), einem bundesweiten Trägerverband für private Pflegeunternehmen. „Für uns geht es derzeit um das wirtschaftliche Überleben!“, heißt es in dem offenen Schreiben von Norbert Arnold, das auch an die örtlichen Bundes- und Landtagsabgeordneten sowie an die Medien versendet wurde: „Uns geht schlicht das Geld aus, es ist schon fünf nach zwölf!“

„Die gegenwärtige Lage in der Pflegebranche stellt mich und das von mir geführte Unternehmen vor immense Herausforderungen“, so Norbert Arnold weiter, der das Sozialwerk des Ordo Communionis in Christo mit Pflegeinrichtungen in Mechernich (Langzeitpflege Communio in Christo) und Blankenheim (Seniorenpflegeeinrichtung „Haus Effata“) sowie das Sterbehospiz „Stella Maris“ in Mechernich seit über 20 Jahren leitet.

Gleichzeitig wolle der 59-jährige Jurist die Mitarbeiter nicht beunruhigen, schreibt Thorsten Wirtz: „Wir sind ein stabiles Unternehmen, das die aktuelle Situation auf jeden Fall überleben wird. Als gemeinnütziger Verein dürfen wir Spenden entgegennehmen, das hilft uns natürlich.“

Aber: „Wir sind darauf angewiesen, dass uns Pflegekassen und Sozialhilfeträger zeitgerecht auskömmliche Preise zugestehen und wir die Zahlungen dann auch pünktlich erhalten.“ Genau das aber sei das Problem: „Seit Jahresbeginn zahlen wir unseren Mitarbeitern in der Pflege höhere Gehälter und einen Inflationsausgleich von 250 Euro pro Monat. Aber die höheren Sätze werden uns aktuell noch nicht erstattet.“

„Mit dem Rücken zur Wand“

Jährlich zum 1. November verhandelten die Pflegeeinrichtungen mit Vertretern der Krankenkassen und des Landschaftsverbands die neuen Pflegesätze aus, sagte Arnold im Interview: „Mit viel Glück haben wir bis zum Jahresende einen unterschriebenen Vertrag vorliegen, der die neuen Sätze regelt.“

Doch aktuell sei es anders: „Es ist jetzt Ende Februar, und wir haben immer noch keinen Bescheid. Es ist eine Unverschämtheit“, klagt Arnold im Gespräch mit den großen Kölner Tageszeitungen, die mit ihren Lokalausgaben auch in der Stadt Mechernich und im Kreis Euskirchen erscheinen: „Uns laufen die Kosten davon und Einnahmen fehlen.“

Um das Verfahren zu beschleunigen, fordert Arnold eine Sechs-Wochen-Frist: „Diese Zeit sollte mehr als ausreichen, um die neuen Pflegesätze zu bestätigen. Wir brauchen Planungssicherheit!“ Während er sein Unternehmen trotzdem als gut aufgestellt betrachte, sehe er für viele kleinere Häuser eine existenzbedrohende Lage: „Was ja noch hinzukommt, ist, dass wegen des Personalmangels nicht alle Plätze belegt werden können.“

Wirtschaftlich stünden dadurch in der Branche viele Einrichtungen mit dem Rücken zur Wand. „Dass das kein Hirngespinst, sondern Realität ist, zeigen die vielen Meldungen über Insolvenzen in der Pflegebranche“, betont der 59-Jährige in der „Kölnischen Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Wenn sich nicht zügig etwas bei den bürokratischen Verfahren ändere, „wird die flächendeckende Versorgung mit professioneller Pflege nicht mehr gesichert sein“, so Arnolds düsteres Bild. Verschärft werde die Situation durch die Lage am Arbeitsmarkt. Auch die gemeinsame Ausbildung der Pflegefachkräfte aus der Alten-, der Kranken- und der Kinderpflege, die sogenannte „Generalistik“, habe sich für die Betriebe der Altenpflege als Nachteil erwiesen.

