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Im Ahrtal ist Aufbruch-Stimmung im Tourismus spürbar

Bad Neuenahr-Ahrweiler – Wiedereröffnungen, Tourismus-Konzept und Veranstaltungen machen Mut für Saisonstart. „We AHR open“ ist das Motto des Tourismus im Ahrtal. Doch wie stellt sich die Lage hier im Frühjahr 2023, knapp zwei Jahre nach der Flut dar? Wie viele betroffene Betriebe sind wieder geöffnet? Wie sieht es mit den Bettenkapazitäten aus? Wo gibt es noch Probleme? Der Ahrtal-Tourismus hat zum Saisonstart 2023 zum einen die aktuellen Zahlen zusammengestellt, aber auch versucht, die Stimmung im Kreis seiner Mitgliedsbetriebe zu erfassen. „Wir stellen hier fast durchweg Aufbruchstimmung fest“, sagt Vorsitzender Christian Lindner vom Hotel Aurora in Bad Neuenahr. „Selbst Betriebe, die immer noch mit Schwierigkeiten, Verzögerungen und Unwägbarkeiten zu kämpfen haben, sind zuversichtlich, dass der Tourismus im Ahrtal Zukunft hat“, so Lindner weiter.

Während in den Höhenlagen Weinberge und Waldhänge die ganze landschaftliche Schönheit des Ahrtals repräsentieren, sind in den Tallagen die Flutschäden noch zu sehen. Foto: Dominik Ketz

Zur Erinnerung: Rund 70 Prozent aller touristischen Betriebe zwischen Blankenheim und Sinzig – Hotellerie, Gastronomie Ferienwohnungen und Weingüter – war im Juli 2021 von der Flut getroffen. Von diesen Betrieben sind derzeit schon wieder mehr als 60 Prozent geöffnet. Und diese Zahl werde sich in diesem Jahr noch deutlich nach oben bewegen, kündigt Lindner an. „Uns wurden viele weitere Wiederöffnungen für das Jahr 2023 angekündigt. Auch ganz neue Betriebe sind am Start. Das zeigt, dass es Schritt für Schritt bergauf geht.“

Im Bereich der Bettenanzahl fehlen derzeit allerdings noch deutlich Kapazitäten. Dadurch, dass viele größere Hotelbetriebe erst für Ende 2023 oder für 2024 ihre Wiederöffnung ermöglichen können, stehen beispielsweise in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler derzeit erst rund die Hälfte der vor der Flut gemeldeten Betten zur Verfügung. In der ebenfalls stark betroffenen Verbandsgemeinde Altenahr sieht es nicht viel anders aus. Hier sind gerade mal gute 40 Prozent der Betten wieder buchbar.

Baustellen gibt es auch im Bereich der touristischen Infrastruktur noch viele. „Uns ist durchaus bewusst, dass die Folgen der Flut für unsere Gäste ersichtlich sind – mal mehr, mal weniger“, sagt Tourismus-Referentin Meike Carll. „Es lässt sich nicht beschönigen, dass der Wieder- oder Neuaufbau an vielen Stellen im Tal noch Jahre in Anspruch nehmen wird. “ Ein Problem stellen aktuell die Parkplatzkapazitäten dar: Einige Parkplätze, wie beispielsweise der Wanderparkplatz am AhrSteig in Walporzheim, stehen nicht mehr zur Verfügung, Tiefgaragen befinden sich noch im Wiederaufbau und es wird weiterhin Parkraum für Handwerkerfirmen benötigt. „Wir empfehlen unseren Gästen, wenn möglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen“, sagt Carll. Es werde aber von allen Beteiligten  mit Hochdruck daran gearbeitet, Alternativen zu schaffen. So sind beispielsweise provisorische Parkplätze an der Stadtmauer in Ahrweiler entstanden.

