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„Kleine Gala der großen Leistungen“ – LSB Meisterehrung am gestrigen Freitagabend

Region/Mainz/Ingelheim – Wenn das mal kein Stelldichein der Spitzenkönner war: Bei der Meisterehrung des Landessportbundes Rheinland-Pfalz wurden am Freitagabend in der kING Kultur- und Kongresshalle in Ingelheim die Meister aus dem Jahr 2021 geehrt.

Bei dieser „kleinen Gala der großen Leistungen“ (O-Ton Moderator Christian Döring) zeichnete der Landessportbund 136 Sportler*innen aus rheinland-pfälzischen Vereinen aus, die sich im vergangenen Jahr Titel bei Deutschen Meisterschaften und Medaillen bei Europa- oder Weltmeisterschaften bzw. bei den Olympischen Spielen in Tokio gesichert haben – darunter auch die Kanuslalom-Olympiasiegerin Ricarda Funk vom KSV Bad Kreuznach sowie mit Speerwerfer Julian Weber (USC Mainz), Radsportlerin Hannah Ludwig (RSC Stahlross Wittlich), den Judokas Martina Trajdos und Jasmin Grabowski (beide 1. JC Zweibrücken), Ringer Denis Kudla (SV Alemannia Nackenheim), Stabhochspringer Oleg Zernikel (ASV Landau), Gewichtheberin Lisa Marie Schweizer (AV 03 Speyer) und den Ruderern Jason Osborne (Mainzer Ruder-Verein) und Richard Schmidt (RV Treviris Trier) weitere Medaillengewinner bzw. erfolgreiche Starter von Tokio. Die sieben letztgenannten waren bei der Feierstunde sogar persönlich anwesend. Mit Karateka Jonathan Horne (Teikyo Karate Team Kaiserslautern) sagte ein weiterer Tokio-Starter kurzfristig ab, da seine Frau ein Kind erwartet und der Geburtstermin dicht bevor steht. Funk fehlte ebenfalls aus triftigem Grund – sie feilt im Trainingslager bereits an ihren nächsten Erfolgen.

Insgesamt waren 85 Sportler*innen persönlich vor Ort. Gewichtheberin Schweizer war wie etliche andere der Asse in Polizeiuniform erschienen. „Die Energie im Olympischen Dorf war schon etwas Besonderes – von jedem einzelnen Sportler“, rekapitulierte die Pfälzerin, die in Tokio jeden Morgen einen Spucktest machen musste – aber die Maskenpflicht haben wir gerne in Kauf genommen. „Was ich jeden Fall mit nach Paris nehme, ist die Erfahrung.“ Die lädierte Bandscheibe, die ihr bei den Spielen so zu schaffen machte, halte „soweit“. Ebenso wie Schweizer wollen auch die beiden Judokas Grabowski und Trajdos, die sich 13 Jahren aus dem Bundeskader ziemlich gut kennen, 2024 in Paris wieder dabei sein und dann möglichst noch besser abschneiden. „Dass wir jetzt gemeinsam mit die Medaille im Mixed-Team geholt haben, ist unbeschreiblich“, schwärmte Trajdos. Nun wollen die beiden Kampfsportlerinnen zunächst einmal ihre Schulterverletzungen auskurieren – und dann wieder Vollgas geben.

„Ein Sabbatjahr“ eingelegt hat Denis Kudla, zweifacher Bronzemedaillengewinner im Ringen – bevor er sich 2023 mit vollem Fokus auf Paris vorbereitet. Auf die Frage, was den Greco-Spezialisten denn so erfolgreich macht, antwortete Freundin Simone Glenk – selbst eine erfolgreiche Gewichtheberin: „Der verbissene Ehrgeiz. Er ist einfach zielstrebig, mehr kann man dazu echt nicht sagen. Und davor hat er meinen Riesenrespekt, ich könnte mir da eine große Scheibe von abschneiden.“ Kudla zuckte darauf angesprochen nur mit den Schultern: „Das Streben nach Perfektion macht uns Sportler aus, glaube ich.“

