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WFG Vulkaneifel präsentiert: Ein Interview mit Unternehmens-Beraterin und Jobcoach Carolin Goßen

Daun, 12.01.2021 – Carolin Goßen ist Beraterin und  Vortragsrednerin. Als TV-Jobcoach wurde sie deutschlandweit bekannt. Die Presse sagt über ihre Arbeit: »Orientierungslosigkeit war gestern«. Am 20. Januar 2021 ist Carolin Goßen um 8.30 Uhr mit ihrem Vortrag „Führung zur Selbstführung – eigene Stärken erkennen und nutzen“ zu Gast bei der Auftaktveranstaltung zu „WFG ImPuls“, der neuen Online-Veranstaltungsreihe der WFG Vulkaneifel. Im Gespräch mit WFG-Geschäftsführerin Judith
Klassmann-Laux gibt sie bereits im Vorfeld ein paar Einblicke in ihre Sicht auf Führung und Mitarbeiterbindung.

Frage: Frau Goßen, Sie sind Beraterin und TV-Jobcoach. Was macht aus Ihrer Sicht einen guten Unternehmensberater und Coach aus?

Goßen: Begeistern kann, wer begeistert ist. Das ist mein Leitsatz. Ein guter Berater (und ein guter Coach) muss für das brennen, was er tut. Nur wenn ich als Berater (oder Coach – schlussendlich gilt das für jeden Beruf) mit Leidenschaft dabei bin, kann ich gewährleisten, dass ich einen guten Job mache. Ich tauche als Beraterin in das ein, was ich tue. Wenn ich in ein Unternehmen gehe, schaue ich es mir im Vorfeld individuell an, auch dann, wenn ich vielleicht die Branche bereits gut kenne. Ich muss mich auf die Menschen einlassen, die hier handeln. In der Unternehmensberatung geht es oft nur um Kosten. Hier wünsche ich mir mehr Fokus auf den Menschen.

Frage: Der starke Fokus auf den Menschen – ist das Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Goßen: Ein Stück weit ja. Ich biete Beratung mit Fokus auf den Menschen. Ich mache individuell zugeschnittene Prozesse für den Kunden. Ich gehe tief in die persönlichen Ebenen, auch im Unternehmenskontext. Das Ganze dann aber immer gepaart mit Witz und Humor. Schließlich muss der Spaß am Lernen erhalten bleiben.

Frage: Für Unternehmen im Mittelstand – vor allem in ländlichen Regionen – scheint es immer schwieriger zu werden, geeignetes Fachpersonal zu finden und dieses langfristig an das Unternehmen zu binden. Gleichzeitig scheinen vor allem junge Mitarbeiter hohe Erwartungen an ihre (zukünftigen) Arbeitgeber zu haben. Arbeitgeber bewerben sich ja mittlerweile regelrecht um Arbeitnehmer. Wie kommen die beiden Seiten hier zusammen?

Goßen: Bekanntlich gibt es ja viele Wege, die nach Rom führen. Für mich gibt es jedoch nur einen Weg, der hier funktioniert. Die sozialen Medien machen es uns vor: Wir müssen Mitarbeiter zu Fans und Followern des Unternehmen machen. Hier ist meine klare Empfehlung, aus den verkrusteten, alten Konzepten herauszukommen. Nur weil früher Lehrjahre Herrenjahre waren, müssen sie das heute nicht immer noch sein. So bekomme ich die jungen Menschen heute nicht. Wir brauchen Fans für die Unternehmen. Die Mitarbeiter müssen zu Botschaftern des Unternehmens werden, die dann wiederum andere Mitarbeiter, Bewerber und Kunden begeistern. Und wir müssen die Mitarbeiter artgerecht einsetzen. Dann erreichen wir bei ihnen eine intrinsische, eine aus ihnen selbst heraus entstehende Motivation. Dann reden wir über höheren Output, stärkere Bindung und weniger Krankheitstage. Auf Seiten der Arbeitgeber ist Flexibilität gefragt. Für den einen Mitarbeiter ist es z.B. artgerecht, 5 Tage in der Woche ins Unternehmen zu kommen, für andere ist es artgerecht, genau das 5 Wochen lang nicht zu tun.

