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Toi, toi, toi – Passionsspiele in Schuld starten am 11. März

Schuld/Ahr – Judas, Pilatus, Maria, Johannes, Maria Magdalena und Mitglieder des Volkes sitzen bei Nudeln mit Hackfleischsoße im Pfarrheim von Schuld gemütlich beisammen und genießen die Mittagspause. Eigentlich fehlt nur noch Jesus, der ist aber erkrankt. Die Proben für die Passionsspiele – die ersten fanden 1978 statt – sind unverkennbar gestartet. Nach einer aufgrund tragischer Umstände abgebrochenen Saison 2008, dem Stopp knapp vor der Premiere wegen der Corona-Pandemie 2020 und nach der Flutkatastrophe vor gut eineinhalb Jahren soll dieses Mal alles glatt über die Bühne gehen.

Auch heutzutage sei die Lebens- und Leidensgeschichte von Jesu Christus nämlich noch relevant, betont Matthias Beer. Fragen wie, „Wofür gehe ich bis zum Äußersten? Was ist meine Passion/Leidenschaft?“ seien weiterhin aktuell. „Zudem können wir an die Corona-Pandemie und die Flut anknüpfen, weil viele die Erfahrung machen mussten, das zu verlieren, worauf sie gebaut und vertraut haben“, so Beer. Der ehemalige Gemeindereferent der Pfarreiengemeinschaft Adenauer Land und langjährige Schauspieler einer Theatergruppe feiert mit der Passion sein Regie-Debut.

Etwa 65 Frauen, Männer und Jugendliche aus Schuld und Umgebung sind unter anderem in den Bereichen Beleuchtung, Kostüme und Kartenverkauf aktiv oder besetzen eine von 45 Rollen. Teilweise gehören sie zum Ensemble der örtlichen Freilichtbühne oder haben schon seit Kindesbeinen Rollen in der Passion übernommen. Die Passion sei oft zu einer Art Familientradition geworden, in der noch heute Gemeinschaft intensiv erlebt wird, weiß Beer.

Das Drehbuch des ehemaligen Schulder Pfarrers, Gerold Rosenthal, stammt aus den späten 70er Jahren und zeichnet sich durch die recht kurze Dauer von zwei Stunden, eine klare Sprache sowie ein zurückgenommenes Bühnenbild aus. „Die Vorlage konzentriert sich sehr auf den Text, der ziemlich geradeaus ist“, erklärt Beer, der nun in der Pfarrei Trier St. Matthias arbeitet. Prägnant für die Version in der Pfarrkirche St. Gertrud sei, dass Judas fast mehr im Mittelpunkt stehe als Jesus. „Wie kommt jemand dazu, seinen Freund und seine Hoffnung zu verraten?“, laute die Frage. So verwundert es nicht, dass der Darsteller von Judas am meisten Text zu lernen hat. Ein Glück, dass Mario Stratmann bereits vor drei Jahren für die Rolle vorgesehen war. „Einiges an Text war noch da.“ Im Vorfeld habe er sich eingehend mit Judas und seinem Leben auseinandergesetzt; zum Beispiel durch das Hören von Podcasts.

„Und Matthias Beer hat mit mir den theologischen Hintergrund aufgearbeitet.“ Judas sei mehr als ein Verräter. „Man sieht seine Zerrissenheit“, sagt der 41-Jährige aus Adenau.

Personen aus der Bibel noch einmal ganz anders kennenzulernen, sei eine Chance des Stücks – nicht nur für das Publikum, sondern ebenso für die Schauspielerinnen und Schauspieler, da sind sich alle Beteiligten einig.

„Zwischen Krippenspiel und Passion hat sich Maria stark entwickelt“, blickt zum Beispiel Beatrice Kasiaras auf das Leben der Gottesmutter. „Maria ist als menschliche Mama zu sehen“, berichtet die Erzieherin, die bereits als Kind in der Passion mitgewirkt und seitdem schon unterschiedliche Rollen besetzt hat. Die Rolle der Maria, die sie sich mit einer Kollegin teilt, spielt sie allerdings zum ersten Mal. Die Schulderin denkt, dass Maria sicherlich mit ihrer Rolle und der ihres Kindes gerungen hat. „Sie hat das alles nicht kommen sehen“, ist Beatrice Kasiaras sicher. In die Rolle tauche sie ganz automatisch ein, ihr helfe ihre eigene Erfahrung als Mutter dreier Töchter, und auch das Publikum werde sicherlich in den Bann der Geschichte gezogen: „Die Szenen und die Sprachen gehen ans Eingemachte“.

Auch Anika Brummer hat durch die Inszenierung einen neuen Zugang zur Person der Maria Magdalena erfahren. „Maria Magdalena ist eine selbstbewusste Frau, aber auch ganz normal und ruhig“, sagt die 19-Jährige. „Ich hatte sie anders eingeschätzt“, sagt die eine von zwei Darstellerinnen der Urzeugin der Auferstehung Jesu.

Nach der Stärkung am Mittag geht es noch den ganzen Samstag mit Proben weiter. Bis auf eine kleine Karnevalspause finden bis zu drei Mal in der Woche Proben statt. Die mehr als 65 Menschen sind gut auf die Passion 2023 vorbereitet. Nun gilt es nur noch „Toi, toi, toi“ zu wünschen.

Die finanzielle Verantwortung teilen sich der Förderverein der St. Gertrud Kirche und die Freilichtbühne.

Ab Samstag, 11. März bis 2. April jeweils um 19 Uhr (samstags) und 17 Uhr (sonntags) wird die Passion in Schuld aufgeführt. Den Abschluss findet die Saison an Karfreitag, 7. April um 15 Uhr mit einer letzten Aufführung. Weitere Informationen auch zum Vorverkauf gibt es telefonisch bei Resi Weiler unter Tel.: 02695-931860 oder per E-Mail an passion-schuld(at)web.de. (jf)