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Ehemaliges Kino in Gemünd soll zur Kinder-Tagesstätte werden

Schleiden – Dort, wo früher Filme gezeigt wurden, sollen künftig Kinder betreut werden – Haupt- und Finanzausschuss berät in seiner Sitzung am 3. Februar 2022 über den Ankauf des ehemaligen Kinos in Gemünd – Projekt soll bis 2024 realisiert werden

Dies dürfte aus städtebaulichen Aspekten eine richtungsweisende Entscheidung für Gemünd sein, die der Haupt- und Finanzausschuss in seiner Sitzung am 3. Februar 2022 zu treffen hat: Die Verwaltung schlägt vor, das alte Kino in Gemünd anzukaufen und dieses zu einer viergruppigen Kindertagesstätte umzubauen.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die beiden durch die Flutkatastrophe im Juli 2021 massiv beschädigten Kindertagesstätten in Malsbenden und am Kreuzberg nicht mehr aufgebaut werden. „In beiden Einrichtungen wurden bislang zwei Gruppen betreut. Aufgrund der steigenden Nachfrage im U3-Bereich und der Betreuungszeit sowie aus pädagogischen Gesichtspunkten sind insbesondere in größeren Ortschaften zweigruppige Einrichtungen nicht mehr zeitgemäß, da sie eine durchgängige Betreuung unter Hinzunahme der Gruppenform 2 („Krabbelgruppe“) nicht ermöglichen,“ so der Erste Beigeordnete der Stadt Schleiden, Marcel Wolter. Allein aus baurechtlichen Gründen sei eine Erweiterung im Falle eines Wiederaufbaus an beiden bisherigen Standorten zudem nicht möglich gewesen, führt Wolter weiter aus.  Die Einrichtung in Malsbenden liege beispielsweise im Überschwemmungsgebiet.

Am zentralen Standort in der Gemünder Innenstadt sollen die beiden zweigruppigen Kindertagesstätten nun zu einer viergruppigen Einrichtung zusammengeführt werden.

Für den Ersten Beigeordneten bietet dieser Standort gleich mehrere Vorteile: Die zentrale Lage bietet vielen Eltern die Möglichkeit, die Kindertagesstätte zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Zudem stehen mit dem Marienplatz und Eifel-Ardennen-Platz ausreichende Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe zur Verfügung. Gleichzeit haben die Kinder einen direkten Zugang zum Kurpark.

Zudem verspricht sich Wolter eine Belebung der Gemünder Innenstadt. „Wenn die Familien in diesem Zuge noch Einkäufe in der Dreiborner Straße tätigen, haben wir schon Synergieeffekte erreicht. Für Gemünd und die Innenstadt entsteht dadurch ein deutlicher Mehrwert“, ist Wolter überzeugt. Damit wird die Stadt Schleiden ihren Leitbildzielen in Bezug auf einen wohnortnahen Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen sowie der Entwicklung einer bedarfsgerechten und attraktiven Infrastruktur gerecht.

Mit den derzeitigen Eigentümern, Familie Peters, die das Gebäude bisher als Lager für ihren Outdoor-Onlinehandel nutzte, wurde die Stadt Schleiden handelseinig.

„Durch die Flut haben wir die Grundlage für unseren Onlinehandel verloren“, berichtet Familie Peters. „Unser künftiges Geschäft werden wir neu strukturieren, so dass wir das Gebäude künftig nicht mehr benötigen. Umso mehr freuen wir uns, dass die Stadt Schleiden eine gute und sinnvolle Nutzung gefunden hat.“

Sollte der Stadtrat dem Ankauf zustimmen, könnten noch im Jahr 2022 die planungs- und baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, sodass ab dem Jahr 2023 mit den Baumaßnahmen begonnen werden könnte.

Ziel ist es, dass die Kinder der beiden Einrichtungen aus Malsbenden und Kreuzberg, ab dem Jahr 2024 in ihre neue Kindertagesstätte einziehen können.

Sowohl der Kreis Euskirchen als auch das DRK, als Betreiber der beiden Einrichtungen Malsbenden und Kreuzberg befürworten den Standort ebenfalls.

„Die Stadt Schleiden hat uns in die Überlegungen zum Umbau des alten Kinos Gemünd eingebunden“, so Ralf Krutwig, Bereichsleiter Kindertagesstätten und stellvertretender Geschäftsführer des DRK Kreisverband Euskirchen. „Es bieten sich nun endlich Möglichkeiten, die wir an den bisherigen Standorten aus baulicher Sicht nicht umsetzen konnten.“ Hier sei vor allem die Möglichkeit zur Betreuung von weiteren U3-Kindern zu nennen. Bisher sei eine Steigerung der U3 Zahlen aufgrund der Vorgaben zum Raumprogramm nicht möglich gewesen. „Auch die Lage des Kinos innerhalb von Gemünd ist für die neue Einrichtung ideal. Die Kinder können fußläufig sowohl am städtischen Leben als auch an der Natur teilhaben. Wir freuen uns daher sehr, dass es für die Zeit nach der Modul-Kita in Olef bereits frühzeitig eine Perspektive gibt“, so Krutwig abschließend.

Kino war bis 2011 in Betrieb                   

Das altehrwürdige Kino in Gemünd wurde 1937 von Johann Pilger erbaut. Nachdem es im Krieg stark zerstört wurde, baute Pilgers Sohn Albert mit seiner Ehefrau Betty das Kino 1948 wieder auf. Sie betrieben das Kino bis 1977, bis Herbert Renck und sein Partner das Kino übernahmen. In der Hoch-Zeit des Films – besonders an Sonntagen – gab es drei Vorstellungen. Dabei kam es auch schon einmal vor, dass alle 300 Sitzplätze mit drei Rängen und einer Loge vollständig besetzt waren. Renck betrieb das Gemünder Kino ganze 34 Jahre. Rückläufige Besucherzahlen und eine veraltete Technik machten es letztendlich dem kleinen Kino schwer mit den großen, digital ausgestatteten Kinos mitzuhalten. So flimmerte im November 2011 der letzte Film auf der Leinwand mit dem die Kino-Ära in Gemünd schließlich zu Ende ging.