Schleiden/Kall – Interview mit Andre Zalbertus, geboren 1960 in Düsseldorf, Studium Germanistik und Geschichte, Absolvent Deutsche Journalistenschule München, RTL-Auslandskorrespondent, 2x Bayerischer Fernsehpreis, Berater, Unternehmer, Digital-Experte und Nordeifel-Fan.
Frage:
Hallo Andre! Was mir spontan so einfällt, wenn ich Dich hier sehe und mich über Deine Anwesenheit freue, das ist der Spruch: Du hier in der Nordeifel und nicht in Hollywood….. Normalerweise düst Du in der Welt herum, um zu berichten und Ideen auf den Weg zu bringen. Doch vor wenigen Wochen hast Du Dich entschieden, zwecks Berichterstattung in die Nordeifel zu kommen, warum?
Andre Zalbertus.
„Mir fiel auf, dass sehr viel über die Folgen der Flut aus dem Ahrtal berichtet wird, was ja auch gut ist. Aber ich dachte mir dann: Ich richte den Scheinwerfer auch mal auf die Nordeifel hier in NRW.“
Frage:
Ja, auch die Nordeifel, etwa das Schleidener Tal und Kall, hat die Flut mächtig getroffen, und das bringt Deine Berichterstattung auf Deinem Kanal ‚Andre Zalbertus‘ bei Facebook nun auch hervorragend rüber. Dein Live-Stream von der Trauerfeier für die Flutopfer auf dem Marienplatz in Gemünd hat nun fast 100.000 Aufrufe. Hast Du mit einer derartigen Resonanz gerechnet?
Andre Zalbertus:
„Mir ist eine ehrliche und authentische Berichterstattung wichtig, deshalb mache ich fast alles immer live. Das ist so meine ‚künstlerische’ Form und die kommt offenbar gut an. Ich möchte die Herzen der Menschen erreichen und das scheint zu gelingen…“
Hast Du vor, die Berichterstattung noch einige Zeit fortzuführen, quasi gekommen, um zu bleiben?
Andre Zalbertus:
„Die Langzeitbeobachtung der Folgen der Flutkatastrophe ist mir ein echte Herzensangelegenheit. Dabei fühle ich mich eher als Kreativer, vielleicht könnte man auch sagen als Künstler und weniger als ein Journalist. Smartphone und Mikrofon sind mein Pinsel und die Leinwand. Außerdem mag ich die grandiose Natur hier in der Nordeifel. Ich war als Kind oft hier, insofern ist es für mich auch ein Stück Rückkehr in die Heimat, zurück zu den Wurzeln meiner Kindheit und Jugend. Das tut mir gut.“
Frage:
An Dir kann niemand vorbei, ohne auf Medien zu sprechen zu kommen. Bereits vor mehr als zehn Jahren hast Du Videos als das Medium der Zukunft gesehen, gerade durch Social Media ist genau dies eingetroffen. Was sagst Du zum immer noch anhaltenden Umbruch im Mediengeschäft und wie siehst Du die nahe Zukunft?
Andre Zalbertus:
„Fast jeder von uns spürt den Fortgang des Umbruchs. Jede Mediengattung sucht ihren Weg in die Zukunft und die dazugehörigen Geschäftsmodelle. Ich sag’s mal so: Wir sind in der zweiten Halbzeit der digitalen Revolution und das Spiel wird immer schneller. Ich bin sehr froh, bei diesem einzigartigen Stück Industriegeschichte Zeitzeuge sein zu dürfen.“
Frage:
Du hegst schon länger Pläne in Sachen Grillen und BBQ, und vielleicht ist ausgerechnet die manchmal etwas eigenwillige Eifel ein hervorragendes Pflaster für Deine Pläne, diese umzusetzen, magst Du davon erzählen?
Andre Zalbertus:
„Grillen und BBQ sind meine Passion seit ich als Jugendlicher bei den Pfadfindern war und für mich stand immer fest: Irgendwann bringe ich Beruf und Passion zusammen. Ich habe die letzten Jahre weltweit nach einem Ort gesucht für das erste BBQ- und Grill-Museum. Ich konnte kaum glauben, dass es das noch nicht gibt. Schließlich stellte ich fest: Die Nordeifel ist die richtige Region. Rau und herzlich, wunderbare Outdoor-Möglichkeiten und trotzdem ein unmittelbares Einzugsgebiet von mehr als 20 Millionen Menschen. Ich spürte: Ich bin angekommen!“
Frage:
Neues Denken – im Mediengeschäft und in der Kommunikation, in Energiefragen, in der Architektur, in der Beziehung zwischen Natur und Mensch – da spielt das Feuer eine große Rolle. Menschen am Feuer, seit Tausenden von Jahren ein Ort der Kommunikation. Feuer bringt Wärme und Geborgenheit. Stellen wir uns vor, wir sitzen an einem verschneiten Wintertag am Fuße des Nationalparks Eifel auf dem fantastischen Gemünder Wohnmobilhafen am Feuer, grillen und philosophieren über Gott und die Welt. Irgendwie hatte ich in den vergangenen Jahren das Gefühl, mit Deutschland ging es kräftig bergab. Wie könnte es in diesem Land – und nach der Bundestagswahl – nun weitergehen?
Andre Zalbertus:
„Eigentlich war ich mit Blick auf Deutschland ein wenig desillusioniert und dann kam diese schreckliche Flutkatastrophe – mit all´ dem menschlichen Leid, ich war zutiefst schockiert. Ich fragte mich wie sollen die Menschen in der Eifel das schaffen und dann kam diese riesige Welle der Hilfsbereitschaft, von der ich nie geglaubt hätte, dass es so etwas in Deutschland gibt. Viele tausend Helfer, Landwirte und Handwerker aus ganz Deutschland strömten spontan ins Ahrtal und in die Nordeifel. Dort entstand ein neues wunderbares Zusammengehörigkeitsgefühl. Diese Hilfsbereitschaft aus allen Schichten der Gesellschaft hat mich überwältigt. Mit unserer neuen täglichen Live-BBQ- und Grill-Sendung am ‚Feuer‘ (ab 2. November) möchte ich in der Nordeifel einen zusätzlichen neuen Ort der Begegnung für alle Menschen schaffen. Und ein Stück ‚Gemütlichkeit‘, ganz bewusst im Winter draußen. Und dabei entwickeln wir dann zusammen mit Experten den Standort des neuen analogen und digitalen Museums. So entstehen in der Region Nordeifel neue Arbeitsplätze und es kommen Besucher aus der ganzen Welt.“
Frage: Ist Dir noch etwas wichtig, was Du auf diesem Weg weitergeben möchtest?
Andre Zalbertus:
„Ich bin davon überzeugt , dass Nordeifel und Ahrtal eine riesige Chance haben, nach der schrecklichen Flutkatastrophe in neuem Glanz zu erstrahlen. Diese Geschichte möchte ich als ‚Videokünstler’ erzählen und mit dem weltweit ersten BBQ-Museum einen Beitrag dazu leisten. Darauf freue ich mich!“
Ganz herzlichen Dank an Andre Zalbertus für dieses Interview und weiterhin viel Erfolg bei der Berichterstattung und der Umsetzung Deiner Ideen! (Von Gudrun Klinkhammer).