Euskirchen – Ein Hoffnungsschimmer für eine vom Aussterben
bedrohte Art – Im Beisein von NRW Umweltminister Oliver Krischer haben Landrat Markus Ramers, Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen, der Allgemeine Vertreter des Landrates Achim Blindert und Rebekka Vogel von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises 12 Feldhamster (Insgesamt 98) nach erfolgreicher Erhaltungszucht wieder in die Freiheit entlassen.
Seit Jahren sind die Feldhamsterpopulationen in Europa stark
zurückgegangen. Auch der Kreis Euskirchen ist davon betroffen.
Zuletzt war der Feldhamster in NRW nur noch in Zülpich mit einem
nennenswerten Vorkommen von knapp 100 Tieren im Jahr 2011
nachgewiesen worden. Bis 2016 nahm der Bestand trotz
Sofortmaßnahmen weiter ab, so dass schließlich nur noch 8 Baue
nachgewiesen werden konnten.
Um dem totalen Verlust dieser bedrohten Tierart entgegenzuwirken,
wurde nun in Zülpich eine Auswilderung von nachgezüchteten
Feldhamstern durchgeführt. Langfristiges Ziel des
Auswilderungsprojektes ist die Entwicklung einer sich
selbsterhaltenden Population. Auf einer 5,48 ha großen
Auswilderungsfläche bei Zülpich-Geich wurden in 4 Durchgängen
insgesamt 98 Feldhamster wieder in ihr natürliches Habitat entlassen.
Das Auswilderungsprojekt wird federführend vom Kreis Euskirchen
durchgeführt und wird von der Biologischen Station im Kreis Euskirchen e.V. und dem Land NRW unterstützt. Im Artenschutzzentrum Metelen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz wurden die Feldhamster in einer im Jahr 2016 eingerichteten Erhaltungszucht vermehrt. Zur Gründung der Zucht wurden in den Jahren 2015 bis 2017 die letzten wilden Feldhamster in Zülpich eingefangen.
Landrat Markus Ramers freute sich, gemeinsam mit dem
Umweltminister des Landes Nordrhein-Westfalen Oliver Krischer, Josef Dr. Josef Tumbrinck (Abteilungsleiter für Naturschutz im MUNV) und Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen den kleinen Tieren am gestrigen Dienstag wieder den Weg in die Freiheit zu ebnen. „Unsere Feldhamster kehren nach einer erfolgreichen Erhaltungszucht endlich zurück in die Heimat.“
Bürgermeister Ulf Hürtgen ergänzt: „Früher war der Feldhamster in der gesamten Börderegion vorzufinden, bevor die Population abnahm
und die NRW-weit letzten wildlebenden Exemplare schließlich in
Zülpich eingefangen wurden, um sie nachzüchten zu können. Ich
freue mich, dass der Feldhamster nun wieder zurückkehrt und Zülpich
hier in punkto Artenschutz eine Vorreiterrolle einnimmt.“
Bis zu diesem Zeitpunkt war es für Rebekka Vogel von der Unteren
Naturschutzbehörde allerdings eine große Herausforderung. Viele
Vorträge in Ausschuss- und Gemeinderatssitzungen, aber auch
Informationentermine sowie Abstimmungen zwischen allen Beteiligten, insbesondere mit der Landwirtschaft waren notwendig. Zur
Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Belange musste ein
agrarstrukturelles Gutachten erstellt werden. Darüber hinaus besteht
eine Rahmenvereinbarung zwischen dem Umweltministerium, der
Landwirtschaftskammer NRW und dem Rheinischen
Landwirtschaftsverband e.V., die u.a. regelt, dass für angrenzende
Landwirte keine Benachteiligungen entstehen, wenn sie nicht am
Projekt mitarbeiten. Die Teilnahme am Projekt ist also eine freiwillige
Sache.
Bereit gestellt wird die Auswilderungsfläche von der Stiftung Kloock –
vertreten durch die Stadt Zülpich. Die Pächter zeigten sich ebenfalls
bereit die Flächen hamsterfreundlich zu bewirtschaften. „Es liegt auch
an der vertrauensvollen und konstruktiven Zusammenarbeit mit
unseren Landwirten hier vor Ort, dass es uns gelungen ist, den
Feldhamstern wieder ein Zuhause zu geben“ so Rebekka Vogel. Der
Feldhamster benötigt Flächen mit tiefgründigen, gut grabbaren
Böden ohne Grundwassereinfluss. Durch hamsterfreundliche
Maßnahmen wird für ausreichend Nahrung und Deckung während
der Aktivitätsphase gesorgt.
Der Allgemeine Vertreter des Landrats und zuständiger
Geschäftsbereichsleiter der Unteren Naturschutzbehörde ergänzt:
„Es erfüllt mich mit Freude, dass es uns mit großen Mühen gelungen ist, den Feldhamster zurück nach Zülpich zu bringen. So ein Projekt ist nur realisierbar, wenn Vertreter der Landwirtschaft und des Naturschutzes eng zusammenarbeiten und die Kommune und das Landes geschlossen hinter solch einem Projekt stehen.“
Für die nun freigelassenen 98 Feldhamster wurden sogenannte
Initialbauten angelegt, die mit einer ersten Futterration ausgestattet
wurden, um den Start ins neue Heim nicht allzu schwer zu gestalten.
Um die Feldhamster vor Füchsen oder freilaufenden Hunden zu
schützen, wurde die Fläche umzäunt. Das Ziel dieser Maßnahmen ist
es, dass die Tiere eigenständig Baue anlegen können und mit ihrem
Nachwuchs neue Flächen besiedeln.
Um die Entwicklung der Population verfolgen zu können, führt die
Biologische Station im Kreis Euskirchen e.V. zunächst für 10 Jahre ein
Monitoring durch. Bereits in Pulheim, Rommerskirchen und Aachen
wurden vergleichbare Aktionen vorgenommen. Dort sind bereits erste
Erfolge zu verzeichnen, die sich durch eine Ausbreitung und Erhöhung
der Bauanzahl zeigt. Das Konzept scheint also zu funktionieren.
Rebekka Vogel gibt sich zuversichtlich, dass dies auch im Kreis
Euskirchen gelingen wird.