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Im Mechernicher Stadtgebiet erinnerten zahlreiche Menschen an die Opfer von Krieg, Verfolgung und Gewalt

Mechernich – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen“ -Es ist ein Tag, um an die Opfer von Krieg, Verfolgung und Gewalt zu gedenken. Es ist ein Tag, der Raum bietet, an die Verantwortung der Gegenwart zu erinnern – und genau das taten zahlreiche Menschen im Mechernicher Stadtgebiet am Volkstrauertag.

In Mechernich hatte sich nach den Gottesdiensten in den christlichen Kirchen eine beachtlicher Gedenkmarsch formiert, um von der Pfarrkirche St. Johannes Baptist zum Mahnmal an der alten Kirche zu gehen. Abordnungen der Prinzengarde, des KC Bleifööss und des Festausschusses Mechernicher Karneval waren ebenso präsent, wie Mitglieder der Kolpingfamilie, des Deutschen Roten Kreuzes, der TuS Mechernich und der Feuerwehr.

Selbstverständlich war eine Abordnung der Bundeswehr vertreten. Soldaten um den Standortältesten, Oberstleutnant Jochen Schnabel, legten einen Kranz nieder und hielten die Ehrenwache am Mahnmal. Auch die Reservistenkameradschaft Mechernich war mit dem Vorsitzenden Dr. Ralf Heming und seinem Stellvertreter Karl-Heinz Cuber vertreten.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick freute sich, dass zudem zahlreiche Bürgerinnen und Bürger den Weg zur Gedenkfeier gefunden hatten. „Schön, dass auch zahlreiche junge Gesichter zu sehen sind“, so der erste Bürger Mechernichs. Nach einer musikalischen Einstimmung der Mechernicher Bergkapelle und des Männergesangsvereins Vussem erinnerte Dr. Hans-Peter Schick in seiner Rede an die Opfer von Krieg und Verfolgung und betonte gleichzeitig die Verantwortung der Nachkriegsgeneration, aus der Geschichte zu lernen.

Ängste der Menschen ernstnehmen

Dr. Hans-Peter Schick schlug den Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart und wies darauf hin, dass der Volkstrauertag nicht nur eine Rückschau sei, sondern auch eine Mahnung: „Die Gräuel, die sich in den Jahren der nationalsozialistischen Terrorherrschaft ereignet haben, dürfen sich niemals wiederholen.“ Auf lokaler Ebene würden etwa die Stolpersteine in Mechernich, die an deportierte und ermordete jüdische Mitbürger erinnern, die abstrakten Schrecken greifbar machen. Auch an die Euthanasieopfer im Mechernicher Krankenhaus erinnerte Dr. Hans-Peter Schick.

Seine Rede war zugleich ein eindringlicher Appell an die heutige Gesellschaft. Er warnte vor aktuellen politischen Entwicklungen, insbesondere vor dem Erstarken radikaler und rechtsradikaler Kräfte in Deutschland. Diese Bewegungen seien eine Gefahr für Demokratie und friedliches Zusammenleben. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen“, mahnte der Bürgermeister.

Er zitierte den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der gesagt hatte: „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“ Daher verwies Mechernichs Bürgermeister auf Parallelen zwischen den Herausforderungen der Vergangenheit und der Gegenwart. Wirtschaftliche Unsicherheiten, Migration und ein Gefühl politischer Entfremdung seien damals wie heute Faktoren, die Radikalisierung und Nationalismus begünstigen können. Es sei jedoch entscheidend, die Ängste der Menschen ernst zu nehmen, ohne dabei den Grundwerten von Freiheit und Demokratie zu widersprechen.

Verantwortung übernehmen

„Die Demokratie, die wir heute haben, ist ein kostbares Gut. Lasst uns dafür sorgen, dass sie auch in Zukunft Bestand hat – für uns, für unsere Kinder und die kommenden Generationen“, schloss Dr. Schick seine Rede. Der Volkstrauertag sei nicht nur ein Tag des Gedenkens, sondern auch ein Weckruf, wachsam zu bleiben und entschlossen gegen jede Form von Extremismus und Menschenverachtung einzutreten.