Lasst die Menschen (soweit wie möglich) ihre Lieblingsaufgaben im Unternehmen übernehmen. Das Überraschende daran ist: es geht immer auf. Ein Beispiel aus dem Vertriebsinnendienst eines mittelständischen Unternehmens: Ich habe hier in einem Projekt einmal eine Abfrage unter den 20 Mitarbeitern eines Teams gemacht. Alle sollten ihre Aufgaben der Beliebtheit nach ranken. Dabei sind alle Aufgaben verteilt worden. Ja, es gab auch tatsächlich Kollegen, die gerne Reklamationen entgegen  genommen haben.  Hier müssen wir uns natürlich ein Stück weit vom „Schwarz-Weiß-Denken“ verabschieden. Es ist doch schon ein Erfolg, wenn dem Mitarbeiter heute 50% der Arbeit Spaß machen, es nach einer Aufgabenumverteilung aber 80% sind. Auch wenn wir oft so programmiert sind: Arbeit muss nicht anstrengend sein. Sie darf Spaß machen!

Frage: Welche Unternehmen gewinnen Ihrer Meinung nach in Deutschland den Kampf um die Talente? Welche Fähigkeiten muss der erfolgreiche Arbeitgeber von morgen mitbringen?

Goßen: Die Arbeit ist ein Wunschkonzert – das könnte der neue Leitsatz des erfolgreichen Arbeitgebers der Zukunft sein. Der erfolgreiche Arbeitgeber schaut sich die Menschen genau an, die er einstellen will, und stellt nur diejenigen ein, die mit Herzblut dabei sind. Dann führt vielleicht auch jemand den Vertriebsaußendienst, der nicht besonders gut im Vertriebsaußendienst war. Weil er Menschen liebt, ihm Führung Spaß macht und er das dementsprechend auch gut kann und nicht jemand, der draußen, alleine auf der Straße erfolgreich war und auf einmal im Büro sitzt und sich mit Führung beschäftigen muss, obwohl das für ihn nicht artgerecht ist.

Frage: Ihr persönlicher Leitsatz lautet „Begeistern kann, wer begeistert ist“. Was können Unternehmen konkret tun, damit ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begeistert sind (und zukünftige Mitarbeiter begeistert werden)?

Goßen: Am Ende geht es darum, die Menschen ihren Stärken entsprechend einzusetzen. Die Unternehmen müssen den Fun-Faktor erhöhen. Ich meine damit nicht (nur) den Tischkicker und die Couch auf dem Flur (auch wenn eine angenehme Arbeitsatmosphäre auch einen Beitrag zum Spaß an der Arbeit leisten kann). Ich meine vielmehr den inhaltlichen Fun-Faktor. Unterschiedlichen Menschen machen unterschiedliche Dinge Spaß und der ideale Arbeitgeber ermöglicht seinen Mitarbeitern möglichst viele Aufgaben, die ihnen Spaß machen.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Goßen! Wir freuen uns auf Ihren Vortrag „Führung zur Selbstführung – eigene Stärken erkennen und nutzen“ im Rahmen der neuen WFG-Veranstaltungsreihe WFG ImPuls am 20. Januar 2021, 8.30 Uhr.

Zu Carolin Goßen:

Neue Denkansätze hervorrufen, Alltagsprozesse und Strukturen aufbrechen und hinterfragen? Ein Vortrag, der die Hörer fordert, der aufrüttelt, zum Nachdenken anregt und gleichzeitig motiviert? Genau das ist es, was Carolin Goßen stets mit großer Leidenschaft tut. Menschen dazu zu bewegen, sich selbst in Bewegung zu setzen, ist ihre große Leidenschaft. Ihre Expertise liegt vor allem in den Bereichen Talent- und Persönlichkeitsentwicklung. Ihre Herzensangelegenheit ist das Thema „Mensch“ und möglichst vielen Menschen dabei zu helfen ihr Privat- und Berufsleben sinnerfüllt zu gestalten. Ihre Vorträge sind geprägt durch Witz, Tiefgang, Verstand und Emotion. Diese Kombination liefert nicht nur neue Denkanstöße und Zukunftsvisionen, sondern berührt die Zuhörer direkt im Herzen.

Frei nach dem Motto »wer will findet Wege« schafft sie es immer wieder, sich in ihr jeweiliges Gegenüber hineinzuversetzen und so die unterschiedlichsten Meinungen und Ansichten in einer gemeinsamen Lösung zu vereinen. Egal ob Vorstand, Firmeninhaber, Mitarbeiter oder Privatperson – sie vermittelt zwischen den Welten wie keine andere, bringt Menschen immer wieder in ihren eigentlichen Stärken zusammen und schafft dadurch Wertschätzung und Toleranz im täglichen Miteinander.  Dies tut sie stets angetrieben von ihrem persönlichen Leitsatz: „Begeistern kann, wer begeistert ist“.