Der Geschäftsführer des Sozialwerks der Communio in Christo: „Viele, die eine gute Ausbildung zum Altenpfleger bzw. Altenpflegerin hätten machen können, die generalistische Ausbildung aber nicht schaffen, gehen jetzt der Pflege verloren. Das verschärft einen völlig unsinnigen Konkurrenzdruck zu den Krankenhäusern.“ Die Zahl der tatsächlich in Deutschland zur Verfügung stehenden Pflegefachkräfte sei begrenzt.

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„Rettet die Burg Odenhausen“ – 2000 Unterschriften an Wachtberger Bürgermeister überreicht

Wachtberg-Berkum – Um die 2000 Unterschriften zur Aktion „Rettet die Burg Odenhausen“ wurden von den Besitzern der Burg, der Familie Viethen, und einer Gruppe des im Jahr 2023 gegründeten Initiativkreises „Freunde der Burg“ gestern (26. Februar 2024) an Wachtbergs Bürgermeister Jörg Schmidt überreicht.

Hintergrund ist die Sorge der Burgbesitzer, dass im Rahmen der in den kommenden Jahren angedachten Bebauung der angrenzenden Freiflächen zum Burggelände, die Wasserburg als denkmalgeschütztes Objekt beeinträchtig werden könnte. Die Besitzer befürchten durch den Neubau von Einfamilien- und Reihenhäusern nicht nur eine Sichteinschränkung rund um die Burg, was den Charakter der bisher freistehenden historischen Anlage erheblich beeinträchtigen würde. Auch sehen die Burgbesitzer durch zukünftige Baumaßnahmen die natürliche Wasserversorgung der Wasserburg als gefährdet an.

„Es ist nie Absicht gewesen, die Burg in ihrem Bestand zu gefährden“, so Bürgermeister Schmidt. Auch der Einwand zum Schutz und Erhalt der ländlichen Schätze sei nachvollziehbar. „Ich meine es mit offenem Herzen, dass mir an unserer schönen und einzigartigen Landschaft gelegen ist“, so Schmidt im Rahmen des Übergabetermins.

Schmidt betonte erneut, dass es keine Baumaßnahme geben würde, ohne zuvor neue Gutachten eingeholt zu haben. Nach dem Gutachten aus dem Jahr 2013 wäre die Versorgung der Wasserburg durch die Quellen nicht in Frage gestellt. Weitere Gutachten sollen bei Fortschreitung der Planungen aktuelle Daten erbringen.

Letztendlich sei es eine Entscheidung der Politik, im Rat darüber zu entscheiden, ob eine Bebauung nach Prüfung aller notwendigen Parameter durchgeführt werden kann. Schmidt wiederholte, dass er nach wie vor für den Erhalt historischer Gebäude sei, auch der Burg Odenhausen. ( mm/ds )

 

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Die Stadt Mayen bereitet sich auf Ernstfall vor

Mayen – Kürzlich fand im Sitzungssaal des Rathauses eine Schulung für den Verwaltungsstab der Stadtverwaltung zum Risiko- und Krisenmanagement statt, bei der die Mitglieder des Stabes nicht nur wichtiges theoretisches Grundlagenwissen erworben haben, sondern auch den Ernstfall über konnten. Die Schulung wurde von der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) durchgeführt.

Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass Risiko- und Krisenmanagement zunehmend an Bedeutung gewinnen. Sei es ein Bombenfund oder verschiedene Unwetterereignisse – bei solchen Szenarien hat keiner die Garantie verschont zu bleiben und es kann plötzlich und unangekündigt jeden treffen. Das Stadt Mayen möchte auf solche Situationen gut vorbereitet sein und hat sich daher entsprechend schulen lassen.

Peter Wirtz, Dozent der BABZ, informiert zunächst allgemein zum Katastrophenschutz in Deutschland. Wer ist wann zuständig? In welcher Form kann Unterstützung gewährleistet werden? Diese und noch viele andere Fragen konnten zu Beginn geklärt werden.

Im weiteren Verlauf wurde die Einberufung einer Stabssitzung im Ernstfall erprobt. Anhand eines fiktiven Krisenszenario wurde die Einberufung bzw. der Ablauf einer Stabssitzung geübt.

