Kategorien
News

„Die wir liebten“, musikalische Lesung mit Willi Achten und Heribert Leuchter in Simmerath

Simmerath – Nach langer Zwangspause wagten die Gemeindebücherei Simmerath und die Freunde fürs Lesen eine erste Veranstaltung für Erwachsene, und zwar die musikalische Lesung „Die wir liebten“ mit Willi Achten und Heribert Leuchter.
Nachdem bei der Planung leise Zweifel daran bestanden, ob das Angebot auf mutigen Zuspruch stoßen würde, wurden diese schon nach den ersten Ankündigungen zerstreut. Eine freudige und erleichterte Erwartung, „dass es endlich wieder losgeht“, war schließlich in der ausgebuchten Bücherei zu spüren.

Diese wurde durch den spannenden und berührenden Vortrag der beiden Künstler Willi Achten und Heribert Leuchter mehr als erfüllt. Willi Achtens Buch „Die wir liebten“ blickt auf eine nähere Vergangenheit, die 70er Jahre, zurück, auf eine Vergangenheit, die immer noch geprägt war von Erziehungsmethoden, die wir seit
dem Nationalsozialismus eigentlich längst überholt glaubten.

Die Brüder Edgar und Roman wachsen zunächst im Verbund ihrer Großfamilie in einem Dorf am Niederrhein auf. Die Jungs führen ein freies und dennoch behütetes Leben. Als sich jedoch die Eltern trennen, verlieren sie den Boden unter den Füßen und schlagen über die Stränge. Plötzlich steht das Jugendamt vor der Tür und bringt
die Geschwister in den „Gnadenhof“, ein berüchtigtes Heim, das in der Nazizeit stehen geblieben zu sein scheint.

Wer Willi Achtens Bücher kennt, auch seine Lyrik, ist immer wieder berührt von seiner poetischen Sprache, seinem feinen Stil. So auch in diesem Buch. Unter den grauen Wolken eines drohenden Unheils gelingt es dem Autor, dennoch das grüne Band einer heilen Welt des Familienzusammenhalts und der Bruderliebe auszubreiten. Seine eindringlichen, eher leisen Texte verlangen geradezu nach einem ebensolchen musikalischen Gegenpart. Diesen hat er kongenial in Heribert Leuchter gefunden, dem renommierten Aachener Saxophonisten und Musikproduzenten. Seine Komposition zum Buch trägt den Titel „Früher war alles schlimmer“. „Er unterstrich die bewegenden Textpassagen so intensiv, dass das Gehörte Zeit fand, sich zu ordnen“, so eine Stimme aus dem Publikum.

Am Ende gab es lang anhaltenden Applaus, sowohl für den stimmigen und beeindruckenden Vortrag, als auch für den Einsatz der Freunde fürs Lesen bez. der praktischen und organisatorischen Unterstützung sowie der Finanzierung dieser Veranstaltung.