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Mehrere Tausend Pilgerinnen und Pilger bei der Springprozession in Echternach

Region/Trier/Echternach – Unter dem Motto „Frieden geht mit dir“ sind in der Nacht von Pfingstmontag (20. Mai) auf Dienstag (21. Mai), etwa 100 junge Menschen von verschiedenen Startorten aus zu Fuß nach Echternach gepilgert, um sich im Anschluss in die Schar von mehreren Tausend Pilgerinnen und Pilger der Springprozession einzureihen. Ziel der Prozession, die alljährlich zu Polka-Melodie springend durch die Straßen der luxemburgischen Abteistadt zieht, ist das Grab des Heiligen Missionsbischofs Willibrord (658-739) in der Krypta der Basilika.

Zuvor fand für die Teilnehmenden der „Route Echternach“, die seit den 1980er Jahren von der kirchlichen Jugendarbeit im Bistum Trier und in Luxemburg als Sternwallfahrt durchgeführt wird, ein Jugendgottesdienst statt. „Wir waren an der Seite der Emmaus-Jünger in der Kirche unterwegs“, erläutert Cäcilie Fieweger, die als Leiterin der Fachstelle für Kinder- und Jugendpastoral Trier die Gruppen des Bistums koordiniert. Mit Steinen, die die Teilnehmenden mitgenommen hatten und dann ablegten, hätten „die Schwere“ und „das Loslassen“ den Gang durch das Gotteshaus begleitet. „Dann haben wir Kerzen auf den Altar abgestellt und gemeinsam Mahl gefeiert“, berichtet die Pastoralreferentin aus der um 5.30 Uhr in der Früh begonnenen Messe, die der Luxemburger Weihbischof Leo Wagener und der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters mit den Jugendlichen feierten.

Ina Schmitt (15) aus Manderscheid und Jana Gorges (18) aus Thomm sind zwei der 35 jungen Menschen, die an Pfingstmontag um Mitternacht mit ihrer Gruppe in Irrel aufgebrochen sind. Beiden haben besonders die nächtlichen Impulse zum Thema „Frieden“ auf dem Weg durch den Wald angesprochen sowie der Teil der zehn Kilometer langen Strecke, den sie schweigend zurückgelegten. „Wunderschön war die Aussicht von einer Kapelle“, schwärmt Jana und erzählt von der ansonsten „stockdüsteren Nacht“, in der sie sich auf ihre Taschenlampen verlassen mussten. „Die Stille und die Gemeinschaft“ haben ihnen besonders gefallen – „es hat sich sehr gelohnt“, resümiert Jana. Eine andere Gruppe war abends in Saarburg-Beurig gestartet und hat 14 Kilometer ab Herborn durch den Wald zurückgelegt. Beide Gruppen trafen am Dienstag früh auf Jugendliche einer internationalen Gruppe aus dem Großherzogtum, die jedes Jahr von der Jugendpastoral Luxemburg begleitet wird.

Während die Jugendlichen nach ihrem Gottesdienst frühstücken und ein wenig ausruhen konnten, fand ein Pontifikalamt statt, an dem etwa 600 Pilgerinnen und Pilger teilnahmen – darunter als größte und traditionsreichste Gruppe die Fußwallfahrerinnen und -wallfahrer aus Prüm und Waxweiler. Dem Gottesdienst, an dem am Altar etwa 20 Diözesan- und Weihbischöfe sowie Äbte aus Luxemburg, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden teilnahmen, stand der Niederländische Kardinal Willem Eijk vor. Als Erzbischof von Utrecht ist er Nachfolger des Heiligen Willibrord, der in den Jahren 695 bis 739 erster Utrechter Bischof war. Unter den Konzelebranten waren auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann, Weihbischof Jörg Michael Peters und der emeritierte Weihbischof Franz Josef Gebert sowie Jean-Claude Kardinal Hollerich, der als Erzbischof von Luxemburg die Springprozession im Abteihof eröffnete.

Die Bedeutung europäischer Werte

Bereits am Pfingstmontag-Abend hielt der Bischof von Fulda und stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Michael Gerber, die Festpredigt in der feierlichen Eröffnungsandacht. Vor dem Hintergrund zahlreicher politischer „Weichenstellungen“ in Europa, darunter der Krieg in der Ukraine und die bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament, betonte Gerber die Bedeutung der europäischen Werte und Traditionen sowie darüber hinaus die Wichtigkeit synodaler Prozesse in der Kirche. Schon die Gründer Echternachs und Fuldas – der Heilige Willibrord und sein Zeitgenosse, der Heilige Bonifatius – seien an der Schwelle vom siebten zum achten Jahrhundert grenzüberschreitend als „Global Player“ unterwegs gewesen, so Gerber. Ihre Wege durch Europa mahnten heute dazu: „Geht den Weg der Völker Europas gemeinsam weiter, geht die großen Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft miteinander an!“

Die Springprozession, die seit dem Jahr 2010 immaterielles Weltkulturerbe der Unesco ist, geht in ihrer heutigen Form auf das 19. Jahrhundert zurück, lässt sich jedoch geschichtlich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Tausende von Springerinnen und Springer nehmen jedes Jahr am Dienstag nach Pfingsten in etwa 50 Gruppen und mit zahlreichen Musikgruppen aus Luxemburg und den Nachbarregionen aus Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden teil.