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Zentrale Gedenkfeier der Gemeinde Kall zum Volkstrauertag auf dem Soldaten-Friedhof in Steinfeld

Kall-Steinfeld – „Möge Friede sein, ihr Freunde“ – Bürgermeister Hermann-Josef Esser: „Im Krieg sterben auch Empathie und Solidarität“ – Kranzniederlegung durch die Reservistenkameradschaft Dahlem – Warnung vor Fake-News – Mit dem israelischen Friedenslied „Schalom Chaverim“ („Möge Frieden sein, ihr Freunde“) trug der Chor an der Basilika Steinfeld, unter Leitung von Stefan Hönig, ein jüdisches Lied vor, das von Sehnsucht nach Frieden und Verbundenheit getragen wird. Der Vortrag des Chores fand im Rahmen der zentralen Gedenkfeier der Gemeinde Kall zum Volkstrauertag auf dem Soldatenfriedhof in Steinfeld statt. Bei frischen Herbstwetter hatten sich zahlreiche Menschen an der Gedenkstätte eingefunden, um nicht nur den Toten der beiden Weltkriege, sondern auch den aktuellen Opfern von Krieg, Terror und Gewalt zu gedenken.

Nach dem Gottesdienst in der Basilika hatten sich die Feuerwehren aus Kall und Wahlen, die St. Rochus-Schützenbruderschaft Wahlen, die Musikkapelle Urft, eine starke Abordnung der Reservistenkameradschaft Dahlem, der Chor an der Basilika Steinfeld, Bürgermeister Hermann Josef Esser, die Ortsvorsteher Roman Hövel (Wahlen) und Stefan Kupp (Kall) sowie die Kreistagsabgeordnete Ute Stolz vor dem Klosterportal getroffen, um unter dem Kommando von Gemeinde-Wehrleiter Harald Heinen im Schweigemarsch zum Soldatenfriedhof zu gehen.

Während die Mitglieder der Reservistenkameradschaft Dahlem und Fackelträger der Löschgruppe Wahlen am Gedenkkreuz die Ehrenwache stellten, sprach der Steinfelder Pater Paul ein Friedensgebet. Der Chor der Basilika und der Musikverein Urft unter Leitung von Andreas Lang sorgten für die musikalische Begleitung der Gedenkfeier.

Die Gedenkrede hielt Bürgermeister Hermann-Josef Esser, der die Anwesenden dazu aufrief, Zeichen gegen Krieg und Terror zu setzen. Esser: „Lassen Sie uns einstehen für Frieden und Freiheit. Lassen Sie uns eintreten für Empathie und Solidarität“. Wenn am Volkstrauertag der Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft gedacht werde, müsste man auch über das Sterben reden und sich die Fragen stellen, wer sterbe, was sterbe, warum das so sei und was man tun könne.

Esser gab einige Antworten: „Im Krieg sterben Menschen. Auf der Stelle tot, ohne zu leiden. Oder sie sterben langsam und qualvoll an ihren Verletzungen. Oder sie überleben, aber ihre Seele stirbt, weil Sie das Erlebte nicht verarbeiten können.

Menschen sterben als Gäste einer friedvollen Party in der Wüste oder als Bewohner eines grenznahen Kibbuz. Menschen und auch Kinder sterben, weil es in einem Krankenhaus keinen Strom, kein Wasser und keine Medikamente gibt. Sie sterben selbst an harmlosen Verletzungen“, umschrieb der Bürgermeister die aktuelle unmenschliche Situation im Nahen Osten.

Was im Krieg auch langsam sterbe, seien die Empathie und die Solidarität. Esser: „Wer kennt nicht den Roman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Er stellt schon im Titel die Teilnahmslosigkeit der Menschen in der Heimat an dem Grauen an den Fronten des 1. Weltkriegs gegenüber“. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sei vielen Nachrichtensendungen nicht mal mehr eine Kurzmeldung wert. Der Krieg und das Leid der Menschen in der Ukraine drohten, vor dem Hintergrund der Ereignisse in Nahost, in den Gesellschaften Europas in Vergessenheit zu geraten. Esser: „Das darf nicht geschehen“.

Bei allem Grauen seien die beiden Weltkriege durch einfaches Bild von Feinden und Verbündeten gekennzeichnet gewesen. Damals seien Bilder zwar nicht frei von Verzerrungen und Übertreibungen, aber für alle verständlich gewesen. In heutigen Auseinandersetzungen gehe zunehmend die Klarheit verloren, wo und zwischen wem die Interessens- und Frontlinien verlaufen, wer Opfer und wer Aggressor ist. Der Bürgermeister: „Was im Krieg auch stirbt, ist die Wahrheit“.

Heutzutage seien die Fake-News eher der Normalfall als die Ausnahme. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz fänden sich im Netz gefakte Fotos und Videos, die sogar von Experten kaum als solche zu erkennen seien.

Der Bürgermeister appellierte an die Anwesenden: „Sehen wir genau hin, wer welche Informationen verbreitet und seine eigene Wahrheit schaffen möchte. Lassen Sie uns dagegen unsere Stimmen erheben, nicht nur am Volkstrauertag, sondern an jedem Tag des Jahres“.

Bevor der Musikverein Urft die Nationalhymne anstimmte, legten Reservisten an der Gedenkstätte einen Kranz der Gemeinde Kall nieder. Der Chor der Basilika hatte im Verlauf der Gedenkfeier einige Stücke vorgetragen und mit der jüdischen Volksweise „Schalom Chaverim“ den Wunsch „Shalom, le hitraot, le hitraot, schalom, schalom“ („Frieden, bis wir uns das nächste Mal sehen; Friede bis zum nächsten Mal.“) verbunden. (Reiner Züll)