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58-jähriger Militärpfarrer aus Pelm bei Gerolstein begleitet Bundeswehr im Einsatz in Mali

Region/Trier/Gao – „Da wächst man rein“, sagt Marius Merkelbach auf die Frage, wie man sich auf einen Auslandseinsatz mit der Bundeswehr vorbereiten kann. Merkelbach ist Militärseelsorger und derzeit im Einsatz in Mali. Die Bundeswehr ist in dem westafrikanischen Binnenland an der UN-Friedensmission MINUSMA beteiligt.

Einerseits macht der 58-jährige Priester aus Pelm bei Gerolstein das, was andere Pfarrer auch tun: Er feiert Gottesdienste, führt seelsorgliche Gespräche, hört die Beichte oder tauft. Andererseits sind es besondere Bedingungen, unter denen er arbeitet. Als Teil des 20. Deutschen Einsatzkontingents lebt er mit rund 1.100 deutschen und 600 internationalen Militärangehörigen auf etwa einem Quadratkilometer in einem Camp im Osten von Mali. Er hat ein kleines Büro zur Verfügung, das er ebenso wie den Schlafraum mit seinem Feldwebel teilt. Für Merkelbach, der seit der Priesterweihe 1992 bis 2008 in der Pfarrseelsorge gearbeitet hat, ist es der achte Auslandseinsatz als Militärseelsorger. Er war schon einmal in Mali, aber auch in Afghanistan, im Irak und in Litauen. „Bevor Du nicht dort bist, weißt Du nicht, wie sich der Einsatz zum Beispiel in einem Bürgerkriegsland anfühlt, in welche Situationen Du kommst, wem Du dort begegnest“, betont der Priester. Mit seiner Entscheidung, in die Militärseelsorge zu gehen, ist er nach wie vor sehr zufrieden.

Nach der Kaplans- und Vikarszeit in Ensdorf und Geislautern war er Pfarrer in Hoppstädten-Weiersbach und Heimbach. 2008 sei für ihn der richtige Zeitpunkt für eine Veränderung gewesen. Weil er selbst Wehrdienst geleistet hat, reizte ihn das Arbeitsfeld Militärseelsorge. Seit 2008 ist Merkelbach in Saarlouis stationiert. Zur Vorbereitung auf dieses besondere Feld der Seelsorge gehörten eine Art Grundausbildung für Zivilisten als Einsatzvorbereitung, aber auch Module, in denen es um das Einsatzland und die Auseinandersetzung mit Tod und Verwundung geht.

Das Camp, das mitten in der Sahel-Zone im Osten des Landes liegt, verlässt er nicht; das lässt die Lage im Land nicht zu, und auch die Temperaturen mit an manchen Tagen weit über 40 Grad laden nicht wirklich dazu ein. „Vielleicht kann ich im Spätsommer zum Ende meines Einsatzes mal mit militärischer Begleitung die christlichen Gemeinden in Gao besuchen“, überlegt Merkelbach. Doch das wäre eher eine „Zugabe“. Sein Platz ist bei den Soldatinnen und Soldaten im Feldlager. Dazu gehören auch regelmäßige Besuche über den Luftweg bei in der Hauptstadt Bamako stationierten deutschen Soldaten.

„Mir ist es wichtig, dass ich präsent bin, dass die Leute mich kennen und wissen, dass sie mich ansprechen können.“ Im Camp wird er nur als „Pfarrer“ angeredet. „Langeweile kommt hier keine auf“, berichtet Merkelbach. Sonntags feiert er regelmäßig die Eucharistie, manchmal zusammen mit den Geistlichen anderer Nationalitäten, die ebenfalls vor Ort sind, oder für die zivilen Angestellten. Donnerstagsabends bietet er Meditations- oder Taizégebete an. „Vor zwei Wochen durfte ich eine Soldatin taufen, das war natürlich etwas Besonderes.“

Den größten Teil des Dienstes machen die persönlichen Gespräche aus. „Ich habe es hier nicht mit unserer klassischen kirchennahen Klientel zu tun“, berichtet der Priester. Der überwiegende Teil der Truppe sind Männer, viele stehen der Kirche eher fern. Das empfindet Merkelbach nicht als hinderlich. Kirchenpolitische Themen kämen eher selten auf. „Es geht für ganz viele Soldaten darum, wie es ihren Familien zuhause geht, wie die Beziehung den Auslandsaufenthalt verkraftet, oft auch um die Hilflosigkeit, dass man eben zuhause nicht mal grade eingreifen und was regeln kann“, umreißt er die Gesprächsinhalte. Und natürlich schwingen in einem Einsatz immer auch die Themen Gefahr, Verwundung, Tod und Trauer mit.

Zur täglichen Routine gehört es, die aufzusuchen, die Geburtstag haben. „Da entwickelt sich fast immer ein Gespräch.“ Und wenn es tatsächlich mal einen Tag gibt, der noch unverplant ist, gibt der Militärpfarrer sich selbst einen „Befehl“ und ist einfach in der Einheit unterwegs. Auch an solchen Tagen geht er nie schlafen, ohne im Austausch gewesen zu sein: „Vom lockeren Smalltalk über die Geschichte von den Kindern bis hin zu Problemen, wo auch mal Tränen fließen, ist alles dabei.“

Merkelbach nimmt an Lagebesprechungen teil; es ist ihm wichtig zu wissen, was die Soldatinnen und Soldaten zu tun haben, welche Aufträge sie ausfüllen. Neben der Arbeitszeit ist natürlich auch die Zeit zur Regeneration zu gestalten. Auch hier bringt der Pfarrer sich ein: „Mittwochs treffen wir uns zum Pokerstammtisch, Donnerstag ist Quizabend.“ Wo sonntags Gottesdienst gefeiert wird, bietet der filmbegeisterte Geistliche freitags eine Kinovorführung an, selbstverständlich mit Anmoderation und kleiner Einführung in den Film. Und wenn es ein Tischtennis-Turnier gibt, greift er zum Schläger und macht mit. Der Militärpfarrer fühlt sich wohl bei der Truppe – und angenommen: „Es ist schön, wenn mir die Soldaten sagen: Es ist gut, dass Du da bist.“ (JR)