Mechernich, 15.09.2020 – Daniel Rogalski scharrt schon mit den Hufen. Der große Tag rückt näher, wo er endlich 18 Jahre alt wird. Der Jugendliche kann es kaum erwarten. Mit der Volljährigkeit kann er endlich zu den „Großen“ in der Freiwilligen Feuerwehr Mechernich wechseln.
„Die Vorfreude ist riesig. Ich zähle schon die Tage und freue mich drauf, dass ich Menschen bei Einsätzen helfen kann und dass ich das, was ich gelernt habe, endlich einsetzen kann“, sagt er hochmotiviert. Fünf Jahre hat er bisher bei der Jugendfeuerwehr mitgemacht und sich vorbereitet auf die aktive Zeit.
Zehnmal so lange, genau fünfzig Jahre, gibt es die Jugendfeuerwehr schon im Kernort Mechernich. Das Jubiläum habe man eigentlich am 13. Juni mit einer Spielolympiade und Jugenddisco groß feiern wollen, erklärt Jugendwart und Berufsfeuerwehrmann Tobias Massong. Doch aufgeschoben, sei nicht aufgehoben. Zunächst sei man jetzt froh, zumindest den normalen Trainingsbetrieb, der Corona-bedingt bislang über mehrere Wochen auf Eis lag, aktuell wieder aufnehmen zu können. Während des Lockdowns hatte man sogar E-Learning-Kurse eingeführt.
Alle zwei Wochen, donnerstags von 18 bis 20 Uhr, trifft sich die Jugendfeuerwehr der Löschgruppe Mechernich. Dann stehen Übungen oder Theorie-Unterricht auf dem Stundenplan. „Wir üben auch schonmal an den Großfahrzeugen und fahren zum Mühlenpark an den See“, erklärt Andre Zilligen, der stellvertretende Jugendwart. Rund 20 Jugendliche und vier Betreuer sind bei einer solchen Tour unterwegs.
Die jungen Floriansjünger werden damit fit gemacht für zukünftige Einsätze. „Geübt wird alles, was man in der aktiven Laufbahn mal brauchen könnte – natürlich auf das Alter abgestimmt. Die Jüngsten in der Truppe sind zehn und elf Jahre alt, da kann man die ganzen schweren Geräte ja noch nicht nutzen“, so Massong. Doch bleibe trotzdem nebenbei immer noch genügend Zeit fürs gemeinsame „Chillen“ und Spaß haben, etwa bei Zeltlagern, Wasserschlachten und Eisdielenbesuchen.
Eric Schildgen ist 14 Jahre und seit zwei Jahren bei den Mechernichern. Nach einem Brand in einem Kalenberger Altenheim, bei dem er den Einsatz der Feuerwehr live verfolgen konnte und für „cool“ befand, was die Feuerwehr dort leistete, war für ihn klar: „Da will ich hin!“ Über einen Klassenkameraden habe er nachgefragt, ob noch ein Platz frei wäre. Er hatte Glück. Manchmal wird man auch zunächst auf eine Warteliste gesetzt. „Mehr als 20 Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren schaffen wir nicht auf einmal. Es müssen ja auch genügend Betreuer vor Ort geben.“
Gut aufgestellt
„Die Jugendfeuerwehr war immer groß und gut aufgestellt“, berichtet Lars Reinhardt, Mechernichs stellvertretender Löschgruppenführer, mit Blick auf die Historie. Nur eine einzige Durststrecke habe man im Laufe der 50 Jahre überwinden müssen. Das aber nur, weil viele seinerzeit auf einen Schlag Volljährig wurden und damit wechseln durften.
Florian Thomasberger trat mit zehn Jahren der Mechernicher Jugendfeuerwehr bei und ist sieben Jahren später nunmehr Dienstältester. Sein Langzeit-Fazit fällt positiv aus: „Es macht viel Spaß!“
Ein beliebter Höhepunkt für alle in der Truppe ist der alljährlich wiederkehrende Berufsfeuerwehrtag, den Massong und Zilligen ins Leben gerufen haben. „Da werden Einsätze simuliert, genau wie bei uns Großen. So lernen die Kinder und Jugendlichen andere Gerätschaften wie beim Übungsdienst kennen und erhalten kleinere Einblicke in die Berufswelt der Feuerwehr“, erläutert Zilligen. Die Jugendlichen schlafen und kochen dann im Feuerwehrgerätehaus und absolvieren an sie gestellte Feuerwehraufgaben. „Irgendwann erklingt der große Gong. Das kann natürlich auch mitten in der Nacht passieren. Dann geht es sofort los in den Einsatz.“ Wie die Großen, wüssten sie vorher nicht, was sie erwartet. Der Einsatz werde gemeinsam mit den Aktiven entwickelt und ausgearbeitet, außerdem mit der Leitstelle offiziell abgesprochen. Zilligen weiß, was seine Truppe freut: „Dann wird auch mit Blaulicht gefahren.“
Wer mitmachen möchte
Wer bei der Jugendfeuerwehr mitmachen möchte, fragt am besten über deren Facebook-Seite an. „Wir haben zwar aktuell eine Warteliste“, so Massong. Das solle aber nicht abschrecken. Letztlich wechselten altersbedingt auch immer welche in die Aktive. Außerdem habe fast jede Löschgruppe im Stadtgebiet mittlerweile eine eigene Jugendfeuerwehr.
Reinhardt ist stolz eine so gute Nachwuchsarbeit in den eigenen Reihen zu haben. „Sie sind die Kräfte der Zukunft“, lobt er. Viele der in der Mechernicher Jugendfeuerwehr ausgebildeten Kräfte seien später in die aktiven Reihen gewechselt. Ein gutes Dutzend habe sich sogar für den Beruf des Feuerwehrmannes oder der Feuerwehrfrau entschieden oder den Weg in den Rettungsdienst eingeschlagen.