Kategorien
News

Für mehr Sicherheit in Aachen

Aachen – Städtische Fahrzeuge rollen mit Abbiegeassistenzsystemen durch die Straßen. Derzeit werden 130 Fahrzeuge von Rettungsdienst, Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr sowie des Katastrophenschutzes und 90 Fahrzeuge des Stadtbetriebs mit der Sensortechnik ausgestattet.

Philipp Allwißner ist Teamleiter Technik bei der Feuerwehr Aachen. Seine Kollegen und er kümmern sich gemeinsam mit externen Experten um den Einbau in die Fahrzeuge. Foto: Stadt Aachen / Heike Lachmann

Indem sie die eigene Fahrzeugflotte noch sicherer macht, fügt die Stadt damit ihrem „Aktionsplan Verkehrssicherheit“ einen weiteren wichtigen Baustein hinzu. Die Umrüstung läuft aktuell in der Feuerwehrwerkstatt auf der Hüls und soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Der Einbau kostet pro System rund 2600 Euro und wird vom Bund gefördert.

Das massive Rolltor öffnet sich und das nächste große rote Löschzug-Fahrzeug rollt aufs Gelände auf der Hüls. Kurz darauf steht es auf der Hebebühne und die Installation mit der brandneuen Sensortechnik beginnt. Es herrscht in diesen Tagen geschäftiges Treiben in der weiten Kfz-Werkstatthalle der Feuerwehr Aachen. Insgesamt bekommen derzeit 130 Fahrzeuge von Rettungsdienst, Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr sowie des Katastrophenschutzes und 90 Fahrzeuge des Aachener Stadtbetriebs ein hochmodernes Abbiegeassistenzsystem eingebaut. Alle Großfahrzeuge, die schwerer als fünf Tonnen sind, erhalten das System der Firma MEKRAtronics. Der Einbau der Technik, der am Donnerstag 04. November im Rahmen eines Pressetermins vorgestellt worden ist, bildet einen weiteren wichtigen Baustein, um die grundsätzliche Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen.

Eine Verbesserung für alle Verkehrsteilnehmende

Philipp Allwißner ist Teamleiter Technik bei der Feuerwehr Aachen. Seine Kollegen und er kümmern sich gemeinsam mit externen Experten um den Einbau in die Fahrzeuge. Er sagt: „Wir sind froh, mit den Systemen sowohl für den Verkehrsteilnehmer als auch für unsere Kolleginnen und Kollegen in den Einsatzfahrzeugen risikobehaftete Situationen deutlich sicherer gemacht zu haben.“

In den vergangenen Jahren kam es auf Aachens Straßen leider immer wieder zu Verkehrsunfällen, bei denen insbesondere Radfahrende schwer oder zum Teil sogar tödlich verletzt wurden. Als Ursache ergaben die Ermittlungen häufig folgendes Bild: Beim Rechtsabbiegevorgang eines (großen) Kraftfahrzeugs kam es zum Zusammenstoß. Die schweren Unfälle lösten eine stadtweite öffentliche Diskussion aus. Die zentrale Frage lautete: Was kann unternommen werden, um solche Unfälle künftig zu vermeiden? Die Stadt hat seitdem zahlreiche Maßnahmen ergriffen, prägnante Gefahrenstellen schnell entschärft, Verkehrsführungen verbessert, Radspuren besonders markiert, die Beschilderung optimiert und vieles weitere unternommen.

Aktionsplan Verkehrssicherheit

Claudia Nowak von der Abteilung Verkehrsplanung und Mobilität ist ebenfalls froh, dass jetzt eine zusätzliche Maßnahme mit dafür sorgt, dass das Miteinander auf Aachens Straßen gefahrloser wird. „Die Assistenzsysteme in städtischen Fahrzeugen sind ein wichtiger Baustein zur Erhöhung sowohl der objektiven, also technisch messbaren, als auch der subjektiven seitens der Fahrzeugführenden empfundenen Verkehrssicherheit. Sie helfen dabei, dass – im Sinne des Aktionsplans Verkehrssicherheit – alle Verkehrsteilnehmenden in Aachen täglich ‚Achtsam unterwegs‘ sind.“ Nowak weist in dem Zusammenhang auf weitere Aktionen der Stadt wie die Überholabstand-Aufkleber hin. 800 städtische Fahrzeuge sind damit im Jahr 2019 beklebt worden, um für das Thema Verkehrssicherheit weiter zu sensibilisieren.