Eine abschließende Feedback-Runde durfte ebenfalls nicht fehlen: Von Seiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde dabei nicht nur beleuchtet, was bereits gut lief und was noch verbesserungswürdig war, sondern auch das ein oder andere „To do“ festgehalten, sodass die Erkenntnisse der Schulungen auch in die weitere Verwaltungsarbeit einfließen werden.

„Was mir besonders positiv aufgefallen ist, ist, dass wir beim Übungsszenario alle wichtigen Punkte gemeinschaftlich herausgearbeitet haben“, fasste Oberbürgermeister Meid positiv zusammen. „Dennoch bin ich dankbar, dass wir in diesem wichtigen Aufgabenbereich unsere Arbeitsprozesse und Strukturen nochmals einüben und so weiter optimieren konnten. Auch wenn ich hoffe, dass wir nie darauf zurückgreifen müssen““, so der OB.

Lob gab es auch seitens der BABZ: Peter Wirtz attestierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass die Stadt Mayen bereits gut aufgestellt sei und lobte vor allem die gute Zusammenarbeit innerhalb des Stabes.

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Start der neuen MYK-Akademie – Fokus auf Mitarbeiter-Förderung

Region/Mayen-Koblenz – Mayen-Koblenzer Behörde setzt mit Weiterbildungsangebot „MYK-Akademie“ neue Marke als moderner Arbeitgeber – In der heutigen Zeit, in der der Arbeitsmarkt ständig im Wandel ist und die Bedürfnisse der Arbeitnehmer immer vielfältiger werden, ist es für Arbeitgeber von entscheidender Bedeutung, sich nicht nur um die betrieblichen Angelegenheiten zu kümmern, sondern auch um das Wohl und die Entwicklung ihrer Mitarbeitenden. Die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz hat sich als ein solcher Arbeitgeber etabliert, der dieses Engagement vorbildlich umsetzt. Ein zentraler Aspekt dieses Engagements ist die Fort- und Weiterbildung. Aus diesem Grund bietet die Kreisverwaltung ihren Mitarbeitenden neuerdings eine eigene Online-Lernplattform an: die MYK-Akademie!

„Fortbildung haben wir in der Kreisverwaltung schon immer großgeschrieben. Im neuen Sachgebiet ankommen, als Quereinsteiger fit werden für die Verwaltung oder ganz einfach die eigene Persönlichkeit weiterentwickeln – all das haben wir bisher schon in unserem Fortbildungsangebot in Präsenz drin. Hinzu kommt nun die Akademie, eine intelligente Lösung, durch die wir eine moderne Möglichkeit der zeitlich und räumlich flexiblen Weiterbildung sicherstellen“, erläutert Büroleiterin Petra Kretzschmann, die stolz auf das neue Angebot ist und insbesondere den Mitarbeiterinnen Anna Bornheim und Dorothee Weis für die Entwicklungsarbeit dankt.

Ob im Büro, im Homeoffice oder unterwegs können beim Angebot der MYK-Akademie via Internet das eigene Wissen sowie die persönlichen sozialen und emotionalen Kompetenzen erweitert und gefestigt werden. Die digitalen Lernangebote und Kurse der Online-Plattform werden dabei stetig aktualisiert, erweitert und durch neue Lernmodule ergänzt. Präsentiert wird das neue Angebot den Mitarbeitenden der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz über eine optisch und inhaltlich überaus ansprechende Internetseite. Mehr als ein Jahr lang hat das Personalreferat an der Umsetzung gearbeitet. Mit Unterstützung der IT-Abteilung und der Pressestelle der Kreisverwaltung sowie des Dienstleisters WTT Campus ONE, der sich auf moderne, cloudbasierte Lern-Management-Systeme für Verwaltungen spezialisiert hat, ist das Thema Fort- und Weiterbildung so auf eine neue Ebene gehoben worden.

