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Zurück auf die Sonnenseite – Frank Voss, Pflegedirektor im Marienhaus-Klinikum in Ahrweiler

Bad Neuenahr-Ahrweiler – Sechs Monate nach der Flutkatastrophe: Wann aus dem Schock der ersten Wochen eine Posttraumatische Belastungsstörung wird und wie Betroffene nach einem traumatischen Erlebnis wieder ins normale Leben zurückfinden können. Die Flutkatastrophe im Juli hat viele bleibende Schäden hinterlassen – nicht nur wirtschaftliche. Einige Betroffene fühlen sich auch jetzt, sechs Monate später, noch wie betäubt. Manche leiden sogar an Depressionen, Angstzuständen oder Verzweiflung. Andere durchleben das Ereignis immer wieder, zum Beispiel in Alpträumen. Wenn solche Symptome mehrere Monate nach einem traumatischen Erlebnis nicht nachlassen, wenn sich Betroffene immer mehr zurückziehen und es nicht mehr allein aus der Spirale der negativen Gedanken schaffen, sprechen Experten von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS).

„Eine Belastung ist eine ganz normale Reaktion auf ein unerwartetes, extrem belastendes Ereignis“, sagt Frank Voss, Pflegedirektor im Marienhaus-Klinikum in Ahrweiler und Lehrbeauftragter an der Katholischen Hochschule in Mainz. Ausgelöst wird sie häufig durch eine lebensbedrohliche Situation, wie eine Naturkatastrophe, Krieg, Missbrauch oder andere Gewalterfahrungen, aber auch durch die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit. „Diese Erfahrung verursacht tiefe Verzweiflung und Irritation“, so Voss. „Unser Körper geht dann automatisch in Alarmbereitschaft. Bei einem Ereignis wie der Flutkatastrophe im Juli, leiden zunächst alle Menschen an einer Belastung. Die meisten können diese Situation allein bewältigen, vor allem, wenn ein stabiles soziales Netzwerk vorhanden ist. Wer allerdings jetzt noch mit Symptomen kämpft, sollte sich Hilfe holen.“

Die gute Nachricht: PTBS lässt sich gerade bei einzelnen traumatischen Ereignissen, wie der Flutkatastrophe, gut behandeln. Viele Organisationen und Verbände bieten dazu niederschwellige Hilfsangebote an. Im Landkreis Ahrweiler hat seit Anfang Dezember das Traumahilfezentrum (THZ) in Grafschaft-Lantershofen geöffnet, das vom Land und verschiedenen Kooperationspartnern ins Leben gerufen worden ist. Es soll vor allem schnelle Hilfsangebote für die von der Flut betroffenen Menschen anbieten. Weitere Ansprechpartner sind die Caritasberatungsstellen und die örtlich zuständigen psychiatrischen Kliniken. Sie unterstützen als erste Anlaufstellen, damit Betroffene die PTBS hinter sich lassen und wieder ins normale Leben zurückfinden können.

Hier erhalten Betroffene Hilfe:

Das THZ ist über die Homepage www.thz-ahrtal.de sowie unter der Telefonnummer 02641 2079099 zu erreichen.