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Happy Birthday – 10 Jahre ENEWA in Wachtberg

Wachtberg – Ein mutiger Schritt für eine kleine Gemeinde – Ein eigenes Energieunternehmen für Wachtberg? Als Wachtbergs damaliger Bürgermeister Theo Hüffel diese Idee erstmals präsentierte, sei er belächelt worden. Nervös hingegen hätten die lokalen Energieversorger reagiert. Das kleine Wachtberg? Es wird doch nicht etwa…?

Doch, das kleine Wachtberg hat! Es hat sich getraut. Der Weg dahin war zwar alles andere als leicht, ausgesprochen langwierig und mit vielerlei Herausforderungen gespickt, aber es hat sich gelohnt. In den vergangenen zehn Jahren ist die enewa zu einer Wachtberger Erfolgsgeschichte geworden. Auf der kleinen Geburtstagsfeier, zu der die enewa jüngst in den Köllenhof in Ließem eingeladen hatte, ließen einstige und jetzige Beteiligte diese Zeit nochmal Revue passieren. Und so folgte auf einen Rückblick auf die bewegte Gründungszeit, bis die enewa – Energie + Wasser Wachtberg GmbH 2013 endlich an den Start gehen konnte, und wie sich das Unternehmen seitdem entwickelt hat, auch ein Ausblick auf die Aufgaben der Zukunft.

Ein wichtiger Akteur – die enewa

Bürgermeister Jörg Schmidt gratulierte der enewa, die er als wichtigen Akteur in der Gemeinde bezeichnete, zu ihrem Jubiläum. Persönlich besonders dankte er den Geschäftsführern Kai Birkner und Volker Strehl für deren Einsatz. Eine nachhaltige und verlässliche Versorgung mit Energie und Wasser für die Wachtberger Bürgerinnen und Bürger sei seinerzeit das Ziel gewesen. Als Meilenstein nannte Schmidt den Februar 2013, als die STAWAG, die Stadtwerke Aachen AG, als strategischer Partner mit 49-prozentiger Beteiligung in das Projekt mit einstieg. Warum es für eine Kommune wichtig sei, einen eigenen Versorger zu haben, lag für Schmidt auf der Hand: ein direkter Ansprechpartner vor Ort, Seriosität und Verlässlichkeit, langfristige Energie- und Wasserversorgung, sichere und stabile Preise. Strom von der enewa wird zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen. „Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz! Würden alle Wachtberger enewa-Strom beziehen, hätten wir das Klimaziel beim Strom schon erreicht,“ begeisterte sich Schmidt. In enger Zusammenarbeit von enewa und Verwaltung würden Maßnahmen zur Energieeinsparung und Effizienzsteigerung umgesetzt. Beispielhaft nannte er Photovoltaikanlagen (PV), das Pacht-Angebot von PV-Anlagen und die anstehende Wärmeplanung für Wachtberg. Ebenfalls von enewa betrieben – das Hallenbad. Nach Sanierung und Einbau eines Blockheizkraftwerks sind die Besucherzahlen stetig gestiegen. Infrastrukturell hat die enewa zudem öffentliche Ladesäulen für E-Autos gebaut, in Kürze sollen zwei Schnellladesäulen folgen. Mit 51 Prozent der Anteile an enewa profitiert die Gemeinde von den erwirtschafteten Gewinnen und kann so wichtige Investitionen tätigen.

Ziel: Klimaneutralität für Wachtberg

„Energieversorgung muss vor Ort gemacht werden“, war Dr. Christian Becker, Vorstandsvorsitzender der STAWAG, überzeugt. Er bedankte sich nochmals für den Vertrauensvorschuss von damals und umriss kurz die enewa-Gründung. Es sei ein Konzept vieler einzelner Schritte gewesen. Sichtlich stolz zeigte er sich über die erfolgreichen Entwicklungen der letzten zehn Jahre. Dies sei ein Verdienst vieler, der Geschäftsführer, des gesamten enewa-Teams und der Wachtberger Bürgerinnen und Bürger. Nach Strom und Wasser laufen aktuell Verhandlungen zur Übernahme des Gasnetzes, was die Versorgung komplettieren werde. Klimaneutralität für Wachtberg ist das große Ziel!

