Kall – Das frische renovierte Bürgerhaus in der Ortsmitte musste nach dem schweren Hochwasser abgerissen werden – Bürgerverein-Vorsitzender Heinz Esser: „Ich könnte heulen“. Der strömende Regen war Symbol für die schlimmen Folgen des Jahrtausend-Hochwassers. „Für Sötenich ist das ein schlimmer Tag; ich könnte heulen“, klagte Heinz Esser, der Vorsitzende des Bürgervereins Sötenich, als der Greifer des Baggers die Wände und das Dach des Bürgerhauses einriss, das durch die verhängnisvolle Flut in der Nacht zum 15. Juli total beschädigt wurde.

Auf den Tag genau vier Wochen nach dem Hochwasser wurde das Gebäude abgerissen. Für den Ort Sötenich, so die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Birgit Drewes, verschwindet mit dem Abriss des Hauses ein wichtiger Mittelpunkt des Sötenicher Vereinslebens.

Mit Schrecken denken Heinz Esser und Birgit Drewes an die verhängnisvolle Nacht Mitte Juli zurück. Die Flut habe einen Teil des Gebäudes nieder gerissen. Ganze Wände seien verschoben worden und die komplette Einrichtung zerstört worden. Zwei Meter hoch habe das Wasser im Bürgerhaus gestanden.
Dabei hatte der Bürgerverein, der die Halle mit beispielhafter Unterstützung der Sötenicher Vereine vor 24 Jahren erbaut hatte, die Zeit von Corona genutzt, um das Gebäude mit einem großen Aufwand renoviert. Ein neuer Fußboden, eine neue Heizungsanlage inklusive neuer Fußbodenheizung, eine komplett neue Elektro-Installation und eine neue Farbgestaltung seien gerade erst vollendet gewesen.
Besonders schlimm sei der Verlust einer neuen mobilen Bühne, die erst einen Tag vor dem Hochwasser angeliefert worden sei. Zwar habe der Verein für die 80.000 Euro teure Sanierung des Bürgerhauses Fördermittel bekommen. Einen Eigenanteil von 10.000 Euro sowie 700 Arbeitsstunden habe der Verein selbst investiert.
Drei Tage nach dem Abriss von Sötenichs guter Stube am 18. August hätte nach der Corona-Pandemie mit einer Hochzeit die erste Veranstaltung im frisch renovierten Haus stattfinden sollen. Da man auch schon in der Vergangenheit mit dem Theaterverein Rinnen als Betreiber des dortigen Bürgerhauses zusammengearbeitet und sich gegenseitig geholfen habe, finde diese Hochzeit nun im Bürgerhaus des Nachbarortes statt, berichtet Heinz Esser.
Für den Ort Sötenich verschwindet mit dem Bürgerhaus ein Domizil, das von fast allen Vereinen des Ortes genutzt wurde. Ein Neubau rückt für den Bürgerverein wahrscheinlich in weite Ferne, vor allem nicht mehr an gleicher Stelle. „Man müsse überlegen, ob vielleicht die Sötenicher Vereine etwas gemeinsam machen“, sinnierte Heinz Esser, zumal der Sportverein auch an den Bau eines neuen Sportlerheimes denke.
Auch für den Karnevalsverein bedeutet das zukünftige Fehlen des Bürgerhauses ein großer Verlust. Bei den Karnevalisten denkt man darüber nach, mit dem Kaller Verein „Löstige Bröder“ gemeinsam in ein Festzelt auszuweichen, falls auch dort die vom Hochwasser stark beschädigte Bürgerhalle für die Karnevalsveranstaltungen nicht genutzt werden könne.
Eine besondere Symbolik hatte die Geste von Essers Frau Dorle, die mit ihrer Tochter Andrea Kaffee und Brötchen zur Abrissstelle brachte. Am letzten heilgebliebenen Tisch bat sie den Baggerfahrer und den Bürgervereins-Vorstand sowie einige Zaungäste zur letzten Tasse Kaffee im Bürgerhaus. Als das Bürgerhaus damals unter der Regie des damaligen Vorsitzenden Karl Bach gebaut wurde, habe Bachs Schwester Magdalena Paulus, so Heinz Esser, die freiwilligen Helfer damals stets mit Kaffee und Brötchen versorgt.
„Der alte Vorsitzende des Vereins hat das Bürgerhaus gebaut, und der neue Vorsitzende muss es nun abreißen lassen“, umschrieb Bachs Nachfolger Heinz Esser die Tragik des Geschehens für den Verein.