Dernau/Ahrtal – Seit Esther Braun-Kinnen, ausgebildete Seelsorgerin im Bistum Trier, in Dernau im Ahrtal eingesetzt ist, geht sie immer eine bestimmte Route: Startpunkt ist die Pfarrkirche St. Johannes Apostel. Gegenüber am Pfarrbegegnungszentrum hat das THW einen Stützpunkt eingerichtet. Hier trifft sie auch die örtliche Gemeindereferentin Martina Gilles.
Martina Gilles wohnt in Mayschoß und ihr Haus wurde von den Wassermassen stark beschädigt, ist mit Öl kontaminiert und wird nun bis auf die Grundmauern zurückgebaut. Ein Schicksal, das sie mit vielen teilt. Trotzdem ist sie täglich in den Gemeinden Dernau, Rech und in ihrem Wohnort als Seelsorgerin im Einsatz. „Ich führe mit den Menschen intensive Gespräche“, sagt sie. Es sei ein Vorteil, dass viele sie hier kennen. „Sie haben einen hohen Gesprächsbedarf“, lautet ihr Eindruck. Fünf Wochen sind nach der Flutkatastrophe in Teilen der Eifel und im Ahrtal vergangen. „Ich schaue, was die Menschen brauchen“. Dafür gehe sie einfach durch die Straßen, mache sich auf den Weg. Aufsuchende Seelsorge heißt das in der Fachsprache.
Die zwei Frauen klären kurz ihre Dienste und Aufgaben in den nächsten Tagen. Soll es eine kleine Andacht in der Kirche geben und wenn ja wie und von wem soll diese gestaltet werden?
Gleich darauf sprechen sie mit den Kameraden des THW. „Die Gespräche mit den Hilfskräften sind wichtig für die Vernetzung, denn sie haben einen guten Überblick“, erklärt Esther Braun-Kinnen. Die Gruppe kommt aus Schwalmstadt in der Nähe von Marburg und ist zum Dritten Mal für eine Woche hier. Das Netzwerken ist ein wichtiger Teil der Arbeit der Seelsorgerinnen und Seelsorger. In der Regel sind sie in Tandems unterwegs: Örtliches Personal und Mitarbeitende, die sich aus dem gesamten Bistum freiwillig für den Einsatz in dem Katastrophengebiet gemeldet haben.
Nicht nur für die Einwohnerinnen und Einwohner haben sie ein offenes Ohr und Zeit. „Gerade jüngere Helferinnen und Helfer wie auch Einsatzkräfte sind von der Situation überfordert. Manche können die Geschichten, die sie von Augenzeugen berichtet bekommen, schwer ertragen“, weiß Martina Gilles.