Für die Bürger da – ein tolles Team

Auch Kai Birkner, Geschäftsführer der enewa, lobte das gute Zusammenwirken vieler und die lokale Verbundenheit. Er erinnerte an Yellow-Strom, das Unternehmen, das Anfang der 2000er Jahre mit Billig-Strom-Kampagnen den Markt aufrüttelte, aber dann doch nicht so erfolgreich war wie gedacht. Marktforscher sahen den Grund hierfür in der fehlenden Kundennähe. Mit der enewa, so Birkner, habe „in Wachtberg die Energieversorgung ihr Zuhause gefunden.“ Die enewa stehe für Kontinuität und Sicherheit, ohne unfaire Klauseln und Lockangebote. „Das funktioniert nur mit einem besonderen Kundenservice, den unsere Mitarbeiter täglich anbieten,“ lobte er das gesamte enewa-Team. Rund 30 Prozent der Wachtbergerinnen und Wachtberger beziehen enewa-Strom, beim Gas sind es 20 Prozent. Die Besucherzahl des Hallenbads hat sich von anfangs 20.000 auf jetzt rund 60.000 erhöht. Seit der Übernahme des Stromnetzes in 2018 und der Übernahme auch des Wassernetzes in Niederbachem 2021 sei der Umsatz von 2,5 Millionen Euro auf mittlerweile 14 Millionen Euro angestiegen, so Birkner. Verluste des Hallenbades können dadurch aufgefangen werden. Einen besonderen Dank richtete er auch an die enewa-Partner: einerseits die STAWAG und RegioNetz, die bei kaufmännischen Arbeiten und Planungen unterstützen, andererseits die Westenergie und e-regio als Dienstleister, die Tag und Nacht bei Störungen bereitstehen. Anspruchsvolle Aufgaben stünden an, richtete er den Blick schließlich nach vorne, der Kauf des Gasnetzes, eine Wärmeplanung für die Gemeinde Wachtberg, Ausbau der Ladeinfrastruktur, weitere PV-Anlagen auf Dächern oder geeigneten größeren Flächen, eine mögliche Biogasanlage… und vieles mehr.

Belächelt, gewarnt – und doch erfolgreich

Theo Hüffel, Ehrenbürgermeister der Gemeinde Wachtberg, erinnerte sich als damaliger Bürgermeister und Ideengeber noch gut an die Anfänge der enewa: Von ungläubigem Staunen über besagtem Belächeln bis hin zu konkreten Warnungen vor der Verantwortung und der Frage, ob es überhaupt rechtlich möglich sei, als kleine Gemeinde einen solchen Schritt zu gehen. Lokale Energieversorger seien aktiv geworden, hätten Kontakt aufgenommen zur Politik vor Ort, er sei sogar aufgefordert worden, sollte es zu einem Beschluss kommen, diesen zu beanstanden, denn der wäre gegen das Wohl der Gemeinde. Dabei ist die Daseinsvorsorge, und dazu zählt auch die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser, eine Pflichtaufgabe. Letztlich hat der Wachtberger Rat mit großer Mehrheit die Gründung eines eigenen Energieversorgungsunternehmens beschlossen. „Ich bin allen, die damals mitgewirkt haben, sehr dankbar. Es war eine mutige und gute Entscheidung“, sagte Hüffel. Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit (heute wichtiger denn je), Nachhaltigkeit, Erreichen der Klimaschutzziele, Rückfluss der Gewinne in die Gemeinde, Bürgernähe – all dies waren einige Punkte der damaligen Zielsetzung. Mit der STAWAG habe man einen kompetenten Partner an seiner Seite bekommen, aber auch das habe nicht allen gefallen. Die unterlegenen Mitbewerber aus der Region legten Vergabebeschwerde ein, die das OLG in Düsseldorf aber schließlich zugunsten Wachtbergs entschied. Eine Episode des Wartens und der Unsicherheit, die Hüffel sehr anschaulich nochmals aufleben ließ.

Zitterpartie zu guter Letzt

Volker Strehl, zweiter enewa-Geschäftsführer, erinnerte sich ebenfalls noch gut an diese Zeit. Zum 1. Januar 2013 sollte die enewa an den Start gehen. Solange die Klage beim OLG Düsseldorf anhängig war, war jedoch noch alles offen. Gerichtstermin sollte im Dezember 2012 sein, noch rechtzeitig, aber der wurde dann auf den Januar 2013 verschoben. Hektik habe sich breit gemacht, so Strehl, aber dank Interimslösung habe man zum 1. Januar 2013 den Betrieb aufnehmen können. Das OLG-Urteil kam am 04. Februar 2013, direkt am Folgetag wurden die enewa-Verträge unterzeichnet.

Langwierige Verhandlungen

Altbürgermeisterin Renate Offergeld steuerte ebenfalls das eine oder andere Erlebnis mit der enewa aus ihrer Zeit als Bürgermeisterin bei. Ein Termin 2014 beim Kartellamt in Düsseldorf wegen des Erwerbs des RWE-Stromnetzes war ihr noch lebhaft in Erinnerung, ebenso 2015 die Vertragsunterzeichnung zur Übernahme des Hallenbades. Harte Verhandlungen habe es 2016 mit der Stadt Bonn im Konzessionsverfahren um das Trinkwasser in Niederbachem gegeben, Anfang Januar 2017 war auch das endlich gelungen. Offergeld dankte allen Beteiligten und gratulierte zum Jubiläum mit dem bekannten und so stimmigen enewa-Slogan: „Wir lassen die Kirche im Dorf. Die Energie auch!“ (mm)