Darüber hinaus legt die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz großen Wert auf das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter. Dies zeigt sich beispielsweise in flexiblen Arbeitszeitmodellen, die es den Mitarbeitern ermöglichen, ihre Arbeit besser mit ihren persönlichen Verpflichtungen zu vereinbaren. Zudem werden regelmäßige Gesundheitschecks angeboten und Maßnahmen zur Förderung der Work-Life-Balance implementiert. Schließlich sind gesunde und ausgeglichene Mitarbeitende nicht nur produktiver, sondern auch motivierter und weniger anfällig für Krankheiten. „In einer Zeit, in der Fachkräftemangel und hohe Fluktuation in vielen Branchen herrschen, wird es immer wichtiger, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, der nicht nur eine gute Bezahlung bietet, sondern auch ein Umfeld, in dem sich die Mitarbeiter geschätzt, unterstützt und gefördert fühlen“, weiß Büroleiterin Petra Kretzschmann.

Diese Aussage kann auch Landrat nur unterschreiben. Dr. Alexander Saftig weiß, dass nicht nur die Mitarbeitenden von der seit jeher in der Kreisverwaltung umgesetzten und gelebten nachhaltigen und familienfreundlichen Personalpolitik profitieren, sondern eben auch die Kreisverwaltung als Organisation. „Eine motivierte, gut ausgebildete Belegschaft ist das Herzstück eines jeden erfolgreichen und modernen Unternehmens oder einer jeden Institution. Indem wir in das Wohl und die Fortbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern investieren, legen wir den Grundstein für eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft“, betont Landrat Dr. Alexander Saftig.

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Die Internationalen Wochen gegen Rassismus finden vom 3. bis 24. März im Kreis Euskirchen statt

Euskirchen – 27 Veranstaltungen bilden ein buntes Potpourri, um miteinander ins Gespräch zu kommen – Elf Kooperationspartner zeichnen für das Veranstaltungsprogramm der nunmehr dritten Auflage verantwortlich. Es klingt so einfach. „Wir müssen nicht immer alle einer Meinung sein, aber es ist wichtig, dass wir miteinander reden“, sagt Judith Raß. Was die DRK-Mitarbeiterin der Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit hier kurz und prägnant auf den Punkt bringt, ist im Alltag oft gar nicht so leicht umzusetzen. Immer wieder gibt es Barrieren zwischen Menschen, Kulturen, Glaubensrichtungen. Die Internationalen Wochen gegen Rassismus, die im Kreis Euskirchen vom 3. bis 24. März stattfinden, sollen daher einen Beitrag leisten, diese Barrieren abzubauen.

Daher ist auch Rolf Klöcker sehr froh, dass es sie gibt. „Ich glaube, die meisten hier im Raum würden von sich behaupten, nicht rassistisch zu sein“, sagt der DRK-Kreisgeschäftsführer während der Pressekonferenz zur Vorstellung des Programms. Und doch ertappt man sich selbst immer wieder dabei, Menschen in Schubladen zu stecken. „Um Rassismus vorzubeugen, ist es wichtig, Menschen zu sensibilisieren, eben nicht voreingenommen zu sein. Das ist, glaube ich, der Hauptzweck dieser Initiative“, betont Rolf Klöcker.

Kontinuierlich gewachsen

Eine Initiative unter der Überschrift „Haltung zeigen: Wir im Kreis Euskirchen gegen Rassismus“, die in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich gewachsen ist. Zur Premiere hatten sich vier Organisationen zusammengetan und stellten sieben Veranstaltungen auf die Beine. Im vergangenen Jahr gab es 24 Angebote von zehn Partnern. Mit einem Kooperationspartner mehr bringt es die Initiative in diesem Jahr auf 27 Veranstaltungen. Sieben davon steuert das Team Migration / Integration des DRK-Kreisverbandes bei. Hier sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Integrationsagentur, der Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit und des Mehrgenerationenhauses involviert.

„Es ist schön, dass die Runde stetig wächst“, betont Schirmherr und Landrat Markus Ramers. Denn das Thema sei so aktuell wie nie. Daher sei er dem DRK für die Organisation sehr dankbar. „Hier wird ganz, ganz wertvolle Arbeit geleistet, die sich nicht nur auf die Wochen konzentriert, sondern das ganze Jahr über auf vielfältige Art und Weise im Kreis Euskirchen etabliert ist“, betonte der Landrat. Für ihn ist wichtig, dass das Thema „Gegen Rassismus, für Menschenrechte“ raus muss aus der Blase von denjenigen, die sich lange und intensiv damit beschäftigen, und hineinwirken muss in die Breite der Bevölkerung.

