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Seelsorge in Hochwasser-Gebieten entlasten

Bad Neuenahr-Ahrweiler/Trier – Viel Unterstützung aus dem ganzen Bistum zur Sicherstellung der Seelsorge. „Es ist grad sehr viel auf allen Ebenen“, gesteht Elisabeth Zenner am Telefon. Die Pastoralreferentin aus dem Dekanat Maifeld-Untermosel hat verschiedene Einsätze mit Notfallseelsorgern und Seelsorgern in den vom Hochwasser besonders betroffenen Orten an der Ahr sowie an Notunterkünften hinter sich. „Viel Tragisches“ habe sie erlebt, berichtet sie und schildert Begegnungen mit „Menschen mit völlig leeren Gesichtern  in Schockstarre, die froh sind, das Leben zu haben, und sagen, es sei ja alles gar nicht so schlimm“.

Elisabeth Zenner gehört zum Team des Koordinierungsbüros Seelsorge Ahr, das vor allem in dem besonders betroffenen Gebiet „Unterstützung und Verstärkung für die Seelsorge“ organisiert. Mit ihr arbeiten die Dekanatsreferenten Christiane Schall (Koblenz) und Christoph Hof (Remagen-Brohltal und Sinzig), Pastoralreferent Oliver Serwas (Mayen-Mendig), der ehemalige Dekanatsreferent Wolfgang Henn und Kalle Grundmann, Pastoralreferent im Ruhestand, sowie Guido Goliasch, Mitarbeiter der Stabstelle Synodenumsetzung. Das Team wurde in Absprache mit dem Arbeitsstab Hochwasser eingesetzt, der sich im Trierer Generalvikariat unter Leitung von Weihbischof Jörg Michael Peters gebildet hat.

„Innerhalb kurzer Zeit haben sich an die 90 hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger aus dem ganzen Bistum gemeldet, um zu helfen. Das ist ein tolles Zeichen von Solidarität.“ Mariette Becker-Schuh spricht stellvertretend für die Mitglieder des Arbeitsstabes Hochwasser den Dank für die Einsatzbereitschaft von Priestern und Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten aus, die dem Aufruf des Bistums gefolgt sind. Zusammen mit Ulrich Stinner, Leiter der Abteilung Pastorale Grundaufgaben im Bischöflichen Generalvikariat, stellt die stellvertretende Leiterin der Abteilung Seelsorge und pastorales Personal die anstehenden Aufgaben im Gespräch mit dem „Paulinus“ vor. „Zusammengefasst geht es darum, die Seelsorgerinnen und Seelsorger in den betroffenen Orten zu entlasten und personell zu verstärken“, informiert Stinner. Besonders in den stark verwüsteten Orten an der Ahr und in Sinzig seien die Seelsorger stark gefordert. „Viele Menschen haben auch Angehörige, Freunde, Bekannte verloren. Sie brauchen Menschen, die sich um sie kümmern, die zuhören, ihr Leid mittragen helfen und ganz konkrete Hilfen vermitteln“, schildert Becker-Schuh.

Angesichts dieser herausfordernden Aufgaben geraten die Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort an Grenzen, brauchen Unterstützung. Die werde gerade vom Koordinierungsteam organisiert, erklärt Pastoralreferentin Zenner, die einfach nur froh ist, wenn diese wichtige Hilfe endlich anläuft. Zweier-Teams von Seelsorgerinnen und Seelsorgern aus dem Bistum, die sich für freiwillige Tageseinsätze gemeldet haben, „werden in den Orten da sein“, stellt Stinner dar. Sie werden offene Ohren für die Nöte der Menschen haben. Sie werden wahrnehmen, was den Betroffenen auf dem Herzen liegt, was sie an Hilfen brauchen. Und sie werden Kontakte zu Fachstellen des Bistums wie den Lebensberatungen, zu Diözesan-Caritasverband und den Ortscaritasverbänden vermitteln, die konkrete Hilfen anbieten.

Traumatische Erlebnisse

„Jede und jeder in den Dörfern hat ja seine traumatischen Erlebnisse: Der eine musste auf dem Dach seines Hauses ausharren, bis er evakuiert wurde. Die andere hat auf der Fensterbank übernachtet, weil überall Wasser stand. Da gilt es, das Ohr hinzuhalten und zuzuhören“, nennt Zenner die Aufgabe für die Seelsorge. Außerdem gelte es, die vielen Helfer, Feuerwehrleute und Bundeswehr-Angehörigen sowie Mitglieder der Hilfsdienste im Blick zu haben. „Auch sie haben teils furchtbare Bilder gesehen und müssen die verarbeiten, wenn sie nach Hause kommen“, betont Becker-Schuh.

Dem Arbeitsstab ist es wichtig, dass „die Handlungsmächtigkeit vor Ort liegt“, erklärt Stinner. In den einzelnen Dörfern sollen die Seelsorger ihre Bedarfe nach Unterstützung beim Koordinierungsteam anmelden. Das sorge dann dafür, dass die nötige Unterstützung ankommt, dass Seelsorger vermittelt werden, die Dienste übernehmen. „Es wird den örtlichen Seelsorgern auf keinen Fall etwas übergestülpt, sondern sie entscheiden, welche Hilfe sie brauchen.“

Die Unterstützungsangebote müssten längerfristig bestehen bleiben, sagen die beiden Mitglieder des Bistums-Arbeitsstabes und gehen von Wochen, gar Monaten aus. „Es ist wichtig zu zeigen, dass wir als Kirche vor Ort da sind – auch dann noch, wenn der öffentliche Fokus nicht mehr auf den Hochwasser-Gemeinden liegt.“