Glücklicherweise seien die beliebten Wanderrouten, Weinbergshänge und Freizeitaktivitäten, zum Beispiel der Regierungsbunker, das Museum Roemervilla, der Waldkletterpark und die Sommerrodelrodelbahn in Altenahr nicht betroffen gewesen von der Flut. Der Ahr-Radweg, der zu einem Großteil überflutet war, ist zwischenzeitlich zumindest in Teilstrecken wieder befahrbar. Während die Strecke zwischen Blankheim und Fuchshofen nicht betroffen war, wurden für Teile der Strecke Walporzheim bis Sinzig Umleitungen eingerichtet. Der Radweg zwischen Fuchsofen und Ahrbrück ist aufgrund von Bauarbeiten zwar noch gesperrt, er soll aber im Sommer 2023 wieder befahrbar sein.

Erfreulich ist laut Carll auch, dass sich im Bereich Veranstaltungen einiges getan habe: Beliebte Events, die aufgrund der Corona-Pandemie und die Flut entweder gar nicht oder nur in stark eingeschränktem Rahmen stattfinden konnten, gehen wieder an den Start. So lockt nach drei Jahren Corona- und Flutbedingter Pause an Pfingsten der beliebte Weinmarkt der Ahr auf den Ahrweiler Marktplatz. Das Ahrtaler Gipfelfest lädt an Fronleichnam wieder alle Generation dazu ein, an vier Tagen vier Gipfel zu erklimmen und auf dem jeweiligen Tagesgipfel ein Vor-Ort-Programm zu genießen. Neue Veranstaltungsformate wie der AhrWeinWalk oder der Weinfrühling Mittelahr im Mai verbinden Wandern und Wandergenuss. Gästeführungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Hier sind nach wie vor die Wiederaufbau-Führungen in Altenahr, Ahrweiler und Bad Neuenahr besonders nachgefragt. Und auch im Bereich des Einzelhandels gebe es zwischenzeitlich Fortschritte. Immer mehr Geschäfte öffnen. Unter dem Titel „Frühlingsbunt“ präsentiert sich der Einzelhandel in Bad Neuenahr-Ahrweiler am 1. und 2. April mit neuem Konzept und verkaufsoffenem Sonntag.

Geschäftsführer Christian Senk fasst zusammen: „Es geht voran – wenn auch manchmal langsamer als erhofft. Der Tourismus im Ahrtal kämpft sich sukzessive nach oben. Und, was dabei nicht vergessen werden darf: Alle neu geöffneten Betriebe, also Hotels, Gastronomie, Weingüter oder der Einzelhandel sind nicht nur nach heutigem Stand optisch und baulich top saniert, sondern haben vielfach auch die Chance für Neues genutzt. Die Gastgeber präsentieren sich auf höchstem Qualitätsniveau. Das wird das Ahrtal dauerhaft abheben von anderen Regionen.“  Vorstandsmitglied Andreas Carnott vom Hotel Ruland aus Altenahr fügt hinzu: „Auch wenn die Auslastung in vielen Betrieben insgesamt noch nicht an Vor-Corona-Zeiten heranreicht, ich erhalte von vielen Kolleginnen und Kollegen die Rückmeldung: Es läuft gut an. Die Gäste vor Ort sind durchweg zufrieden oder sogar begeistert von den Betrieben.“ Jetzt müsse der Tourismus den Fahrtwind aufnehmen und nach und nach immer wieder eine Schippe drauflegen.

Damit das gelingt, hat der Ahrtal-Tourismus das Nachhaltige Tourismus- Konzept 2025 Ahrtal angestoßen. Gemeinsam mit Betrieben, Einwohnern, Gästen, Kommunen und Tourismus-Fachleuten wird seit dem vergangenen Jahr intensiv an den Leitideen und dem damit verbundenen Maßnahmenkatalog gearbeitet. „Im Tourismus-Konzept werden sich die Themen Nachhaltigkeit, Innovation, Gastlichkeit und die Wein- und Wanderregion als übergeordnete Kernmarke in konkreten Projekten widerspiegeln“, kündigt David Bongart, Projektleiter Tourismusstrategie beim Ahrtal-Tourismus an. „Die Gäste dürfen gespannt sein, welche touristischen Highlights das Ahrtal in den nächsten Jahren hervorbringen wird.“ Im 2. Quartal 2023 wird der Ahrtal-Tourismus das gesamte Konzept mit den geplanten Projekten und Maßnahmen vorstellen.