„Stark gegen Diskriminierung“

Genau das hat das vielfältige Programm zum Ziel. Den Auftakt bildet ein Vortrag und Dialog unter der Überschrift „Lasst uns reden … über Palästina und Israel“ am Sonntag, 3. März, um 15 Uhr im Euskirchener Pfarrzentrum St. Martin. Weiter geht es am Tag darauf mit dem „Starke-Frauen-Treff“ im Euskirchener Rotkreuzhaus, bei dem Menschenrechte im Fokus stehen werden. Ebendort wird auch die künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen Flucht, Diskriminierung und Solidarität sichtbar: Die Vernissage „Flucht und Ankommen“ lädt dabei zum Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern ein.

Darüber hinaus gibt es diverse Workshops für Erwachsene und Kinder. Etwa zu den Themen „Stark gegen Diskriminierung“, „Wege aus dem Rassismus & Filmwerkstatt“ oder „Resilienz gegen Rassismus“. Ein Haltungstraining für Trainer und Betreuer in Sportvereinen bietet der KreisSportBund Euskirchen. Der Titel ist durchaus provokant: „Ernst macht doch nur Spaß! – Haltung zeigen, aber wie?“

Daneben sind auch zwei Exkursionen geplant. Die eine führt ins Bonner Haus der Geschichte, wo die Fotoausstellung „Der Weg zum Grundgesetz“ dazu anregen soll, nach Gemeinsamkeiten zwischen Grundgesetz und Menschenrechten zu suchen. Die andere führt zu einem Workshop im Kölner NS-Dokumentationszentrum. Analog zu einem „Escape Room“ müssen die Teilnehmer dort Objekte finden, Codes entschlüsseln und Schlösser knacken, um sich den Themen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung zu nähern.

Spielzeug und Rassismus

Weil diese Veranstaltung im vergangenen Jahr so unglaublich faszinierend war, bringt Thomas Weber, der mit der DRK-Integrationsagentur fünf Veranstaltungen auf die Beine stellt, auch diesmal wieder eine virtuelle Führung durch die Ausstellung des Spielzeugmuseums Nürnberg ins Programm ein. „Spielzeug und Rassismus – Perspektiven, die unter die Haut gehen“ lautet die Überschrift über die Online-Führung, die am 14. März sowie am 21. speziell für Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse angeboten wird.

Die Stadt Euskirchen beteiligt sich zudem mit einem Stadtspaziergang, mit dem Bilderbuchkino „Im Dschungel wird gewählt“ oder mit einem Kreativworkshop für Kinder und Jugendliche. Auch die „Omas gegen Rechts“ beteiligen sich mit einem Infostand, genauso wie das Jobcenter. Das widmet sich unter dem Titel „Fair in den Job!“ der Frage, was man dagegen tun kann, wenn es Diskriminierung bei der Jobsuche gibt.

Für Judith Raß bilden all diese 27 Veranstaltungen „ein buntes Potpourri, um miteinander ins Gespräch zu kommen“. Und genau darum soll es bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus ja letztlich gehen. Denn nur, wer miteinander spricht, kann voneinander lernen – und das trägt dann letztlich dazu bei, dass es etwas weniger Rassismus in unserer Gesellschaft gibt und deutlich mehr Menschlichkeit.

Die genauen Termine, Details und Anmeldemodalitäten zu den Veranstaltungen finden sich unter www.drk-eu.de/iwgr

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Langenfelder diskutieren über katholische Kirche – Hoffnung für einen hoffnungslosen Fall?

Langenfeld – Ist die katholische Kirche ein hoffnungsloser Fall? Dieser Frage ist der Pfarrgemeinderat (PGR) der Pfarrei St. Jodokus, zu der die ehemaligen Pfarreien Langenfeld, Kirchwald, Baar-Wanderath zählen, nachgegangen, als sie zum Gesprächsabend in das Langenfelder Sportlerheim eingeladen hat.

