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BVR: EZB hat Chance zum Kurswechsel verpasst

Region/Berlin – Notenbank sollte sich auf Zinswende Ende des Jahres vorbereiten. Mit der gestrigen Bestätigung des geldpolitischen Kurses hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Chance zu einem Kurswechsel verpasst. Nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hätte die EZB aufgrund der drohenden Verfestigung der hohen Inflation auf der heutigen Ratssitzung Vorbereitungen für eine Zinswende treffen müssen. BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin: „Die EZB läuft der Zeit hinterher und zögert mit den notwendigen Vorbereitungen für eine Zinswende. Ein klares Signal der EZB würde den Finanzmärkten, aber auch den Tarifparteien zeigen, dass die Geldpolitik rechtzeitig handeln wird, falls die hohe Inflation länger anhalten sollte.“

Sollte die Inflation im Jahresverlauf nicht deutlich abflauen, müsse sich die EZB auf eine erste Zinserhöhung noch in diesem Jahr vorbereiten. Der EZB-Rat geht davon aus, dass die Nettoankäufe beendet werden, bevor er mit der Erhöhung der EZB-Leitzinsen beginnt. Daher müsse die EZB ihre Anleihekäufe bis zum Herbst vollständig einstellen. Bislang hat die EZB ein Ende des pandemiebedingten Anleihekaufprogramms PEPP zum Ende des ersten Quartals 2022 beschlossen, das weitere Kaufprogramm APP aber zunächst noch einmal aufgestockt und eine Fortsetzung bis mindestens Oktober dieses Jahres angekündigt. Martin: „Auf seiner kommenden Sitzung im März sollte der EZB-Rat geringere Nettokäufe im Rahmen des APP als bisher geplant und ein Auslaufen des Programms im Herbst beschließen.“

Die Verbraucherpreisinflation lag im Euroraum nach dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) im Dezember 2021 bei 5,0 Prozent und damit weit oberhalb des mittelfristigen geldpolitischen Zielwerts von 2 Prozent. Getrieben wird die Inflation aktuell von den gestiegenen Energiepreisen. Doch liegt auch die um Energiepreise bereinigte Teuerungsrate mit 2,8 Prozent deutlich oberhalb der Marke von 2 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass der Preisauftrieb breit angelegt ist und damit möglicherweise länger andauert. Für Deutschland wurde im Januar nach dem amtlichen Verbraucherpreisindex (VPI) eine Inflationsrate von voraussichtlich 4,9 Prozent ausgewiesen.