Insgesamt enterten Spitzenkönner aus 28 verschiedenen Sportarten die Bühne. Erneut war jede Menge namhafte Sportprominenz vertreten. Aber eben auch zahlreiche bärenstarke Athlet*innen aus Nischensportarten wie Bowling, Rope Skipping, Wasserski, Windsurfen, Faustball oder Billard. Darüber hinaus bot der LSB rund um die drei Ehrungsblöcke einmal mehr jede Menge sportive Unterhaltung durch die Paul Engel & Patricia Steinjan von der TG Nieder-Ingelheim (Sportakrobatik), die Apocalyptic Girls von Rockin´ Wormel Worms (Tanzsport), die diesmal nur dreiköpfige und ohne Männer angereiste A.C.I.M. Dancecrew vom SV Goethe Mainz (Hip Hop) und den versierten Beatboxer Saman Dawood. Vier Sportlerinnen und zwei Sportler durften sich zudem über Präsente der Sponsoren Lotto RLP, Vereinsleben.de und ASS freuen – über gefüllte Sporttaschen, Laptoptaschen plus Handtuch sowie einen Tankgutschein im Wert von 50 Euro – die Verlosung fand mitten auf der Bühne statt.

In launigen Interviews mit SWR-Sportexperte Döring kamen neben LSB-Präsident Wolfgang Bärnwick auch die Ingelheimer Bürgermeisterin Eveline Breyer sowie Roger Lewentz, Minister des Innern und für Sport, zu Wort. Erstmals stand eine Fotowand zur Verfügung, um auf dem roten Teppich tolle Erinnerungsfotos zu schießen. „Ich wünsche mir, dass wir bald mal wieder friedliche Zeiten haben, in denen wir feiern können, ohne Halbschatten von Pandemie oder Krieg zu haben“, betonte Döring – und erntete restlose Zustimmung im Saal. „Wenn man die Bilder vom Krieg in der Ukraine sieht, haut das einen schon um und zeigt, wie fragil die momentane politische Situation ist in der Welt“, sinnierte Richard Schmidt, langjähriger Star aus dem Deutschland-Achter. Niemals habe er gedacht, dass die Russen die Ukraine angreifen – „das ist einfach traurig“. Nach dem Karriereende ist es nicht einfach für den Modellathleten, in sein „neues Leben“ reinzukommen. Der Ingenieur muss seine Promotion in Elektrotechnik zu Ende bringen, „nebenher“ arbeitet er Vollzeit. „Wie die ganzen jungen Leute so geehrt werden, das erinnert mich an früher“, schmunzelte der 34-Jährige Schmidt noch, bevor er sich auf den langen Heimweg nach Dortmund machte. Eine weitaus kürzere Anreise hatte da nicht nur Bowling-Weltmeisterin Martina Schütz vom BC 99 Ingelheim, sondern auch Teamsprint-Vize-Europameisterin Alessa-Catriona Pröpster, die an diesem Tag ihren 21. Geburtstag feierte und vom ganzen Saal ein Happy Birthday geträllert bekam.

Thema bei der Feierstunde war aber auch immer wieder der Krieg in der Ukraine. „Diese Krise lastet auf uns allen, die Seele ist einfach schwerer als sonst“, formulierte Christian Döring. „Deshalb appellieren wir an alle Beteiligten: Bitte hört so schnell wie möglich auf mit diesem Krieg.“ Gemeinsam setzte die Spitzensportfamilie ein kleines Zeichen der Solidarität und erhob sich von ihren Stühlen. „Es sind grausame Bilder, die uns tagtäglich gezeigt werden“, kommentierte LSB-Präsident Wolfgang Bärnwick. „Auch dieser Krieg ist sinnlos, er bringt nichts. Der LSB versucht, im Rahmen dessen, was uns möglich ist, zu helfen.“ So habe man ganz spontan 28 gehörlose Sportler aus der Ukraine in der Sportschule Schifferstadt aufgenommen. „Die Menschen sind mit den Herzen dabei, da ist eine Welle der Hilfsbereitschaft“, konstatierte Sportminister Lewentz. „Wir hoffen alle, dass wir so schnell wie möglich wieder Frieden in Europa erleben können.“