Prüm – Es ist kein Geheimnis, dass die Friseurbranche seit einigen Jahren unter Druck steht. Die Menschen geben immer weniger Geld für Haarschnitte und Haarpflege aus und immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, ihr Haar selbst zu schneiden oder zu färben.
Aber die Friseurbranche befindet sich in einem Wandel und es gibt einige sehr interessante Neuerungen, die in der nächsten Zeit auf die Branche warten.
Viele Friseure sind unterbezahlt und überarbeitet. In Deutschland arbeiten die meisten Friseure als Angestellte in einem Friseursalon und verdienen nicht mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. Das erklärt auch, warum manche Salonkunden ihren Friseur als gestresst erleben.
Während der letzten Jahre hat es einige Lohnerhöhungen für Friseure gegeben, aber diese haben nicht ausgereicht, um den Lebensunterhalt zu verdienen.
Die Folge davon sind niedrige Ausbildungszahlen sowie Abwanderungen in andere Branchen. Durch den wachsenden Fachkräftemangel und die steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten müssen viele Salons schließen.
„Die Löhne müssen dringend angehoben werden, damit Friseure ein angemessenes Einkommen haben und ihren Lebensunterhalt selbständig finanzieren können“, so Ingo Schmidt, Friseurmeister im Salon Haarmonie in Selters im Westerwald und Landesinnungsmeister des Verbandes.
Nur so kann das Friseurhandwerk bestehen bleiben und für seine Kunden auch noch in zehn Jahren seine Türen öffnen.
Mit den tariflichen Lohnanpassungen, welche der Landesverband Friseure und Kosmetik Rheinland für seine Mitglieder mit dem Tarifpartner ver.di ausgehandelt hat, wird das nun Wirklichkeit.
Steigende Preise machen den Friseurbesuch zum Luxusgut?
Höhere Lohnkosten, die Nachwirkungen der Corona-Pandemie sowie die steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten haben zur Folge, dass die Preise beim Friseur deutlich steigen werden.
“Wenn Du denkst, ein guter Friseur ist teuer, dann hattest du noch keinen schlechten”, betont Guido Wirtz, Vorsitzender Landesinnungsmeister der Friseure im Rheinland und selbst Salonbetreiber in der Westeifel. „Denn ein Friseurbesuch ist so viel mehr als „nur“ ein bisschen Haare schneiden. Für Sie als Kunde ist es eine kleine Auszeit vom Alltag, ein Wohlfühl-Moment, etwas was man sich gönnt, um sich schön zu fühlen.“
Für den Friseur sind es drei Jahre Lehre, viele weitere Seminare und Spezialausbildungen, eventuell der Meister, professionelles Werkzeug und eine große Menge an Leidenschaft, um jeden Tag Menschen ein Lächeln ins Gesicht und wunderschöne Haare zu zaubern.
Doch nur vom Lächeln der Kunden können die Salons nicht geöffnet bleiben und ihren Mitarbeitern die Sicherheit einer zukunftsfähigen Arbeitsstelle geben.
Auch im Salon Haarmonie in Selters steht eine Preiserhöhung aufgrund der tariflichen Lohnanpassung an. Inhaber Ingo Schmidt zum Thema, warum es ihm wichtig ist faire Löhne zu zahlen und was das mit seinem Team und seinen Kunden macht: “Ich mochte noch nie der Salon sein, wo die Mitarbeiter unfair behandelt werden. Die Kunden haben ein gutes Gefühl, wenn die Angestellten kommunizieren, dass die Preiserhöhung in die Lohntüte wandert.”
Das Friseurhandwerk verdient es, wertgeschätzt zu werden.
Arbeit muss sich lohnen. Für den Unternehmer und vor allem für die Mitarbeiter, welche die Seele eines Salons bilden. “50 Prozent der Preise sind Lohnkosten”, klärt Guido Wirtz auf. „Viele wissen das nicht.“
„Wertschätzung des Friseurhandwerks: Das beginnt mit regelmäßiger Terminbuchung und der finanziellen Wertschätzung der Dienstleistungen. Geht weiter über faire Löhne, die gezahlt werden können, um Träume zu verwirklichen. Und endet damit, dass die Lust, Friseur zu werden, wieder steigt und dieses wunderschöne Handwerk erhalten bleibt. Damit Kunden auch noch in zehn Jahren zu einem gut ausgebildeten und vor Freude strahlenden Friseur gehen können“, ist man sich beim Landesverband Friseure und Kosmetik Rheinland einig.
Hintergrund:
Der Landesverband Friseure und Kosmetik Rheinland hat mit der Gewerkschaft ver.di mit Wirkung zum 1. Oktober 2022 einen neuen Lohn- und Gehaltstarifvertrag im Friseurhandwerk für das Verbandsgebiet Rheinland abgeschlossen. Der neue Tarifvertrag besteht nun aus vier Entgeltstufen von 13,- Euro bis 17,50 Euro pro Stunde und hat eine Laufzeit von 2 Jahren. Die beiden Tarifparteien sind sich einig, für diesen neuen Tarifvertrag eine Allgemeinverbindlichkeit zu beantragen.