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Kunst & Kultur

Mehrtägige Mai-Feierlichkeiten in Kall starten bereits am heutigen Samstag 22. April

Kall – Bestechlichkeit hat weiter Tradition – Das Kaller Maigeloog pflegt noch immer einen über 100 Jahre alten Brauch – Rund 200 Maipaare werden „verkuppelt“ und am Vorabend des 1. Mai öffentlich ausgerufen – Gegen die Spende einer Kiste Bier werden Sonderwünsche erfüllt – Das Singen von Haus zu Haus findet bereits am 22. April statt – Maifeier mit Umzug, Musikkapelle, Pferdekutsche und Ball im Saal Gier.

Sie pflegen noch immer den über 100 Jahre alten Kaller Brauch, und sie sind bemüht, diesen auch in Zukunft aufrecht zu erhalten. Das ist das Ziel von David Dietsch, der „Hötjong“ des Kaller Maigeloogs ist, das derzeit mitten in den Vorbereitungen für die mehrtägigen Mai-Feierlichkeiten in Kall steckt, die in diesem Jahr erstmals schon eine Woche früher, nämlich am Samstag, 22. April, mit dem traditionellen Maisingen offiziell beginnen.

Bisher fand dieses Singen („He komme de Kaller Knechte…“) von Haus am Vorabend des Maifeiertages statt, während die Kaller Bevölkerung am Feuer auf dem Maiplatz den Beginn des Wonnemonats feierte. „Wir vom Geloog waren dann zum Singen unterwegs, so dass unsere Gäste allein feiern mussten“, so Hötjong David Dietsch. Auch weil das Geloog an diesem Abend mit der Herrichtung von vielen Maibäumen beschäftigt sei, habe man sich aus zeitlichen Gründen zu der Verlegung des Singens entschieden.

Dietsch kann derzeit immerhin noch auf über 25 Junggesellen verweisen, die im Geloog mitarbeiten. Dabei ist es keinesfalls so, dass die Junggesellen nur für die Vorbereitung der Maifeier zuständig sind. Die engagierte Truppe ist auch im August zur Stelle, wenn es gilt, den Kirmesknochen auszugraben und diesen unter der Begleitung der Kaller Musikkapelle zum Kirmesplatz zu bringen. Und auch andere Kaller Vereine können bei ihren Veranstaltungen auf die Unterstützung des Maigeloogs setzen

Hötjong Davis Dietsch ist bereits mehrere Jahre im Amt, ebenfalls sein Stellvertreter Marc Lange. Beisitzer im Geloog sind Daniel Schade und Moritz Wirtz, während Simon Derichs für die Kassengeschäfte und Phillip Uhlemann für die Schriftführung zuständig sind.

Schon seit Februar sind die Junggesellen des Geloogs damit beschäftigt, die Maifeiern vorzubereiten und auf einer geheimen Liste die Maipaare zusammenzustellen, die am Vorabend des Maifeiertages vom Felsen an der Gemünder Straße ausgerufen werden. Dieses „Verkuppeln“ von Kaller Mädchen ab 16 Jahren und Kaller Jungen ab 18 Jahren zu Maipaaren ist ein über 100 Jahre alter Brauch in Kall. In der Vergangenheit sind dadurch auch schon etliche Ehen entstanden.

Rund 200 Paare und das Maikönigspaar werden nach wochenlangen Recherchen des Geloogs auf die Mailiste gebracht, wobei die Beratungen im Vereinslokal Gier hinter verschlossener Tür stattfinden. Die fertige Liste der „verkuppelten“ Paare hütet Hötjong David Dietsch Pütz im verschlossenen Koffer, der auch während der einwöchigen Präsenz des Geloogs am Maifeuer nahe dem Hallenbad ein wichtiges Utensil ist.

Denn sobald das Geloog auf dem Maiplatz seine Zelte aufgeschlagen hat, hat jeder Kaller Junggeselle noch die Chance, sein Begehren, mit welcher Herzdame er gern auf der Mailiste stehen würde, erfüllt zu bekommen. Gegen eine Kiste Bier ist das Geloog nämlich gerne bereit, spezielle Wünsche zu erfüllen und die Maipaar-Liste zu ändern. Die Bestechlichkeit des Geloogs hat in Kall ebenso Tradition wie der alte Maibrauch selbst.

Junge Frauen dagegen haben keine Möglichkeit, sich ihren Wunschprinzen mit Hilfe einer Kiste Bier zu ergattern: Damenbesuch ist im Geloogs-Lager am Hallenbad bis zum Beginn der Maifeier nicht nur unerwünscht sondern absolut tabu.

„Wir werden wieder einen stattlichen Baum auf dem Maiplatz aufstellen“, verspricht Hötjong David Dietsch. Alle Kaller Jungmänner ab 16 Jahren sind deshalb eingeladen, das Geloog am Mittwoch, 26. April, beim Abholen des Baumes aus dem Wald und beim Aufstellen auf dem Maiplatz zu unterstützen.

Die Feierlichkeiten zum 1. Mai beginnen mit dem „Singen von Haus zu Haus“ am Samstag, 22. April, ab 14 Uhr. Einen Tag später, am 23. April, um 18 Uhr, findet in der Pfarrkirche die traditionelle Mei-Messe statt, zu der alle Kaller eingeladen sind. Am Montag, 24. April, beginnt um 9 Uhr morgens der Aufbau des Maiplatzes am Hallenbad. Mittwochs, 26. April trifft sich das Geloog um 15 Uhr am Maiplatz, um den Maibaum im Wald abzuholen. Zum Aufbau des Platzes und zum Abholen des Baumes hofft das Geloog auf die tatkräftige Unterstützung vieler Kaller Jungen im Alter ab 16 Jahren.

Das Ausrufen der rund 200 Maipaare vom Felsen an der Gemünder Straße beginnt am Sonntag, 30. April, um 15 Uhr. Höhepunkt des Ausrufens ist die Verkündigung des Maipaares, dessen Identität bis dahin streng geheim gehalten wird. Während des Ausrufens findet eine große Tombola statt, zu der Kaller Firmen und Geschäfte zahlreiche Preise gestiftet haben, und die damit auch das große Engagement der Kaller Junggesellen zum Erhalt des alten Brauches honorieren.

Nach dem Ausrufen der rund 200 Maipaare und der Verkündung des Königspaares, treffen sich Vereine und die Kaller Bevölkerung zum gemütlichen Beisammensein am Feuer unter dem Maibaum neben dem Hallenbad.

Höhepunkt der Mai-Feierlichkeiten ist der große Umzug am Montag, 1. Mai, um 13 Uhr. Vom Maiplatz aus wird der Maikönig in einer Kutsche und unter Begleitung aller Maipaare und der Musikkapelle Kall  zum Haus der Maikönigin gefahren, wo auch Bürgermeister Hermann-Josef Esser und Ortsvorsteher Stefan Kupp dem Königspaar ihre Aufwartung machen. Nach einem Umtrunk und einem Walzertanz des Königspaares startet der Festzug zum traditionellen Maiball im Saal Gier. Des Geloog hofft, dass sich auch die Kaller Bevölkerung wieder rege an den Maifeierlichkeiten beteiligt. (Reiner Züll)