Die ersten knapp 20 Fahrzeuge des Stadtbetriebs rollen mittlerweile mit der radarbasierten Sensortechnik durch Aachen. Die bisherigen Erfahrungen sind durchweg positiv, berichtet Enrico Jansen. Der Leiter des Fuhrparkmanagements des Stadtbetriebs sagt: „Unsere großen Abfallsammelfahrzeugen verfügen schon jetzt über diverse Bildschirme, Spiegel und Kontrollinstrumente. Für uns ist es daher sehr wichtig, dass unsere Fahrer nicht zusätzlich ‚belastet‘ werden. Das nun eingebaute System funktioniert wirklich als unterstützendes Assistenzsystem.“ Im Gefahrenfall – wenn also beispielsweise ein Fahrradfahrer im toten Winkel des Müllwagens vorbeirollt – ertönt ein akustisches Signal in der Kabine. „Darauf können unsere Fahrer dann gut und unmittelbar reagieren.“

Markus Dören, Teamleiter Vertrieb der Firma MEKRAtronics, freut sich, dass die Stadt Aachen auf das System seines Unternehmens setzt: „Unser Thema ist Sicherheit. Wir wollen die Sicherheit an Fahrzeugen erhöhen. Wir haben einen Abbiegeassistent auf Radarbasis entwickelt. Der große Vorteil von radarbasierten Systemen ist: sie funktionieren bei jedem Wetter – bei Regen ebenso wie bei Schnee, Nebel oder Dunkelheit.“

Auftrag der Politik

Aus der Politik kam der Antrag, sämtliche Fahrzeuge der Stadtverwaltung Aachen mit einem System nachzurüsten, welches Unfälle nach diesem Muster sicher verhindert. Die Umrüstung läuft nun seit einigen Wochen in der Werkstatt auf der Hüls. Bereits vor dem politischen Antrag beschäftigte sich das Team Technik der Berufsfeuerwehr mit dem Thema. Zwar wurde öffentlich schon seit längerem darüber diskutiert, gleichwohl gab es seitens des Gesetzgebers nur sehr unscharf formulierte Anforderungen an etwaige Systeme. Die Aachener Akteur*innen tauschten sich so über Fachgremien mit anderen Feuerwehren und Fuhrparkbetreibern aus, sammelten Informationen und Best-Practise-Beispiele und bereiteten diese auf. Ein erster technischer „Feldversuch“ wurde 2019 gestartet. Einige Löschfahrzeuge von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr erhielten sogenannten Weitwinkel-Kamerasysteme. Nach einer mehrmonatigen Testphase musste dieses System jedoch als nicht praxistauglich und zielführend bewertet werden. Gleichzeitig hatte der Gesetzgeber zwischenzeitlich eine Nachrüstpflicht für alle Neufahrzeuge ab dem 1. Juli 2022 erlassen, die mehr als 3,5 Tonnen wiegen. Seitdem sind auch die gesetzlich vorgeschriebenen technischen Parameter bekannt. Kompakt zusammengefasst: eine Sensorik ist erforderlich, ein Kamerabild optional möglich.

Die ersten 80 Fahrzeuge sind ausgerüstet

Eine weitere Testreihe mit zwei Systemen wurde ab Januar 2020 in zwei Fahrschulfahrzeugen der Feuerwehr vorgenommen. Beide Systeme sind vom ADAC als sehr gut bis gut bewertet worden. Beim eigenen Test wurde unter Berücksichtigung der Expertise der Aachener Fahrlehrer vor allem ein vergleichbarer Rahmen (gleiche Fahrzeugtypen) geschaffen, der ergänzt durch hohe Kilometerfahrleistung und unter Aufsicht geschulter Lehrkräfte ein valides Ergebnis in Aussicht stellte. Für das als bestes bewertete System der Firma MEKRAtronics aus dem mittelfränkischen Ergersheim wurde dann in einem gemeinsamen Vergabeverfahren von Feuerwehr und Stadtbetrieb ein Einbaupartner gefunden. Dieser rüstet seit wenigen Tagen in den Werkstätten von Feuerwehr und Stadtbetrieb die Fahrzeuge aus. Bislang sind bereits rund 80 Fahrzeuge der Stadt Aachen ausgerüstet. Der vollständige Einbau wird voraussichtlich zum Jahresende abgeschlossen sein. Die Kosten für jedes System betragen rund 2600 Euro. Der Bund hat dabei dem Antrag der Stadt Aachen entsprochen und stellt hierfür anteilige Fördermittel zur Verfügung.