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Ehrenamtliche Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Mechernich brachten lebenswichtige Hilfsgüter in die Ukraine

Mechernich/Chmelnyzkyj – Eine Achterbahnfahrt der Emotionen liegt hinter dem achtköpfigen Team der Freiwilligen Feuerwehr Mechernich, das Gefahren für Leib und Leben auf sich genommen hat, um Menschen in der Ukraine zu helfen: Feuerwehrchef Jens Schreiber, die freiwilligen Feuerwehrleute Markus Kurtensiefen, Dierk Krull, Johannes Nesselrode, Gerd Nelles, Strack, Tobias Krings, Michael Franke und Rainer Schulz von der Stadtverwaltung.

Gemeinsam mit anderen Freiwilligen Feuerwehren und dem Impulsgeber Harald Fischer, Kopf der Hilfsgruppe „Sophie“, hatten sie in einem großen Konvoi dringend benötigte Hilfsgüter, unter anderem auch drei ausrangierte Feuerwehrfahrzeuge aus der Stadt am Bleiberg, darunter ein Drehleiterfahrzeug, in die ukrainische Stadt Chmelnyzkyj gebracht. Hier kommen sie zum Einsatz, wenn der russische Angriffskrieg wie eigentlich immer die trifft, die nur in Ruhe leben wollen: Zivilisten, meist Frauen und Kinder.

„Kein Auge trocken geblieben“

36 Stunden lang waren die Männer im dichten Schneetreiben des großen Unwetters in Richtung rund 1700 Kilometer gen Osten gefahren, hatten stundenlang an der ukrainischen Grenze gewartet und sich schließlich aufgeteilt. Die Einen fuhren mit den Feuerwehr-Fahrzeugen nach Chmelnyzkyj, die Anderen brachten dringend benötigte Vorräte wie Lebensmittel und Medizin zu einem Kloster in Ternopil, das man mittlerweile als Kinderheim für Kriegswaisen nutzt. Die Dankbarkeit der Kinder und Nonnen war groß. Vor allem sei hier „kein Auge der Helfer trocken geblieben“.

Das mediale Interesse war auf ukrainischer wie deutscher Seite sehr groß, einige dieser schönen Momente konnten eingefangen werden. Ein Kamerateam des WDR hatte den Konvoi begleitet, um die Reise zu dokumentieren. Auch die ARD thematisierte die Fahrt beispielsweise im „Europamagazin“, das ZDF im „Morgenmagazin“ in ganz Deutschland. Hier hatte die Agentur ProfiPress bereits berichtet. Bei der Übergabe ließen es sich Bürgermeister, Landrätin, Bezirksrat sowie Vertreter von Verwaltung und Militär ebenso wenig entgehen, die Helfer persönlich zu empfangen, Geschenke wie Flaggen und Medaillen zu überreichen sowie ihnen ihren persönlichen Dank von Herzen auszusprechen.

„Selten so viel Dankbarkeit erlebt“

Nun sind schon einige Tage vergangen. Doch die Eindrücke bleiben, da sind sich Rainer Schulz und Markus Kurtensiefen einig. Schulz: „“Es ist ein gutes Gefühl, Gutes getan zu haben. Dennoch bleibt erstmal eine gewisse Beklemmung. Denn das Gefühl, sich in einem Kriegsgebiet mitten in Europa aufzuhalten – das Leid der Menschen hautnah mitzuerleben – ist unbeschreiblich bedrückend.“

Mitten in der Nacht waren sie samt Polizeieskorte in Chmelnyzkyj angekommen, wurden direkt freundlich empfangen und verpflegt. Am darauffolgenden Mittag fand dann die offizielle Übergabe auf samt Einweisung in die Fahrzeuge auf dem Rathausvorplatz mit vielen offiziellen und neugierigen Gästen statt.

Hier übernahm Markus Kurtensiefen spontan die offizielle Stellvertreterrolle, empfing Urkunden, sprach zu den Menschen und gab sogar Interviews im landesweiten Fernsehen. „Selten habe ich so viel Dankbarkeit über Dinge erlebt, die andere nicht mehr haben wollten. Aber natürlich kann auch alte Technik Leben retten, an die diese Menschen sonst wohl nie gekommen wären. Das hat mich mit großer Freude und mit Stolz erfüllt!“

Schon in der Schule sensibilisiert

Danach lud man die Männer erst auf die örtliche Feuerwache, dann in das Feuerwehr-Museum ein, in dem auch Munitionsfunde aus dem Krieg ausgestellt werden. „Ein heikles Thema. Aufgrund der davon ausgehenden Gefahr im ganzen Land werden die ukrainischen Kinder mittlerweile sogar schon in der Schule schon darin sensibilisiert, nicht auf die Idee zu kommen, beispielsweise mit alten Granaten zu spielen.

Nach einem schönen, gemeinsamen Tag mit den örtlichen Kräften trat man schließlich schon am nächsten Tag die Rückfahrt an. Hier traf man sich an der polnischen Grenze wieder mit dem restlichen Team, bevor der Rückmarsch über Dresden erfolgte, wo sich ein Feuerwehrmann freiwillig zur Hilfe gemeldet hatte. Später erreichte man dann schließlich wieder sicher und erschöpft die schöne kleine Stadt am Bleiberg. Mitten in der Nacht reinigte man die Fahrzeuge sogar noch, damit sie gleich am nächsten Tag wieder ihren alltäglichen Dienst antreten konnten.

„Würde sofort wieder fahren!“

Die Menschen in der Ukraine hätten einen „gefassten Eindruck“ gemacht, auch nach bald zwei schrecklichen Jahren des sinnlosen Mordens. Vom Kampfalltag hätten die Männer zwar außer zwei Luftalarmen nichts mitbekommen, Straßensperren und bewaffnete Soldaten entlang der Straßen ließen aber erahnen, wie der Alltag in der Ukraine aussieht – der wohl noch lange so bleiben könnte.

„Wenn der Krieg vorbei ist, fahr ich dort mit Sicherheit noch einmal hin. Mit dem ein oder anderen habe ich mich nämlich auf einen Vodka verabredet!“, betonte Rainer Schulz mit einem Schmunzeln. Und auch Markus Kurtensiefen war sich sicher: „Ich würde sofort wieder hinfahren!“ Besonders gefreut habe Schulz auch die große Unterstützung seiner Kollegen von der Mechernicher Stadtverwaltung: „Ich habe auf der Hinfahrt wirklich viele Nachrichten bekommen, die mit glückliche gestimmt und bewegt haben. Das so viele an mich gedacht haben, hatte ich nicht erwartet.“

Gerne wären er und Kurtensiefen aber auch bei der Truppe im Kloster mit dabei gewesen um mit den kriegsgebeutelten Kindern und Nonnen auch einmal persönlich sprechen zu können.

Kontakt per Facebook

Doch für die Mechernicher Helfer ist die Aktion hier noch nicht beendet. „Wir bleiben beispielsweise per Facebook in Kontakt mit den Menschen vor Ort, informieren uns regelmäßig über ihre Situation und wie es den Fahrzeugen geht. Allgemein war diese Reise so emotional, dass sie wirklich unter die Haut ging. Das hätte ich mir vorher wirklich nicht vorstellen können“, erklärte Markus Kurtensiefen nun gegenüber der Agentur ProfiPress.

Auserzählt ist hier also noch gar nichts. Die Not der Menschen bleibt, Russland attackiert weiterhin aggressiv. Doch die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Mechernich hilft, auch über Ländergrenzen hinweg. Damit bald jedes Kind in der Ukraine wieder lachen kann – und die Schrecken des Krieges der Vergangenheit angehören.