Wie kann es mit der katholischen Kirche in der Pfarrei St. Jodokus in Langenfeld zukünftig weitergehen? Dieser Frage stellte sich der Pfarrgemeinderat. Konkrete Ideen konnten im Austausch zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen sowie Interessierten direkt formuliert werden, doch in erster Linie ging es den Veranstaltern darum, ein offenes Ohr für die Belange der Gläubigen zu haben und Impulse wahrzunehmen.

„Entstanden ist die Idee durch die schrecklichen Skandale in der katholischen Kirche, durch die sich viele Menschen von ihr abkehren“, berichtete Gaby Hilger im Namen des gesamten Vorbereitungsteams. „Es soll eine Möglichkeit sein, bei der Menschen sich mit den Hauptamtlichen unterhalten können und ihnen sagen, wo es brennt.“ Geplant wurde die Veranstaltung durch einen Arbeitskreis bestehend aus dem Vorsitzenden des PGR Gerd Bungarten, Bernd Heimermann, Gaby Hilger und Pfarrer Thomas Corsten; sie wurden unterstützt durch den Pastor und Dekan des Pastoralen Raums Mayen, Jörg Schuh und Margit Ebbecke als ehemaliges Mitglied im Leitungsteam des Pastoralen Raums, die den Abend moderierte.

In zwei Gruppen wurde über Fragen wie, „Was stört mich?”, “Was macht mir Hoffnung?”, “Wie kann es lokal weitergehen?“, diskutiert. Dabei wurden viele positive Erfahrungen aus der Vergangenheit geteilt: „Ich habe Kirche in meiner Jugend erlebt, damals wurde viel für Jugendliche gemacht. Wir haben dadurch Gemeinschaft erfahren“, sagte zum Beispiel Georg Heimermann. „Für mich war Kirche immer ein Bestandteil in meinem Leben und sie bedeutet für mich Heimat“, ergänzte Gerd Bungarten. Auch für Seniorin Anneliese Stark war und ist die katholische Kirche ein fester Antrieb: „Mein Glaube hat mir durch das Leben geholfen und Kraft gegeben.“ Doch wie könne man diese positiven Aspekte in das „Hier und Heute“ übertragen? Ein Ansatzpunkt wäre die Stärkung der Messdienerarbeit, beispielweise durch gemeinschaftsbildende Ausflüge oder Freizeiten, schlugen die Besucherinnen und Besucher vor.

Zu erschrockenen Reaktionen führten Fotomontagen, die Langenfeld, Kirchwald und Wanderath ohne Kirchengebäude zeigten. Denn für alle seien diese wichtige Anker in ihrem Leben. „Hier kann ich Lösungen finden und meinen Glauben in Gemeinschaft leben“, sagte beispielsweise Anneliese Stark. Ein Leben ohne Kirche könne man sich nicht vorstellen, so die einhellige Meinung. Nach Wünschen für ihre Kirche vor Ort gefragt, antworteten die Teilnehmenden, dass sie sich über kulturelle Angebote freuen würden wie über geistliche Verkündigungsangebote, alternative Gottesdienstformen sowie über mehr Begegnungsmöglichkeiten nach den Messen. Zudem äußerten sie die Bitte, dass Kirchen und Kapellen tagsüber geöffnet bleiben, obwohl diese durch Vandalismus immer wieder beschädigt werden, wie derzeit in Kirchwald.

Das Erfüllen der Wünsche sei aber nur möglich, wenn sich viele engagierten – betonten die Hauptamtlichen. „Wir können manches nicht mehr leisten. Wir machen, was möglich ist“, versprach Dekan Schuh und ermutigte: „Kirche ist mehr als der Pastor.“

Hoffnungslos endete das Treffen aber keinesfalls, denn Hoffnung sei ein wesentlicher Teil des christlichen Glaubens. „Aber die Kirche wird sich verändern“, war sich Diakon Hans-Georg Bach sicher. „Dass der PGR solch einen Abend angeht, ist ein Zeichen für mich, dass Kirche sich verändert“, so Schuh. Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass sie mit gutem Beispiel vorangehen wollen, denn „ich kann mir ein Leben ohne Glauben nicht vorstellen“, fasste Gaby Hilger treffend zusammen.