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Plastikfrei einkaufen

Mechernich – Unverpacktladen „Haferflöckchen“ in der Bahnstraße eröffnet – Betreiberehepaar zeigt Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Wirtschaftsförderer Christian Habrich sein nachhaltiges Geschäftsmodell. Unraffinierten Rohzucker, Mehl aus Niederelvenich, Reis statt aus Fernost aus der Poebene in Italien und Nudeln lose und ohne Verpackungsmüll aus Nettersheim, dazu fair gehandelten Kaffee aus der benachbarten Rösterei Tekapur in der Mechernicher Bahnstraße, Pasta von „Pastanita“ in Nettersheim, Getreide vom Anthroposophen-Hof Bollheim und Chutneys und Brotaufstriche von der Kallmuther „Kompotterie“ gibt es seit Montag im neuen Unverpacktladen „Haferflöckchen“ in der Mechernicher Bahnstraße direkt neben der kommunalen Bücherei zu kaufen.

„Gute Lebensmittel haben ihren Preis“, so Mike und Felicitas Bauernschmidt, die seit Ende Januar einen Unverpacktladen in der Mechernicher Bahnstraße direkt neben der Stadtbücherei betreiben. „Die Preise sind höher, etwa auf Bioladenniveau“, so Felicitas Bauernschmidt, die einige Jahre im AWO-Kindergarten Roggendorf gearbeitet hat, aber man zähle auf viele Menschen in Mechernich die das Konzept für Nachhaltigkeit und Schöpfungsbewahrung mittragen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Dienstagmorgen statteten Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Wirtschaftsförderer Christian Habrich dem Betreiberehepaar Felicitas und Mike Bauernschmidt einen Besuch ab und ließen sich das interessante Geschäft mit seinen vielen Gläsern und Spenderbehältern zeigen, in dem alle Produkte lose aufbewahrt werden.

Wirtschaftsförderer Christian Habrich (ganz links) sowie Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick unterhielten sich um eine Trendwende in der Gesellschaft hinzu Abfallvermeidung und Nachhaltigkeit. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Qualität hat ihren Preis

Der Kunde füllt Mehl, Zucker, Salz, Nudeln, Reis, Gries und alle möglichen Lebensmittel lose in eigene Behälter ab, wiegt sie und zahlt den Inhalt. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Da lernen die Leute nebenbei nochmal die Sinnhaftigkeit von Tara, Netto und Brutto!“

„Die Preise für das lose Nahrungsmittel liegen in etwa auf Bioladen-Niveau“, so Felicitas Bauernschmidt. Bis auf wenige Artikel ist auch alles „Bio“. Bei dem, was nicht ausdrücklich so zertifiziert ist, scheitere das nicht an umweltschonendem Anbau, Qualität und Nachhaltigkeit, sondern an der Tausende Euro teuren Zertifizierung, so Mike Bauernschmidt.

„Gute Lebensmittel haben eben ihren Preis“, konstatierten Felicitas und Mike Bauernschmidt. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick erinnerte an die lange Tradition des Handels mit unverpackten Gütern: „Mein Vater hat mir erzählt, dass sie früher in Lückerath mit dem Krug in der Wirtschaft Bier geholt haben.“

Im Edeka-Laden von Gertrud Mertens in Bleibuir gab es Salzheringe aus dem Fass, wie es Lebensmittel und Drogerieprodukte in vielen Geschäften bis in die 60er Jahre lose gab, die dann abgewogen und in Papierbeutel getan wurden, so der Verwaltungschef.

Die städtischen Repräsentanten wünschten dem jungen Unternehmerpaar, das seit 2008 im Stadtgebiet, und nach Hostel seit 2014 nunmehr in Strempt lebt, und den drei Töchtern eine Heimat zum Wohlfühlen und alles Gute, vor allem viel Glück und Erfolg mit dem Geschäftskonzept, das auf Ökologie und Nachhaltigkeit zielt und deutschlandweit bereits von 500 ähnlichen Unverpacktläden praktiziert wird.

Keine Großstadt…

Die beiden sind sich bewusst, dass die meisten Unverpacktläden in Großstädten existieren und dort auch florieren. „Ursprünglich hatten wir Euskirchen im Sinn, aber dann haben wir uns entschlossen, das höhere Risiko einzugehen und es in Mechernich zu wagen.“ Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Wirtschaftsförderer Christian Habrich zeigten sich zuversichtlich, dass sich der Mut lohnen wird und „Haferflöckchen“ viele Fans am Bleiberg findet.

Felicitas Bauernschmidt stammt aus Suhl/Thüringen, Ehemann Mike aus Herne. Seine Versetzung in die Untertageanlage der Bundeswehr verschlug den Zeitsoldaten 2004 in die Eifel. Hier fühlen sich beide sehr wohl, er arbeitet inzwischen als EDV-Experte in Bonn, sie ist gelernte Kinderkrankenschwester und wirkte vier Jahre im AWO-Kindergarten Roggendorf mit.

Den Laden will sie einstweilen alleine führen – Ehemann Mike hat sich für die Eröffnungswoche eigens Urlaub genommen. Was auch nötig war, denn am Montag stand die Kundschaft bereits Schlange. Auch bei der Stippvisite des Bürgermeisters, der Blumen mitgebracht hatte, herrschte am Dienstag reger Andrang. Der Laden ist dienstags bis freitags täglich von 10 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet.