Aachen – „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, lautet es im Karneval. Für die gemeinsam agierenden Krisenstäbe von Stadt und StädteRegion Aachen ging es an Aschermittwoch jedoch erst los. Am 26. Februar 2020 um 11 Uhr kamen die Stäbe zum ersten Mal zusammen. 250 Sitzungen, 420 Sachstandsmeldungen, viele Entscheidungen und zwei Jahre später ist die Arbeit der Krisenstäbe noch nicht beendet.
Ende Januar 2020 war der erste Mensch in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet worden. Einen Monat später gab es dann den ersten Fall in der StädteRegion Aachen. Eine Frau aus Herzogenrath hatte sich bei der inzwischen legendären Kappensitzung im Kreis Heinsberg angesteckt. Zwei Tage zuvor hatten die Krisenstäbe schon ihre Arbeit aufgenommen. „Und das“, so Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen und Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier unisono, „war eine sehr gute Entscheidung. Nur so konnten wir hier in Stadt und StädteRegion sehr stringent und vorausschauend gemeinsam gute Entscheidungen treffen.“ Beide sind davon überzeugt, dass die gemeinsame Arbeit fortgesetzt werden muss, denn: „Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei, sie hat nur mehrfach ihr Gesicht verändert und wird dies vermutlich auch weiterhin tun.“
Von Hamsterkäufen und Hygienemaßnahmen zu Inzidenzen und Impfung
Während das erste Jahr von Hamsterkäufen, Lieferengpässen und der Implementierung der inzwischen selbstverständlichen Hygienemaßnahmen geprägt war, standen im zweiten Jahr die Impfungen, Inzidenzen und Vorschriften zur Isolation im Fokus. Die Sieben-Tage-Inzidenz, lange die einzig relevante Größe für Schutzmaßnahmen, lag übrigens vor einem Jahr bei unter 100. Jetzt liegt der Wert zum Glück wieder unter 1.000. Eine Verzehnfachung der Zahlen binnen eines Jahres, wobei man berücksichtigen muss, dass die Omikron-Variante jetzt auf eine weitestgehend geimpfte und in Teilen bereits zweimal geboosterte Bevölkerung trifft und dabei meistens geringere gesundheitliche Schäden verursacht. Immerhin sind inzwischen über 80 Prozent der Menschen in der StädteRegion mindestens zweimal geimpft.
Keupen dankt den Menschen in Stadt und StädteRegion für den Zusammenhalt der letzten Jahre: „Die letzten zwei Jahre haben den Menschen in unserer Stadt und in der StädteRegion viel Geduld und Mühen abverlangt. Auf Vieles mussten sie verzichten. Gleichzeitig war es für die Krisenstäbe nicht leicht, immer wieder neue schlechte Nachrichten zu überbringen. Ich bedanke mich bei all den Aktiven für ihren unermüdlichen Einsatz, den Zusammenhalt und die großartige gemeinschaftliche Leistung.“
Klicks in Millionenhöhe und zehntausende Anrufe
In Millionenhöhe gehen in den zwei Jahren die Zugriffe auf die Internetangebote. Allein die Corona-Hauptseite der StädteRegion wurde in 2020 5,2 Millionen Mal und in 2021 7,7 Millionen Mal aufgerufen. Inhalte auf facebook und Instagram haben 2021 über 8 Millionen Menschen erreicht. Ähnlich verhielt es sich mit dem Anrufaufkommen im städtischen Call Aachen. Dort klingelte es jedes Mal, wenn die Coronahotline im ersten Jahr über 34.000 Mal und im zweiten Jahr über 92.000 Mal angewählt wurde. Die Nummer des Gesundheitsamts, die ebenfalls durch die Kolleg*innen des Call Aachen bedient wurde, toppt das ganze mit knapp 65.000 Anrufen im ersten und 112.000 im zweiten Jahr. Vervielfacht haben sich zudem die Zahlen der Menschen, die den Krisenstab während der Pandemie zum Wohle der Bevölkerung ausgezeichnet unterstützt haben. Da sind zum einen die Hilfsorganisationen wie DRK, Malteser DLRG, Johanniter und das THW, aber auch Studierende, Containmentscouts sowie Soldat*innen. Bis zu 40 Soldat*innen und 180 externe Kräfte waren zuletzt gleichzeitig im Gesundheitsamt zur Unterstützung in der Kontaktpersonennachverfolgung tätig.
Grüttemeier lobt vor allem die Flexibilität und das Engagement der Hilfsorganisationen: „Sie haben beim Aufbau des ersten Abstrichzentrums genauso wie beim Aufbau des ersten Impfzentrums geholfen, später dann bei der Einrichtung der dezentralen Infrastruktur zum Testen und Impfen, wie auch bei den mobilen Angeboten in Form von Testbussen und in unzähligen weiteren Situationen. Immer, wenn Hilfe gebraucht wurde, waren Sie da. Hierfür möchte ich allen Beteiligten an dieser Stelle noch einmal von Herzen danken.“
Noch nicht vorbei: neue Herausforderungen stehen an
Für Gesundheitsdezernent Michael Ziemons steht in Kürze eine weitere Nagelprobe an, denn Bundestag und Bundesrat haben im Dezember eine Impfpflicht für das Personal in Gesundheitseinrichtungen beschlossen, die ab dem 15. März 2022 greift. „Dieses Gesetz lässt viele Fragen offen und wälzt die Arbeit auf die ohnehin stark belasteten Gesundheitsämter ab“, kritisiert Ziemons. Das zuständige Gesundheitsamt muss in jedem Einzelfall über das weitere Vorgehen und die zu ergreifenden Maßnahmen im Rahmen seines Ermessens entscheiden. Das ist in der Kürze der Zeit nicht leistbar. Seine Hoffnungen ruhen deshalb auf einen weiteren Impfstoff, der offenbar bei Skeptikern mehr Akzeptanz findet. Novavax, das zweimal im Abstand von drei Wochen injiziert wird, soll einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung möglichst vieler Arbeitsplätze in den wichtigen und sensiblen Arbeitsfeldern leisten.
Weitere Virusvarianten werden vermutlich kommen und so gehen die Krisenstäbe davon aus, dass spätestens im Herbst eine weitere Impfwelle vorbereitet werden muss. Denn dass die Impfdosen dann ausschließlich über das Hausarztsystem verabreicht werden können, ist nach den bisherigen Erfahrungen unwahrscheinlich. „Auch wenn jetzt die Omikronwelle in den Krankenhäusern ihren Scheitelpunkt überschritten hat, ist es definitiv noch zu früh, alle Maßnahmen aufzuheben. Dafür sind die täglichen Infektionszahlen und die Hospitalisierungsrate definitiv zu hoch“, sagt Jürgen Wolff, Chef der Aachener Feuerwehr und operativer Leiter der gemeinsam tagenden Krisenstäbe, die auch weiterhin zum Wohle der Menschen ihre erfolgreiche Arbeit fortsetzen werden.
Zu den Mitgliedern des Krisenstabs gehören unter der Leitung des Feuerwehrchefs die Oberbürgermeisterin, der Städteregionsrat, der Gesundheitsdezernent, die Leitung des Gesundheitsamts, die Ordnungsdezernentinnen von Stadt und StädteRegion, Personaldezernenten sowie Schuldezernenten, die Ordnungsamtsleitungen von Stadt und StädteRegion, Sprecher*innen der beiden Behörden, Vertreter der Bundes- und Landespolizei und vom Katastrophenschutz sowie die ärztlichen Leitungen der Rettungsdienste. Das THW und die Bundeswehr sind ebenso vertreten wie der städtische Betriebsarzt. Hinzu kommen in wechselnden Besetzungen – je nach Themenlage – Leitungen der Schul- und Jugendämter, Leitungen der Personalämter und auch Vertreter der ASEAG, Stawag sowie der städteregionalen Krankenhäuser