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Tulpen aus Weiler am Berg – Familienbetrieb in vierter Generation

Mechernich – Es sind zwar keine der oft besungenen „Tulpen aus Amsterdam“, aber deren Verwandte wachsen und gedeihen unter Folie im Gewächshaus und im Freiland bestens im zur Stadt Mechernich gehörenden Weiler am Berge. Und zwar in der Gärtnerei Kolvenbach, die in vierter Generation von Gärtnermeister Tobias Kolvenbach (36) und seinem Bruder Jan (20) geleitet wird.

Monika Kucia von der Stadtverwaltung Mechernich, die den Freitags-Wochenmarkt in der Mechernicher City verantwortet, hat den Familienbetrieb, der vor allem mit regionalen Produkten aus eigenem Anbau und Gärtnereien der Region für sich wirbt, aber nicht nur für den wöchentlich von vielen Mechernichern und Menschen aus der weiten Umgebung angesteuerten „Maat“ verpflichtet.

„Blumen Kolvenbach“ bietet seine Blumen und Gebinde mit dem Segen der Stadt auch mittwochs und donnerstags und neuerdings auch samstags auf dem Mechernicher Marktplatz zum Verkauf an. „Außerdem beschicken wir regelmäßig den Brühler Markt auf dem Balthasar-Neumann-Platz dienstags, donnerstags und samstags und den Markt in Köln-Riehl samstags“, berichtet Gärtnermeister Tobias Kolvenbach, der 2020 neben seinen Eltern Marie-Luise und Jürgen in die Betriebsführung einstieg. Der jüngere Bruder Jan (20), ebenfalls ein ausgebildeter Gärtnergeselle, stieß im Januar 2022 dazu.

Seit dem Zweiten Weltkrieg

Das Familienunternehmen gibt es seit dem Zweiten Weltkrieg. Urgroßvater Josef Kolvenbach war der Gründer, erst führte sein Sohn Michael die Gärtnerei fort, dann seit den 1980er Jahren dessen Söhne Jürgen und Bernd. 2015 machten sich Jürgen und seine Frau Marie-Luise, geborene Wielspütz aus Roggendorf, in Weiler am Berge selbständig. Jetzt leiten Tobias und Jan das expandierende Unternehmen.

„Ich hatte die Ehre, bei Josef Dahmen in Euskirchen meine Ausbildung zu machen“, berichtet Tobias dem Mechernicher „Bürgerbrief“. Später sammelte er Erfahrungen in einer Kölner Großgärtnerei, bei der auch Jan seine Lehre absolvierte, und machte den Meister.

Unter dem Motto „Man hat nie ausgelernt“ arbeitete Tobias fortan für weitere Gärtnereien, unter anderem in einem reinem Schnittblumenbetrieb, und sammelte dort Erfahrungen für den Einstieg in die Leitung der elterlichen Gärtnerei in Weiler am Berge.

Seine Devise lautet: „Nachhaltiger Eigenanbau ohne viel Chemie, regionale Kalthausprodukte, die unser Eifelwetter vertragen, kurze Wege.“ Der Erfolg gibt ihm recht: „Die Kunden fragen gezielt nach unseren Sachen: »Ab wann habt Ihr denn wieder eigene Tulpen?« – und sie sind offensichtlich sehr zufrieden, auch mit den Blumen, die wir von Kollegen aus der Region beziehen.“

Der Löwenanteil wächst aber in den Gewächshäusern und im Feld in Weiler am Berge. Zur Zeit vor allem „Frühlingsblüher“, also Zwiebelpflanzen, Tulpen und Narzissen, Primeln, Gänseblümchen, Hornveilchen, Vergissmeinnicht.“ Jan Kolvenbach ruft imposante Zahlen auf: Auf tausend Quadratmetern unter Folie und 1,5 Hektar Freiland wachsen zwischen Weiler und Rissdorf etwa 80.000 Tulpenstiele, 25.000 Pfingstrosenstiele, 80.000 Dahlienstiele und 30.000 Sonnenblumen heran.

„Unsere Kinder wachsen mit Gärtnern auf“

Das bringt zur Hauptsaison im Frühjahr und Herbst 60-70-Stundenwochen mit sich. Bodenbearbeitung, pflanzen, mechanische Unkrautbekämpfung, stutzen, tagesfrisch ernten und verkaufen: „Da ist viel Handarbeit dabei“, sagt Tobias. Trotzdem bereuen die Brüder Kolvenbach ihre Berufswahl nicht: „Wir sind wie Kinder auf dem Bauernhof mit der Arbeit in der Gärtnerei aufgewachsen, sie macht uns Spaß und bringt Erfüllung!“

Trotz der vielen Arbeit und manchmal auch Stress sei ihre Gärtnerei „ein familienfreundlicher Betrieb“. Auch die eigenen Kinder Michael (7) und Anna (2) von Britta und Tobias spielen bereits zwischen Wohn- und Gewächshäusern, während die Erwachsenen ihrer Tätigkeit nachgehen.

Tobias: „Anfang April starten wir mit eigenen Tulpen, dann kommen nach und nach Bartnelken und Pfingstrosen im Mai an die Stände, später die Sommerschnittblumen von Aster über Tausendschön bis Zinnie.“ Eine Spezialität ihres Vaters Jürgen sei die Zucht von 35 unterschiedlichen Dahlienarten.

Ohne externes Personal im Anbau und an den Markständen kommt das Familienunternehmen nicht mehr aus. „Immer ist Fachpersonal vor Ort, um die Kunden zu betreuen“, so Jan Kolvenbach, der ebenfalls demnächst seinen Meister machen will: „Die Käufer sind anspruchsvoll, sie fragen gezielt nach besonderen Farben, zurzeit liegen Rosa und Pink im Trend, und nach ausgefallenen Blütenformen, etwa gefüllten Tulpen mit doppelter Blüte statt einfacher Kelche…“

Auch Topfpflanzen und Arrangements im Topf sind in Mode, beispielsweise farblich abgestimmte Dreiergruppen aus Gänseblümchen, Hornveilchen und Vergissmeinnicht: „Statt Frühstückskörben verschenkt man heute lieber florale Schalenarrangements.“ 90 Prozent des Anbaus von Blumen Kolvenbach in Weiler am Berge gehen in die Selbstvermarktung, ein Zehntel an Großabnehmer, vor allem in die Gastronomie.

In der Mechernicher City ist das Familienunternehmen auf dem Wochenmarkt freitags zwischen 7 und 14 Uhr vertreten, mittwochs und donnerstags von 8 bis 17 Uhr vor dem Getränkemarkt am Bleibergplatz, samstags vormittags ebenfalls schon ab 8 Uhr.