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Am heutigen Mittwoch ist Aachens neue Innenstadtbrücke wieder für alle Verkehrs-Teilnehmer*innen freigegeben worden

Aachen – Hand in Hand, so wie das Brückenprojekt von Beginn an in der Planung und Umsetzung beim Aachener Stadtbetrieb und der Stadtverwaltung Aachen gestaltet war, wurde es auch beendet: Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, Heiko Thomas, Beigeordneter für Klima und Umwelt, Stadtbetrieb und Gebäude der Stadt Aachen, Indra Balsam, Betriebsleiterin des Aachener Stadtbetriebs, und Gisela Weiß, Geschäftsbereichsleiterin Straßenunterhaltung und Brückenbau des Stadtbetriebs, tragen die letzten Absperrgitter aus der Turmstraße und haben damit heute, Mittwoch, 9. Oktober, offiziell die neue Brücke Turmstraße freigegeben.

„Dass jetzt schon so viele Menschen die Brücke nutzen, zeigt, wie wichtig sie als Verbindungspunkt ist“, sagte Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen.

„Das war für uns alle keine Alltagsaufgabe, sondern ein Großprojekt. Es ist eine Brücke, die die Hochschule mit der Innenstadt verbindet. Eine Brücke, die für die Bedürfnisse von Autos, Fahrrädern und Fußgänger*innen ausgelegt wurde und noch dazu über Bahngleise führt. Das verdeutlicht, dass dies eine Brücke der Verbindung ist.“ Sibylle Keupen hob hervor: „Viele auch unerwartete Hindernisse mussten bewältigt werden. Aber das Ergebnis zählt: Die Brücke ist fertig! Es ist ein guter Tag für Aachen!“

„Großartige Teamleistung!“

Zahlreiche Studierende, Bürger*innen und Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung waren bei der offiziellen Freigabe dabei. „Wir können uns heute miteinander freuen und stolz sein auf das, was geschafft worden. Dies war eines der kompliziertesten Projekte, die wir betreut haben, unter anderem, weil die Brücke Bahngleise überschreitet“, sagte Heiko Thomas, Beigeordneter für Klima und Umwelt, Stadtbetrieb und Gebäude der Stadt Aachen. „Alle Beteiligten haben die auftretenden Herausforderungen angenommen und haben immer wieder Lösungen gefunden. Das war eine großartige Teamleistung!“

Die zeigte sich unter anderem noch in den vergangenen Wochen, als zahlreiche Bereiche des Aachener Stadtbetriebs in allen Bereichen tätig waren. Die Baumkolonne des Stadtbetriebs pflanzte zwei Bäume, Pyramiden-Ebereschen, die sehr vogel- und bienenfreundlich sind. Die Grünpflegekolonne bepflanzte die anliegenden Flächen, das Team der Stadtreinigung unterstützte mit der Reinigung der Gehwege und Fahrbahn. „Die Brückenfertigstellung war ein Gemeinschaftsprojekt von allen Beteiligten. Ich bin unfassbar stolz, Teil dieses Stadtbetriebs, der Stadtverwaltung und dieses Projekts zu sein“, sagte Indra Balsam, Betriebsleiterin des Stadtbetriebs.

„Intensive und spannende Zeit“

Für Gisela Weiß, Geschäftsbereichsleiterin Straßenunterhaltung und Brückenbau, geht mit der Freigabe der Brücke Turmstraße ein langjähriges Projekt zu Ende. Mehr als zehn Jahre lang hatte sie, gemeinsam mit Elmar Holzbach, die Projektleitung übernommen. „Die vergangene Zeit war eine sehr intensive und spannende. Aber auch eine schöne, denn an diesem Projekt waren so viele Menschen beteiligt: Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung aus Bereichen wie Verkehrsüberwachung, Verkehrsplanung, Verkehrstechnik, Verkehrsanordnungen, Straßenplanung, Markierung. Aber natürlich auch die Kolleg*innen aus den Gebieten Kampfmittelbeseitigung, Beantragung von Fördermitteln, Vergabe, Rechnungsprüfung, Rechtsamt, Denkmalpflege und Archäologie, Baumschutz und Finanzen. Ohne den Zusammenhalt eines großen und großartigen Teams im Hintergrund ist ein Bauprojekt in dieser Größenordnung überhaupt nicht umsetzbar.“

Die neue Brücke, eine Stahlverbundbrücke, wurde von 19,90 Meter auf das zwischen den Oberleitungsmasten maximal mögliche Maß von 22,20 Metern verbreitert. Diese Veränderung wirkt sich auf die Gehwege aus. Der Gehweg in Richtung Schanz wurde auf 2,50 Meter angepasst, in Richtung Ponttor von 2,20 Metern auf 3,50 Metern verbreitert. Weiterhin wurde in jeder Fahrtrichtung eine jeweils 2,55 Meter breite Radverkehrsanlage angelegt.

