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Fachtag der Rotkreuz-Familienbildung „Start ins Leben – anders als gedacht“ am 26. April in Euskirchen

Euskirchen – Veranstaltung für Hebammen, Kinderkrankenschwestern, Erzieher/innen, Eltern und Interessierte. „Die meisten Eltern haben eine gewisse Vorstellung von der ersten Zeit mit einem Neugeborenen: das Baby schläft viel, es wird viel gekuschelt und die Familie ist glücklich“, weiß Miriam Nachtkamp, Dozentin der Rotkreuz-Familienbildung im Kreis Euskirchen. Aber: „Es kann sein, dass die Geburt nicht wie erhofft verläuft und dass das Baby vielleicht mehrere Stunden am Tag schreit. Das ist schwer für die Eltern, die dann leicht in eine Spirale der Überforderung und Anspannung geraten. Dort wollen wir ihnen heraushelfen.“ Und zwar mit einem Fachtag „Start ins Leben – anders als gedacht“ am Mittwoch, 26. April, von 9 bis 14.30 Uhr im Rotkreuz-Zentrum Euskirchen/Eifel (Jülicher Ring 32b).

Der Fachtag richtet sich an Hebammen, Kinderkrankenschwestern, Erzieher/innen, Tagespflegepersonen, Studierende, Eltern und Interessierte, die sich mit Regulationsstörungen bei Babys und Kleinkindern auseinandersetzen möchten. Unter anderem wird es dazu einen Vortrag von Paula Diederichs vom WIKK-Weiterbildungsinstitut für ressourcen- und körperorientierte Krisenbegleitung in Berlin geben, bei der auch Miriam Nachtkamp ihre Ausbildung zur Krisenbegleiterin absolviert hat.

Netzwerke schaffen

Miriam Nachtkamp selbst wird einen Vortrag zum Thema „Schlafprobleme verstehen und begleiten bei Säuglingen und Kleinkindern“ halten. Darüber hinaus stellen sich die Fachstellen im Kreis Euskirchen vor, darunter die Familienhebammen, die „Frühen Hilfen“ des Kreisjugendamtes und der Lotsendienst der Caritas. Um Netzwerke zu schaffen, soll es im Rahmen des Fachtages genügend Zeit zum Austausch geben.

Es ist gar nicht so selten, dass Säuglinge an Regulationsstörungen leiden. Miriam Nachtkamp hat als Dozentin von Spielgruppen und Kursen in der Rotkreuz-Familienbildung häufig die Erfahrung gemacht, dass Probleme auftreten. „Schreibabys“ werden die Kinder genannt, denn die Regulationsstörungen treten vor allem mit exzessivem Schreien auf.

Grundsätzlich spricht man von Schreibabys, wenn sie mehr als drei Stunden pro Tag an mehr als drei Tagen pro Woche seit mehr als drei Wochen schreien. „Es kommt aber auch darauf an, was die Eltern aushalten“, betont Miriam Nachtkamp.

Regulationsstörungen betreffen das vegetative Nervensystem und zeigen sich, wenn das Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus nicht ausgeglichen ist. Kurz gesagt handelt es sich dann um ein innerorganisches Entspannungsproblem. „Die Kinder kommen nicht zur Ruhe“, erklärt Heike Iven, Leiterin der Rotkreuz-Familienbildung. Miriam Nachtkamp ergänzt: „Aus der Anspannung heraus gehen viele Kinder in die Überstreckung und können sich dann gar nicht mehr regulieren.“

Körperorientierte Methoden

In der Rotkreuz-Schreibabyambulanz in Weilerswist vermittelt sie den Eltern in diesem Fall körperorientierte Methoden, wie sie ihr Kind halten und ihm gleichzeitig Halt geben können. Denn: „Um wieder in die Entspannung zu kommen, seien die Kinder auf ihre Eltern als Co-Regulator angewiesen.“ Nachtkamp: „Es geht auch gar nicht darum, das Weinen der Babys zu stoppen – sondern es richtig zu begleiten.“

Mindestens genauso wichtig sei es deshalb, die Eltern ernst zu nehmen, sie von ihren Sorgen und Ängsten zu befreien. Denn wer sich ständig frage, was er oder sie als Eltern falsch mache, verfalle genau wie das Kind in einen Anspannungsmodus – und könne so auch weder Ruhe noch Halt vermitteln. Da helfen auch die unzähligen Tipps von Verwandten und Bekannten nichts, weiß Heike Iven: „Eltern von Schreibabys bekommen oft so viele Ratschläge, bis sie kein Land mehr sehen können.“

Dennoch sei es wichtig, als erstes organische Ursachen für das Verhalten des Babys auszuschließen. Wenn Kinderärzte und Osteopathen keine entsprechende Ursache finden, ist die Schreibabyambulanz des Roten Kreuzes in Weilerswist eine gute Anlaufstelle – zumal sie ein niederschwelliges und jetzt auch kostenfreies Angebot für Eltern aus dem Kreis Euskirchen darstellt.

Eltern-Kind-Bindung

Um auch andere Fachleute wie Hebammen, Kinderärzte oder Erzieher/innen für das Thema zu sensibilisieren, findet jetzt der Fachtag im Rotkreuz-Zentrum in Euskirchen statt (für den Hebammen auch Fortbildungspunkte bekommen können). Er gibt unter anderem Einblicke in die körperorientierte Arbeit der Schreibabyambulanz und zeigt Wege auf, um aus der Krisensituation wieder zu einer liebevollen Bindung zwischen Eltern und Kind zu kommen.

Interessierte können sich auch über eine Ausbildung zur ressourcen- und körperorientierten Krisenbegleitung informieren, die das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen ab August anbieten möchte. Anmeldungen zum Fachtag werden bis Freitag, 14. April, entgegengenommen: per E-Mail an familienbildung@drk-eu.de sowie telefonisch unter 02251/791184.