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Sicher im Dienst – Das Ordnungsamt Aachen im Einsatz

Aachen – Die Stadt Aachen setzt auf Prävention und Fortbildung. Es gibt eine Null-Toleranz-Haltung bei Gewalt gegen Beschäftigte. Gewaltprävention und Gesundheitsschutz sind zentrale Elemente der Personalentwicklung bei der Stadt Aachen. Aus diesem Grund werden Beschäftigte im Außendienst des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung in Theorie und Praxis professionell geschult.

Personaldezernent Dr. Markus Kremer nimmt aktiv am Training teil und gegrüßt die Einsatzkräfte. Foto: © Stadt Aachen / Andreas Herrmann

Das Konzept des interdisziplinären Einsatztrainings wurde nun durch Stadtdirektorin Annekathrin Grehling und Personaldezernent Dr. Markus Kremer in den Räumlichkeiten des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung vorgestellt. Von Beginn an wirkte die Stadt Aachen an dem 2021 initiierten Landesprojekt „Mehr Schutz und Sicherheit für Beschäftigte im öffentlichen Dienst“ mit. So ließ es sich auch Anne Herr als Vertreterin des NRW-Netzwerks #sicherimDienst nicht nehmen, bei der Vorstellung dabei zu sein.

Mitunter beschimpft, angefeindet und teilweise sogar angegriffen

Die Aufgaben des Ordnungs- uns Sicherheitsdienstes sind konfliktbehaftet: Wer Bürger*innen auf Fehlverhalten hinweist, Auseinandersetzungen schlichtet, rechtliche Vorgaben durchsetzt und Sanktionen ausspricht, erntet selten Applaus. Täglich sind die Vollzugskräfte in Einsätzen mit Konflikten konfrontiert. Sie werden mitunter beschimpft, angefeindet und teilweise sogar angegriffen. Im Jahr 2018 wurden alleine 500 Beleidigungen und 50 Sachbeschädigungen. Gemeldet.

Um diese anspruchsvollen Aufgaben zu bewältigen, werden vielseitige Kompetenzen benötigt. Neben der Vermittlung von Rechtskenntnissen steht, regelmäßig ein intensives Training in Einsatzkommunikation, Eingriffs- und Selbstschutztechniken auf dem Plan. Die Einsatzkräfte werden dazu in speziell eingerichteten Seminar- und Trainingsräumen geschult. Bei diesem Einsatztraining bereiten die Teams Erfahrungen aus dem Dienst nach und werden für verschiedene Szenarien unter professioneller Begleitung von zwei Einsatztrainern ausgebildet.

Stadtdirektorin Grehling kennt als Rechts- und Ordnungsdezernentin die Herausforderungen, mit denen ihre Mitarbeitenden vor allem im Außendienst täglich konfrontiert sind. „Das wöchentliche Training vermittelt wichtiges Wissen und trainiert zentrale Kompetenzen. Durch die Regelmäßigkeit werden geübte Handlungsweisen zur Routine, was die Sicherheit und das professionelle Vorgehen, gerade auch in schwierigen Situationen, fördert. Wenn es zu Übergriffen kommt, wissen die Einsatzkräfte, was zu tun ist. Wir verfolgen eine Null-Toleranz-Strategie und bringen jeden Vorfall zur Anzeige“, erklärte Grehling.

Vermittlung deeskalierender Kommunikationsstrategien

Personaldezernent Dr. Kremer betonte: „Das Thema beschäftigt uns schon seit vielen Jahren. Bereits 2018 haben wir unser ‚Sicherheitskonzept Gewaltprävention‘ auf den Weg gebracht, das neben der Entwicklung technischer und organisatorischer Maßnahmen vor allem auf die Vermittlung deeskalierender Kommunikationsstrategien baut. Mit der Einstellung eines Gewaltpräventionstrainers und dem Ausbau der sozialpsychologischen Mitarbeiter*innenberatung haben wir auf die Bedarfe reagiert.“ In seiner Funktion als Sportdezernent ist ihm an der körperlichen Fitness der Bediensteten gelegen, da sie die mentale Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten fördert. Diese intensive Betreuung mache die Stadt in diesem Bereich – in dem aktuell durchaus noch Mitarbeiter*innen gesucht werden – zu einer vorbildlichen Arbeitgeberin.

Susanne Aumann, Leiterin der Außendienste, gab einen Einblick in die inhaltliche Konzeption und die behördenübergreifende Zusammenarbeit in Aachen. „Der Einsatz für mehr Schutz und Sicherheit der Kolleg*innen ist ein fortlaufender Prozess. Veränderte Einsatzlagen erfordern angepasste Handlungsstrategien. Auch wenn wir schon viel umsetzen konnten, bleiben wir auch in Zukunft am Ball“, so Aumann.

Volker Haupt, einer der beiden Trainer: „Gewalt ist kein schönes Thema, aber eine herausfordernde Aufgabe.“ Zusammen übe man klassische Selbstverteidigung, aber auch Eingriffstechniken, etwa um Menschen zu fixieren, zu fesseln oder in ein Auto zu verfrachten. Aber oft genauso wichtig: „Die Kolleg*innen können sich auch einfach die Nöte von der Seele reden.“

Zustimmung findet das zielgerichtete Vorgehen auch im Präventionsnetzwerk #sicherimDienst. Durch die Bewertung der aktuellen Forschungslage zu Gewalt im öffentlichen Dienst wurde die Bedeutung von Prävention einmal mehr deutlich. Anne Herr lobte das Engagement der Stadt Aachen und lud alle Interessierten dazu ein, aktiv mitzuwirken (weitere Informationen unter www.sicherimdienst.nrw). Anne Herr vom Präventionsnetzwerk: „Wir wollen vor allem auch darauf aufmerksam machen, dass nicht nur Berufsgruppen davon betroffen sind, bei denen man vielleicht damit rechnen könnte, sondern auch Rettungskräfte oder Sachbearbeiter*innen zum Beispiel.“ Mittlerweile hätten sich 600 Personen aus rund 250 Einrichtungen, Behörden und Kommunen in NRW dem Netzwerk angeschlossen – Zuwachs mehr als erwünscht.

Im Anschluss an die Theorie ging es nahtlos in die Praxis über. Die Einsatzkräfte fanden sich zum Start pünktlich im Trainingsraum ein. In dieser Woche gab es mehr Teilnehmer*innen als sonst, denn Vertreter*innen der Verwaltungsspitze nutzten die Gelegenheit vor Ort, um sich hautnah ein eigenes Bild von dem Einsatztraining des Ordnungsamts zu machen. Aumann und Kremer nahmen sogar aktiv am Training teil.