Euskirchen – Eine AIDS-Diagnose ist schon lange kein Todesurteil mehr. Mittlerweile gibt es hervorragende antiviralen Medikamente, die die Viruslast so weit senken, dass die Betroffenen meist ein weitgehend normales Leben führen können. Aber: AIDS ist nach wie vor nicht heilbar. Allein in Deutschland stecken sich Jahr für Jahr mehr als 2.000 Menschen mit dem Virus an. Erschreckend ist, dass ca. 900 Menschen ihre Diagnose erst erhielten, nachdem sie bereits schwer erkrankt waren.
„AIDS ist in Zeiten von Corona, Flut und Ukraine-Krieg weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden“, sagte Landrat Markus Ramers bei der Eröffnung einer Ausstellung im Mechernicher Turmhof-Gymnasium. Unter dem Motto „40 (+1) Jahre AIDS“ informiert der Arbeitskreis Sexuelle Gesundheit hier aus Anlass des Weltaids-Tages (1. Dezember) über viele Aspekte rund um HIV.
„Immer weniger Jugendliche und junge Erwachsene setzen sich überhaupt noch mit dem Thema Aids auseinander“, sagt Christian Ramolla, der Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes. „Für sie ist es bestenfalls ein Teil der Geschichte wie Walkman und Synthie-Pop.“ Das möchte der Arbeitskreis ändern und geht daher mit dem Thema verstärkt in die Öffentlichkeit.
AIDS ist 1981 zum ersten Mal diagnostiziert worden. Damals berichteten US-amerikanische Ärzte erstmals über diese Krankheit, die v.a. junge homosexuelle Männer betraf. Das Immunsystem wird dabei so geschwächt, dass der Körper gegen Krankheiten und Infektionen machtlos ist. Viren oder Bakterien können nicht mehr bekämpft werden und die infizierte Person stirbt z.B. an einer Lungenentzündung oder Krebs. Das HI-Virus breitete sich weltweit aus und kann alle Menschen betreffen. Kondome waren damals (und sind es auch heute noch) ein sicherer Schutz vor HIV. Doch was in den 80er und 90er Jahren noch sichtbar war, gerät immer mehr in den Hintergrund.
Aus der Perspektive des Arbeitskreises „Sexuelle Gesundheit“ ist das Hauptproblem, „dass viele Infizierte nicht wissen, dass sie sich mit dem HI-Virus angesteckt haben“, sagt Cornelia Köcher vom Kreis-Gesundheitsamt. „So wird das Virus einerseits immer weiterverbreitet, andererseits lässt sich die Krankheit umso besser behandeln, je früher sie diagnostiziert wird.“ Daher biete das Gesundheitsamt anonym und kostenfrei HIV-Tests und Tests auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen an (Terminvereinbarung: sti@kreis-euskirchen.de). „Das Team des Arbeitskreises besucht auch zusätzlich gerne Schulen und berät über Themen wie sexuell übertragbare Erkrankungen oder Schwangerschaft“, so Cornelia Köcher.
„HIV ist auch nach mehr als 40 Jahren eine gefährliche Infektionskrankheit, die nicht heilbar ist“, resümiert Christian Ramolla. „Wir Ärzte müssen bis heute immer wieder junge Patienten behandeln. Daher unser Appell: Schützt euch und nutzt Kondome. Und lasst euch testen, um eine eventuelle Ansteckung möglichst schnell zu diagnostizieren.“
INFO-KASTEN
Der Arbeitskreis „Sexuelle Gewalt“ beschäftigt sich mit Präventionsarbeit (Aufklärung, Beantwortung anstehender Fragen, Vermittlung von konkreten Hilfen und vieles mehr), Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatung sowie Beratung zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Mitglieder sind:
- Kreis Euskirchen, Abteilung Gesundheit
- Caritasverband für das Kreisdekanat Euskirchen e.V.
- Caritasverband für die Region Eifel e.V.
- Donum vitae im Kreis Euskirchen e.V.
- Frauen helfen Frauen e.V.