Hintergründe und Bauablauf

Im Rahmen einer turnusmäßigen Hauptprüfung nach DIN 1076 im Jahr 2013 wurden an der alten Brücke Turmstraße, einer Hohlkastenbrücke aus dem Jahr 1971, Schäden festgestellt, darunter feuchte Stellen, stehendes Wasser in den Hohlkästen und ein defektes Entwässerungssystem. Ist eine Brücke abgängig, ist der Prozess schleichend. Kleinere Sanierungen an der Brücke wurden laufend umgesetzt, doch die Schadensmeldungen häuften sich. Nach einer Standsicherheitsnachrechnung 2015 und einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung 2016 wurde deutlich, dass die Brücke in großen Teilen neu gebaut werden muss. Die Planungen für den Neubau begannen: Sperrpausen bei der Deutschen Bahn AG wurden angefragt und beantragt, die erste Entwurfspläne entstanden, die Haushaltsmittel für den Neubau eingeplant. Die ursprüngliche Planung sah noch eine Behelfsbrücke vor. Doch nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal 2021, kurz vor der geplanten Ausschreibung, konnte die eingeplante Behelfsbrücke nicht nach Aachen gebracht werden. Daher war eine Umplanung der Verkehrsführung und der Bauablaufplanung zwingend notwendig. Die ursprüngliche Planung, die vorsah, in zwei Hälften zu arbeiten, konnte nicht umgesetzt werden. Es wurde ein anderer Arbeitsablauf erforderlich, der ein großräumiges Umleitungskonzept erforderlich machte.

Am 2. Mai 2022 wurde die Turmstraße im Bereich der Brücke zwischen Claßenstraße und Prof.-Pirlet-Straße gesperrt. In Vorbereitung des Brückenabrisses wurden zunächst die Geländer und die Beleuchtungsmasten abgebaut und die asphaltierte Fahrbahnoberfläche abgetragen. Am 16. Mai begann der Abriss des Überbaus und der Pfeiler: Nachdem die Brückenkappen mit Geländer entfernt waren, folgte der Abbruch der seitlichen Kragarme. Im Anschluss folgte der Abbruch des ersten Hohlkastens. Dazu wurde die obere Fahrbahnplatte zertrümmert, bevor der Fahrbahnboden und der seitliche Steg abgenommen werden konnte. Im Laufe des Abbruchs wurden die Standpositionen der Bagger verlagert und der Abbruch unterhalb der Brücke fortgesetzt.

Im August stellte sich heraus, dass die vorgefundenen Gegebenheiten nicht den Annahmen der Entwurfsplanung entsprachen: Das Widerlager Nord konnte wegen der schlechten Bausubstanz nicht ertüchtigt, sondern musste auch noch abgerissen und neu errichtet werden. Dies führte im weiteren Bauablauf zu Verzögerungen: Die Stahlträger konnten nicht, wie geplant, im Herbst 2022, sondern erst im Frühjahr 2023 eingebaut werden, in der nächsten angemeldeten Sperrpause der Bahn, da im Gleisbereich gearbeitet werden musste.

Die sich anschließenden Arbeiten verzögerten sich entsprechend. Im September 2023 wurde absehbar, dass die Bewehrung und Betonage der Querträger deutlich aufwändiger war als geplant. Die Folgearbeiten an der Fahrbahnplatte und an den Kragarmen verzögerten sich dadurch uneinholbar.

Ende 2023 wurden für die Kappen auf den Flügeln der neuen Brücke die Schalungsarbeiten vorgenommen. Doch während der folgenden Wintermonate war das Wetter so schlecht, dass ein geregelter Bauablauf nicht möglich war. Insbesondere die sehr empfindlichen Arbeiten an der Abdichtung waren nicht möglich. Auch die Betonagearbeiten an den Kappen mussten mehrfach verschoben werden. Zudem wurden Baumängel festgestellt, die vor dem Weiterbau behoben werden mussten.

Ab April 2024 nahmen die Arbeiten wieder Fahrt auf: Die Abdichtung wurde aufgebracht, die Kappen betoniert, die Gehwege in den Anschlussbereichen hergestellt, der Berührungsschutz und das Geländer montiert. Im September wurde der letzte Meilenstein mit der Asphaltierung und Markierung der Fahrbahnflächen erreicht. Nach der Hauptprüfung der neuen Brücke und der formellen Abnahme am 8. Oktober konnte die Brücke schließlich am heutigen Mittwoch, 9. Oktober, für alle Verkehrsteilnehmer*innen freigegeben werden.