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Trauer, Zweifel, Dankbarkeit und Hoffnung – Ökumenische Gottesdienste zum Flutgedenken in Ahrbrück und Ehrang

Ahrbrück/Ehrang – Der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Pfarrerin Claudia Rößling-Marenbach (evangelische Kirchengemeinde Adenau) sowie Gemeindereferentin Manuela Kremer-Breuer (katholische Pfarreiengemeinschaft Altenahr) gaben rund 250 Frauen, Männern und Kindern bei einem ökumenischen Gedenkgottesdienst am 15. Juli in Ahrbrück Raum für Trauer, Zweifel, Dankbarkeit sowie Impulse für hoffnungsvolle Perspektiven. „Wir wollen noch einmal an das Geschehene denken, ins Jetzt blicken, aber eben auch einen Ausblick voller Hoffnung wagen“, sagte Pfarrerin Claudia Rößling-Marenbach zu Beginn des Gottesdienstes vor der evangelischen Auferstehungskapelle in Ahrbrück.

In der Predigt gingen Bischof und Präses auf den Trostbrief des Propheten Jeremia ein, den er einst an die im Exil lebenden Israeliten schrieb. Sie formulierten daraus Ansätze der Hoffnung: „Als die Vertriebenen wieder in ihre Heimat zurück durften, war der Ort nicht mehr derselbe, aber er wurde ihnen neu zur Heimat“, zog Ackermann einen Vergleich zwischen dem Text aus dem Alten Testament und der Situation im Ahrtal. Die Flut habe tiefe Spuren hinterlassen, so Latzel. „Sie hat Menschen getötet, Häuser weggerissen und Lebenspläne zerstört.“ Die Flut sei eine sinnlose Zerstörung, „weder pädagogisch belehrend noch im Sinne eines Gerichts“ zu verstehen. Der Präses versicherte: „Gott denkt an uns, gerade in Zeiten der Not und wird dem Leiden nicht das letzte Wort lassen.“ Dies zeige sich etwa in der großen Solidarität, die die Menschen in den Hochwassergebieten erleben durften.

Ahrtal – Trotz allem „Heimat“

„Menschen haben das Tal traumatisiert, resigniert, unter Abschiedsschmerz verlassen“, so der Trierer Bischof, der selbst sieben Jahre in unmittelbarer Nähe zum Ahrtal, in Lantershofen lebte. Er kenne die Dankbarkeit und den Stolz der Menschen, die diese Region als ihre Heimat bezeichnen. „Für diejenigen, die hiergeblieben sind, die zurückkehren konnten, und die, die sich nach der Rückkehr sehnen, ist klar: Das ist meine Heimat, begnadet, gesegnet – trotz allem.“ Als greifbares Zeichen der Hoffnung wurden innerhalb des Gottesdienstes Sonnenblumen verteilt. „Überall an der Ahr wuchsen nach der Flut, wie durch Zauberhand, diese Blumen aus den Trümmern. Sie sind Symbol der Hoffnung und der Gewissheit, dass sich das Leben wieder eine neue Bahn sucht“, erklärte Elly Schmidt, eine junge Betroffene aus Insul. Im Anschluss an den Gottesdienst zog die Gemeinde an die Ahr, um Teil der Menschenkette zu werden, die das gesamte Tal durchzog. Vor dem Gottesdienst besuchten Präses und Bischof den gesamten Tag Projekte und Orte entlang der Ahr, um sich mit Betroffenen sowie Helferinnen und Helfern auszutauschen.