Aachen – Böden sind eine wertvolle und nicht vermehrbare Ressource. Nur über einen schonenden und nachhaltigen Umgang mit den Böden kann es gelingen, diese für künftige Generationen als notwendige Existenz- und Lebensgrundlage zu erhalten und zu sichern. Eine nachhaltige Flächenentwicklung lebt davon, dass weniger Flächen als bisher genutzt, industrielle Brachflächen wiederverwertet und besonders wertvolle und schutzwürdige Böden besser geschützt werden.
Die Untere Bodenschutzbehörde im Fachbereich Klima und Umwelt lässt zurzeit in Zusammenarbeit mit dem Aachener Ingenieurbüro ahu eine Karte der potentiellen Kühlleistung von Böden im Aachener Stadtgebiet erstellen. Dazu werden bis Ende Mai Fachleute der Bodenkartierung in den Parkanlagen der Stadt Aachen unterwegs sein.
Sie arbeiten im Elisengarten, Ferberpark, im Burtscheider Kurgarten Burtscheid, im Westpark, im Kurgarten am Eurogress, im Farwickpark an der Passstraße, in den Parks an der Burg Frankenberg und am Moltkebahnhof, an der Freifläche am Kreisverkehr Hermann-Löns-Allee, im Von-Halfern-Park, im Kaiser-Friedrich-Park am Hangeweiher, im Gillesbachtal und im Kennedypark.
Alle Erkenntnisse über kühlleistungsstarke Böden, die bekannten Kaltluftentstehungsgebiete und die Bewegung kälterer Luft über die bekannten Kaltluftschneisen werden später zusammengetragen und aufbereitet. Mit dieser neuen Datengrundlage lässt sich Bedeutung des Schutzguts Boden für das lokale Stadtklima noch besser und genauer in städtische Planungsprozesse einbringen als bisher. Wo gibt es in der Stadt Hitzeinseln? Wo lassen sich Böden so verbessern, dass sie als Wasserspeicher genutzt werden können?
Die aktuelle Bodenkartierung und die anschließende Auswertung werden gefördert. Das Projekt soll bis Ende 2023 abgeschlossen werden.
Eine nachhaltige Stadt- und Siedlungsentwicklung muss sich auch mit den absehbaren Auswirkungen des Klimawandels auf den Siedlungsraum auseinandersetzen. Böden spielen dabei eine zentrale Rolle im Klimageschehen. Immer dann, wenn aus einem Boden Wasser verdunstet, wirkt dieser Boden wie eine Klimaanlage und kühlt die umgebende Luft.
Der Verbrauch von Energie in Form von Wärme bei der Verdunstung wird als Verdunstungskälte und im Fall der Verdunstung aus Böden auch als Kühlleistung von Böden bezeichnet. Urbanes Grün und urbane Böden haben für die Verdunstung und die Kühlung der Städte eine hohe Bedeutung.
Eine Grünfläche in einem Stadtpark heizt sich ohne ausreichende Wasserversorgung im Sommer fast genauso auf wie eine Asphaltfläche. Derartige Grünflächen können gekoppelt mit bodenverbessernden Maßnahmen und nachhaltigen Lösungen für die Wasserspeicherung zu sehr effektiven „Kühlschränken der Stadt“ werden.
Denn auch für Aachen werden in Zukunft laut einer Prognose für die Zeit von 2031 bis 2060 im Durchschnitt 48 Sommertage und 10 bis 20 Hitzetagen pro Jahr erwartet (Landesamt für Umwelt und Verbraucherschutz, Deutscher Wetterdienst). Die Fachwelt spricht von „Sommertagen“ bei Höchsttemperaturen von mehr als 25 Grad Celsius und von „Hitzetagen“, wenn die Höchsttemperaturen auf mehr als 30 Grad Celsius ansteigen.
Die Dienstleistung eines Bodens für das Ökosystem lässt sich auch konkret berechnen. Die Kühlleistung einer 10.000 Quadratmeter (1 Hektar) großen Bodenfläche mit einer hohen Verdunstungsleistung im Sommerhalbjahr entspricht bei einem Strompreis von 0,43 Euro pro Kilowattstunde einer Kühlleistung im Wert von ca. 1,6 Millionen Euro pro Hektar und Jahr an Strom. Der Boden einer Parkanlage übernimmt die Dienstleistung „Verdunstung“ zusammen mit der Vegetation und kühlt die Umgebung kostenfrei (Berechnung der ahu GmbH).
Die Natur liefert der Bürgerschaft Aachens eine Reihe wertvoller Geschenke. Die Bodenkühlleistung von Wiesen und Wäldern, von Parkanlagen und Gärten muss genauso geschützt und gefördert werden wie die Abflussströme von Kaltluft über die vielen Bachtäler und Grünfinger-Zonen der Stadt Aachen.