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Oldtimer-Rallye nach historischem Vorbild von 1972 führte durch Mechernich-Eiserfey

Mechernich-Eiserfey – Über 180 Autos auf den Spuren der „Olympia Rallye 72“ von Kiel nach München unterwegs – Rallye-Legende Walter Röhrl wieder mit von der Partie – Begeisterte Zuschauer säumten den Straßenrand. Staunende Gesichter und blitzende Handykameras erfüllten Eiserfey am Donnerstag, als über 180 Oldtimer den Ort, samt kurzem Stopp zum abstempeln und Zeit messen, mit röhrenden Motoren durchquerten. Sie befinden sich im Rahmen des „Olympia Rallye 72 Motorworld Revival 2022“ auf ihrem Weg zum Münchener Olympiastadion. Gestartet ist die Rallye in Kiel.

In ganz Eiserfey saßen begeisterte Oldtimer-Fans vor ihren Häusern oder versammelten sich am Stempelpunkt. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Denn: Zum 50. Jubiläum wurde die legendäre „Olympia Rallye 72“ neu aufgelegt. Vom 8. bis 13. August führt diese nun einmal mehr quer durch Deutschland, ganz nach dem historischen Vorbild. Doch geht es diesmal um perfekt eingehaltene Zeiten und abgeholte Stempel, statt um Geschwindigkeit. Die Veranstalter nennen das „Wertungsprüfung nach Gleichmäßigkeitsmessung plus Orientierungsaufgaben“. Die Straßenverkehrsordnung muss dabei selbstverständlich geachtet werden.

Damals ging die Rallye aufgrund der Olympischen Sommerspiele 1972 in München an den Start. Gefahren wurde von den Segelrevieren in Kiel bis zum Münchener Olympiastadion. Insgesamt entsprach dies 3.371 Kilometern.

Das Ganze ist eine Non-Profit-Veranstaltung. Das Rennen wird vom „Deutschen Olympischen Sportbund“ sowie über 30 weiteren Sponsoren unterstützt und soll sieben verschiedene soziale Projekte unterstützen.

Ein Ort als Rallyestrecke

In ganz Eiserfey saßen die Leute vor ihren Haustüren oder versammelten sich am Stempelpunkt vor dem Gasthof Mießeler. Dort bewunderten sie die unübersehbare Oldtimerkolonne, grüßten die Teams und erfreuten sich an den betagten und teils so raren wie wertvollen Karossen. Auch der Ortsbürgermeister Walfried Heinen war begeistert mit dabei. Er erzählte: „Die Rallye gefällt mir wirklich sehr gut. So etwas Besonderes erlebt man nicht jeden Tag.“

Viele Modelle aus den Baujahren 1950 bis 1990 von BMW, Porsche, Mercedes, Opel und Volkswagen, bis hin zu Exoten wie Aston Martin, Jaguar, Leyland Innocenti, Bitter und sogar DeLorean, samt glücklicher Teams darin, passierten den kleinen Ort und holten sich ihren wohlverdienten Stempel, bevor es auch schon direkt wieder weiter in Richtung Zingsheim, Tondorf und schließlich Mosel ging.

Insgesamt befuhren über 180 Oldtimer die Bundesstraße 477, um sich einen Stempel zu holen. Zwar gab es kurzfristig eine Routenänderung, doch stellte dies für die passionierten Rallyefahrer kein großes Problem dar.

Klimaneutral und für den guten Zweck

2.252 Kilometer in sechs Tagen, 44 verschiedene Automarken und 197 angemeldete Teams. Von 14 bis 86 Jahren sind alle Altersklassen bei den Teams (vier reine Damenteams) dabei. Die Rallye ist sogar klimaneutral. Sämtliche im Vorhinein berechneten Abgaswerte wolle man mit einem Wiederaufforstungsprojekt für gesunden Mischwald im Harz ausgleichen. Außerdem fährt der Orga-Bus, ein ADAC VW T1 Bulli, ausschließlich mit sogenanntem e-Fuel, hergestellt aus Wasser, Co2 und grüner Energie.

Unter dem Motto „Oldtimer unterstützen sozial benachteiligte Youngtimer“ werde, laut Veranstalter, an sechs verschiedene Hilfsprojekte eine Spende über jeweils 7.200 Euro übergeben. Darunter Vereine wie „Lebenshilfe Gießen“, „Asha for children“ (Gegen Kinderarbeit in Nepal) oder „Horizont“ (Mütter mit Kindern ohne festen Wohnsitz und Unterstützung benachteiligter Familien). Als Rallyeleiter agiert Fabian Mohr, Kuno Hug ist für die Organisation zuständig.

Auch Rallye-Legende Walter Röhrl, der beim Original mit seinem Ford Capri, den er immer noch besitzt, beim original vor 50 Jahren mit dabei war, ist als Botschafter und Zeitzeuge wieder mit von der Partie und werde dabei auch verschiedene Autos fahren.

Das historische Vorbild

1972 mussten insgesamt 307 Teams ganze 62 Wertungsprüfungen durchfahren, bei denen die Zeit gemessen wurde. 145 von ihnen blieben schlussendlich in der Wertung. Als Sieger gingen damals die Franzosen Jean-Pierre Nicolas und Jean Todt im Alpine Renault A110 vor den Schweden Anders Kulläng und Donald Karlsson ins Ziel, die genau wie die drittplatzierten Franzosen Jean Ragnotti und Jean-Pierre Rouget in einem Opel Ascona 19 SR fuhren.

Im Gegensatz zu 1972 erwartet die Fahrer diesmal sechs Tage Fahrt (53,5 Stunden) samt fünf Übernachtungen, im Schnitt legen sie dabei 375 Kilometer pro Tag zurück. Damals waren es fünf Tage samt nur einer Übernachtung, im Schnitt 674 Kilometer am Tag bei insgesamt 82 Stunden Zeit.

Frank Ehrhardt verteilte die Eiserfeyer Stempel, Herbert Bersch notierte Zeiten und zählte die betagten Karossen. Ehrhardts Freund Andreas Schwalbe organisiert einen Teil des Rallyeabschnitts in der Kölner Region bis hin zur Eifel. Die Freunde sind selbst einst eine Tour in einem Suzuki Swift 1,3 GTI 16 V, einem Klassiker der Rallyeautos, von Mainz bis nach Monaco gefahren. Frank Ehrhardt habe mit seinem „Autohaus Ehrhardt“ in Laatzen darüber hinaus oftmals Autos für Rennen passionierter Rallyefahrer, oftmals Studenten, beispielsweise bei der legendären „Rallye Monte Carlo“ gestellt.