Region/Mayen-Koblenz – Die Vollversammlung ist das oberste Selbstverwaltungsorgan der Handwerkskammer (HwK) Koblenz. Das „Parlament“ des regionalen Handwerks mit rund 21.700 Betrieben besteht aus 48 Mitgliedern. Bei der konstituierenden Sitzung am 19. November 2024 standen unter anderem die Wahlen des Kammerpräsidenten und der beiden Vizepräsidenten an, die nur alle fünf Jahre stattfinden. In geheimer Abstimmung wurde Kurt Krautscheid als Präsident der Handwerkskammer Koblenz wiedergewählt sowie Mark Scherhag (Arbeitgeber) und Joachim Noll (Arbeitnehmer) als Vizepräsidenten bestätigt.
„Damit setzen wir an der Spitze der Vollversammlung eine vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit fort, die immer das Ziel hat, das Handwerk zu stärken und voranzubringen“, betonte Kurt Krautscheid. Als weitere Vorstandsmitglieder wurden in ihrem Amt bestätigt: Peter Mumbauer, Alfred Wenz, Frank Wershofen und Marco Kraus als Vertreter der Arbeitgeber sowie Andreas Lanser und Markus Morawietz als Vertreter der Arbeitnehmer. Mit in die Geschäftsführung wurde als Leiterin des Justitiariats Susanne Terhorst berufen.
Höchste Anerkennung sprach der Kammerpräsident den 13 scheidenden Mitgliedern des Gremiums aus: „Sie haben über Jahrzehnte das Erscheinungsbild und Wirken dieses Parlaments mitgeprägt und mit ihren Entscheidungen nachhaltig Einfluss auf die positive Entwicklung des Handwerks ausgeübt“, lobte Kurt Krautscheid.
In seiner Begrüßungsrede ging Präsident Krautscheid auf die aktuelle politische Situation und ihren direkten Bezug zur Wirtschaftslage im Handwerk ein. Die Konjunktur zeige sich ohne Schwung und sei leicht rückläufig, wie eine aktuelle Umfrage unter rund zehn Prozent der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk ergeben habe, so Krautscheid. Mit Blick auf die zunehmend unsichere Entwicklung der internationalen und nationalen Lage forderte er längst überfällige „mutige, entschlossene Schritte, um die Wirtschaft wieder auf einen Wachstumsweg zu bringen“. In Bezug auf die Bundestagswahlen am 23. Februar 2025 forderte er „verlässliche Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Impulse, um die Unternehmen zu stärken, Startups zu etablieren, die Beschäftigungssituation zu fördern und Transformationen zu stemmen“. Eine grundlegende Neuausrichtung der politischen Agenda sei notwendig, damit die Betriebe nicht durch steigende Lohnzusatzkosten ihre Beschäftigungskraft und Arbeitnehmer ihre Kaufkraft verlieren. Gleichzeitig bescheinigte er der Regierungskrise, dass sie Chancen für einen klaren Kurswechsel bietet und verband damit die Hoffnung, dass sich künftig eine ähnliche gute Zusammenarbeit zwischen dem Handwerk als Wirtschaftskraft und der neuen Regierung entwickeln könne wie auf Landesebene.
Lobende Worte fand Kurt Krautscheid nämlich für die Zusammenarbeit zwischen der HwK Koblenz und der Mainzer Landesregierung. Als Beispiele nannte er die kontinuierliche Unterstützung im Bereich der Ausbildung und die gemeinsame Kampagne Klimahandwerk. Er begrüßte als Rednerin die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt, die der HwK Koblenz und ihrer Arbeit großen Respekt zollte. Als thematische „Dauerbrenner“ im handwerkspolitischen Alltag ging sie auf die Fachkräftegewinnung als „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ ein und forderte: „Wir müssen gemeinsam für die Attraktivität des Handwerks werben und klar machen, dass es keine Ausbildung zweiter Klasse gibt.“ Sie forderte außerdem mehr Respekt für Menschen, die „sogar noch eine Schippe drauflegen“ und sich beispielsweise ehrenamtlich engagieren. Auch den Kampf gegen zu viel Bürokratie sprach sie an, der insbesondere für Handwerksbetriebe dringend notwendig sei.
Kurt Krautscheid dankte der Koblenzer Bürgermeisterin Ulrike Mohrs, die als Wahlleiterin fungierte: „Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt und freuen uns darauf, diese in Zukunft fortzuführen“. Mohrs lobte die hervorragende Arbeit, die die HwK für die Bildung junger Menschen und die Förderung des Handwerks in der Region leiste: „Das ist letztlich eine gute Investition in die Zukunft für uns alle und stärkt den Wirtschaftsstandort Koblenz.“ Sie freue sich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit und den immer konstruktiven Austausch mit der HwK.
Vize-Präsident Joachim Noll ging auf die Themen der Tarifbindung im Handwerk und Chancen der Aus- und Weiterbildung ein. Die gehe über die reine Vermittlung fachlicher Kompetenzen hinaus und mache die Sozialpartnerschaft im Handwerk sichtbar. Er dankte für die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Vertretern der Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
Die Vollversammlung verabschiedete den Haushalt für das Jahr 2025, in dem die HwK ihr 125-jähriges Bestehen feiern wird und bestätigte den klaren Willen der HwK, den Standort Koblenz als zentrale Anlaufstelle zu stärken. Die Leistungen von der Ausbildung bis zur Betriebsberatung wolle man künftig noch zentraler anbieten, um die Ressourcen vor Ort im Sinne der Handwerksbetriebe zu bündeln.