Der Bürgermeister erinnerte die Anwesenden daran, dass der Volkstrauertag ein Versprechen sei: ein Versprechen, die Lehren der Geschichte zu bewahren und gemeinsam für eine Gesellschaft einzustehen, die auf den Werten von Freiheit, Demokratie und Respekt aufbaut. „Erinnern ist der Schlüssel zur Versöhnung“, zitierte er Richard von Weizsäcker. Diesem Leitsatz folgend, forderte er alle auf, das eigene Handeln zu reflektieren und Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft zu übernehmen.

Anschließend war es an Pfarrer Erik Pühringer, im Gebet der Toten zu gedenken, bevor Oberstleutnant Jochen Schnabel, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Günther Schulz als Ortsbürgermeister und Vertreter des Vereinskartells Mechernich den symbolischen Akt der Kranzniederlegung vollzogen.

Volkstrauertagsfeierlichkeiten fanden auch im übrigen Stadtgebiet statt. In Eiserfey legten Ortsbürgermeister Walfried Heinen und Bürgervereinsvorsitzender Kurt Norgartz eine Blumenschale am Ehrenmal ab, in Weyer legten Feuerwehr und Ortsbürgermeister Björn Wassong einen Kranz der Dorfgemeinschaft nieder. Dazu sangen und spielten der Musikverein „Harmonie“ Weyer und die Chorgemeinschaft Weyer-Kallmuth unter der Leitung von Stefan Weingartz.

Auch an Widerstand gedacht

Walfried Heinen forderte die in Solidarität mit den eigenen Kriegs- und Gewaltopfern versammelten Eiserfeyer auch auf, auch der aktuellen Kriegsopfer, Flüchtenden und Vertriebenen zu gedenken. Ebenso allen Menschen in Vergangenheit und Gegenwart, die wegen ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit verfolgt und ermordet werden.

Heinen: „Wir denken auch an die, deren Leben wegen einer Krankheit oder einer Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde, und an die, die Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben und noch immer leisten, und an die, die ihren Überzeugungen und ihrem Glauben trotz Verfolgung festgehalten haben. Wir gedenken derer, die unfreiwillig ihre Heimat verlassen müssen und unter menschenunwürdigen Bedingungen in Zeltlagern wegen Nahrungs- und Wassernot und Kälte täglich ums Überleben kämpfen.

Eine Lanze für die Verteidigung der Demokratie nach innen und außen brach der Weyerer Ortsbürgermeister Björn Wassong: „Demokratie braucht mehr als nur Gesetze. Sie lebt von uns allen, von Bürgerinnen und Bürgern, die mit Überzeugung an ihre Werte glauben, die kritisch denken und Verantwortung übernehmen. Wir müssen die Lehren der Geschichte aktiv anwenden und uns fragen: Wie gehen wir heute mit den Herausforderungen um, die die Demokratie bedrohen?“

Wassong warnte vor neuen Gefahren: „Der Rechtsextremismus und der Antisemitismus, die wir in Deutschland längst überwunden glaubten, haben sich wieder in der Gesellschaft breitgemacht. Es ist in meinen Augen schrecklich, mit ansehen zu müssen, dass Synagogen und jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserem Land wieder angegriffen werden.“

Fakenews und Autokraten

Auch Desinformation und Populismus griffen um sich und gefährdeten die Demokratie, indem sie Misstrauen in staatliche Institutionen säten: „Sie fördern einen Hass, der die Gesellschaft spaltet und das Vertrauen in unsere gemeinsame Zukunft untergräbt. Darüber hinaus erleben wir in vielen Teilen der Welt, wie Autokraten Macht an sich reißen, wie Meinungsfreiheit unterdrückt und politische Gegner verfolgt werden.“

Diese Entwicklungen sollten uns daran erinnern, dass Demokratie, Freiheit und Menschenrechte zerbrechliche Güter seien, die es zu verteidigen gelte: „Wenn wir Extremismus, Hass und Desinformation nicht entschieden entgegentreten, verlieren wir das Fundament unseres freiheitlichen Zusammenlebens.“

Diakon Manfred Lang segnete in beiden Orten die Namen der Gefallenen und Vermissten und zivilen Kriegs- und Regimeopfer auf den Ehrenmälern und ermunterte die Feierstundenteilnehmer zur Solidarität mit den Erschlagenen und den Lebenden: „Möge den jungen Leuten, die mit unserer Art des Gedenkens vielleicht nichts mehr anfangen können, das eigene Erleben eines Krieges erspart bleiben.“