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Partnerschaft Bad Münstereifel – Piéla wird 30 Jahre alt

Bad Münstereifel/Piéla – Was bringt 300 gestandene Eifeler aus den Münstereifeler Highlands und Umgebung dazu, sich für Menschen in einem 5800 Kilometer weit entfernten afrikanischen Land namens Burkina Faso einzusetzen, dem „Land der Aufrichtigen“, einer der ärmsten Gegenden der Erde?

„Wichtig sind die Menschen“, sagt Ulrich Burggraf, der Vorsitzende der Partnerschaft Piéla-Bad Münstereifel, die am 3. und 4. Juni 2023 in Rupperath ihr 30jähriges Bestehen feiert. Und er meint die Menschen hüben und drüben des Mittelmeers, die Helfenden ebenso, wie die, denen geholfen wird: „Wir gehören zusammen! Und zwar unabhängig der Frage, wer das Land gerade regiert.“

Überfall auf Piéla

Nur wenige Tage, nachdem Ulrich Burggraf diese Aussage macht, erreichen ihn Nachrichten, die deutlich machen, wie fragil die Situation vor Ort ist und wie sehr die Hilfe aus Deutschland benötigt wird.

Terroristen haben die Stadt Piéla angegriffen. Dabei wurden unter anderem die Polizeistation und das Rathaus in Brand gesteckt. Nach bisherigem Stand sind zum Glück keine Toten zu beklagen. „Wir haben sofort 10.000 Euro für Hilfsmaßnahmen bereitgestellt. Nahrungsmittel werden am dringendsten benötigt“, sagt Burggraf, der mit seinen Mitstreitern auch in dieser Situation das macht, was vor 30 Jahren begonnen wurde: Unbürokratisch und sehr gezielt helfen.

Anfang der 1990er Jahre fanden Helfer und Unterstützte über den jungen Priester Abbé Pierre zusammen. Damals ging es ums nackte Überleben. Man litt unter Durst und Wassermangel in Piéla und den 50 zur Gemeinde gehörenden Dörfern.

Der junge Priester reiste zu einem Partnerstädtetreffen von Ashford (GB) und Bad Münstereifel (D) in Fougeres (F), um auf die Notlage in seiner Heimat aufmerksam zu machen. Doch er fand kein Gehör – bis auf das des Rupperather Tiefbauschachtmeisters und Münstereifeler Ratsherrn Werner Ohlerth.

17 Gründer, 92 Trinkwasserbrunnen

Der ruhige zupackende Handwerker nahm den jungen Geistlichen unter seine Fittiche, kurzerhand mit in die Eifel – und stampfte dort mit anderen hilfsbereiten und tatkräftigen „Highlandern“ ein Hilfswerk aus dem Boden, das seines Gleichen sucht – und bis heute Bestand hat. 17 Köpfe zählte die Gründungsversammlung. Zunächst ging es um Wasser. Münstereifeler bohrten Brunnen in Afrika.

Inzwischen sind seit der Gründung der Partnerschaft Piéla-Bad Münstereifel 1993 sage und schreibe drei Millionen Euro an Hilfsleistungen in die Partnergemeinde im Westen des afrikanischen Kontinents geflossen.

„Wir haben 92 Trinkwasserbrunnen gebohrt, Autos, Motorräder und Eselskarren für die Transportlogistik gekauft, Steinpressen, Hirsemühlen und Hirsespeicher angeschafft, zahllose Abwassereinrichtungen und Latrinen errichtet, einen Kindergarten, ein Mädchenheim und zuletzt ein hochkomplexes Bildungszentrum gebaut, in dem die jungen Leute nicht nur die sechste bis zehnte Klasse besuchen und ihren Schulabschluss machen, sondern auch die Grundlagen ihrer Berufsausbildung zum Beispiel als Maurer oder Elektriker erlernen“, so Vorsitzender Ulrich Burggraf.

Er hatte das Staffelholz vor sieben Jahren aus den Händen von Werner Ohlerth übernommen. Um sich geschart im Vorstand hat Burggraf seine Stellvertreterin Tanja Becker, Kassierer Wolfgang Wald, den Jugendbeauftragten Lorenzo Simone sowie die Beisitzer Ernst Odenhausen, Günter Sesterheim und Wolfgang Fröhlich.

Alle Aktiven wollen zum Jubiläum noch viel mehr Mitstreiter gewinnen, hilfsbereite Menschen für die Mitarbeit im Partnerschaftsverein (www.piela-cuofi.de) und die Unterstützung der Partnergemeinde Piéla, die über ebenso viele Dörfer und Einwohner wie Bad Münstereifel verfügt. Die Mailadresse lautet info@piela-cuofi.de, die Rufnummer (0 22 57) 40 22, das Spendenkonto DE62 3826 0082 3105 2000 12.

Gut vernetzt mit offiziellen Stellen

„Die Spendenmittel werden zu hundert Prozent vor Ort in Piéla verwendet“, so Ulrich Burggraf, ein engagierter Ruheständler, der 2015, 2017 und 2019 auf eigene Kosten vor Ort war: „Gewährsleute auf beiden Seiten stehen im ständigen Austausch. Gute Kontakte auch zum Bürgermeister und den staatlichen Stellen stellen die reibungslose Zusammenarbeit sicher.“

Das Jubiläumsfest Anfang Juni soll eine ganz große Sache werden. Für den Samstagabend, 3. Juni, ist ein spektakulärer Musikevent in Vorbereitung. „Wir würden uns wünschen, dass auch über Bad Münstereifel hinaus viele mitmachen und sich engagieren“, sagte Beisitzer Günter Sesterheim im Interview.

„Das geht auch in Form individueller Patenschaften“, ergänzte sein Vorstandskollege Wolfgang Fröhlich. „Wir machen vor Ort keine Unterscheidung zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen und Religionen, entscheidend ist, dass wir alle Menschen sind – und aufeinander angewiesen“, so Uli Burggraf.