Aachen – Fünf Wochen Buddel-Spaß für Groß und Klein gehen zu Ende: Ab dem 16. August wird der Archimedische Sandkasten 2021 abgebaut. Beim vertical farming in der Archimedischen Werkstatt lernten Kinder, wie man in die Höhe pflanzt. Viele unterschiedliche Player machen das Projekt im mittlerweile sechsten Jahr zu einem großen Erfolg.
Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Wie passend, dass am letzten Wochenende des Archimedischen Sandkastens noch einmal die Sonne vom Himmel strahlt. Vom 10. Juli bis zum 15. August stand dann Aachens größte Sandkiste auf dem Katschhof, direkt zwischen Dom und Rathaus.
Aachen ist eine familienfreundliche Wissenschaftsstadt

Das freut besonders Sibylle Keupen, Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen, die aus ihrem Büro den besten Blick auf den riesigen Sandkasten werfen durfte.
Ihr Bezug zum Projekt ist ein ganz besonderer: Bevor sie im November Oberbürgermeisterin für Aachen wurde, war sie Leiterin der Bleiberger Fabrik, die von Beginn an die Archimedische Werkstatt im Auftrag des städtischen Fachbereichs Kinder, Jugend und Schule künstlerisch bespielte.
Es ist also kein Geheimnis: „Das hier ist mein Herzensprojekt – von Anfang an gewesen“ so Keupen. „Was die Kinder hier schaffen, ist das Symbol der Stadt von morgen – interaktiv, kommunikativ, ein tolles Miteinander.“
Die Leitung der Bleiberger Fabrik liegt inzwischen bei Birgit Frank, die gemeinsam mit ihrem Team drei Wochen lang das städtische Ferienspiel-Angebot am Sandkasten gestaltet und im wahrsten Sinne das Projekt zum Erblühen gebracht hat; dieses Jahr stand die Archimedische Werkstatt nämlich unter dem Motto vertical farming.
Die 3 Bs – Begrünen, Bewässern, Beschatten
Kids zwischen 10 und 16 Jahren haben sich intensiv mit den 3Bs auseinandergesetzt: Begrünen, Bewässern, Beschatten. Herausgekommen ist ein für alle begehbares „Diamanten-Dorf“ aus bunten Holzlatten und Wänden aus Natur-Materialien. Eifrig haben die Kinder die Diamanten mit Salat, Kräutern und Blumen bestückt und per Plane vor Regen und Sonneneinstrahlung beschützt. Nicht zu vergessen das ausgeklügelte System aus Schläuchen, Trichtern und Co., mit deren Hilfe systematisch bewässert werden konnte.
„Ein bisschen mehr Sonne hätte den Pflanzen allerdings gutgetan, dann wäre es hier noch grüner und üppiger“, resümiert Birgit Frank. „Aber für eine Salatbar hat es dann doch gereicht. Hier dürfen die Kinder gleich ernten und verkosten.“ Das Ergebnis ist nicht nur total lecker, sondern hat auch „mega Spaß gemacht“, findet Emilia, 10 Jahre jung. Sie durfte in der Archimedischen Werkstatt zum ersten Mal selber bauen und bohren, erzählt sie stolz.
Birgit Frank ist froh, dass die Organisation der städtischen Ferienspiele wieder so reibungslos geklappt hat, obwohl es in diesem Corona-Jahr so einiges an Hygienemaßnahmen zu beachten galt. „Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb waren alle drei Ferienwochen ausgebucht – sogar mit Warteliste!“.
Kein Sandkasten ohne Partnerschaft
Großzügig unterstützt wurde das Projekt auch in diesem Jahr von der Stawag: Das große Sonnensegel, das im Sandkasten aufgebaut war, sorgte für kühle Köpfe bei Sonnenschein – „und leider auch so manches Mal als Regenschutz“, schmunzelt Eva Wußing von der Stawag. Sei´s drum, willkommen war das Segel allemal.
Und es gibt noch eine Überraschung: Am Freitagmorgen (13. August) werden kleine Stawag-Enten aus Gummi im Sand vergraben. Vorschriftsmäßig tragen die natürlich eine Maske – wer sie ausbuddelt, darf sie behalten. Also, an die Schaufeln, fertig los!
Treuer Sponsor der Archimedischen Werkstatt ist ebenfalls von Beginn an Deubner Baumaschinen. Container, Bauzäune und Co. liefert Geschäftsführer Rolf Deubner inzwischen wie selbstverständlich: „Baumaschinen und kleine werkelnde Archimeden – das passt einfach gut zusammen.“ Als Aachener fühlt er sich eng mit dem Projekt verbunden und unterstützt es deswegen so gerne.
Gelebte Wissenschaft
Ein besonderer Dank geht dieses Jahr auch an das Fraunhofer IME, das mit Rat und Tat zur Seite stand. Dort beschäftigt man sich schon lange mit der großen Frage der Ernährung der Menschheit. Vertical farming ist hier eine mögliche Option, weil man wenig Platz benötigt und viele Lebensmittel leicht in der Vertikalen kultivierbar sind. Salat zum Beispiel wächst besonders schnell und gut – das haben die Künstler*innen der Bleiberger Fabrik bei einer Exkursion ins IME am Campus gelernt. So lag es auf der Hand, das gesellschaftlich relevante und zugleich trendige Motto für die Werkstatt auszuwählen.
Während sich Mini-Architekt*innen im Sandkasten beim Burgen bauen austoben, dürfen Kinder und Jugendliche in den Ferienspielen zu kreativen Ingenieur*innen werden. Dass es hier um gelebte Wissenschaft geht, verrät schon der Name: Der Archimedische Sandkasten ist ein Projekt des Future Lab Aachen und geht auf Archimedes, den Vater der Ingenieurkunst zurück.
Unter der Dachmarke des Future Lab sind seit 2016 die Stadt und ihre vier Hochschulen vereint, um Wissenschaft sichtbar zu machen. An einem so prominenten Platz gilt das wohl als erfüllt.
Nachhaltigkeit & Teamwork
Noch das ganze Wochenende lang darf in Liegestühlen das gute Wetter genossen und gewerkelt werden, bis dann am Montag die Bleiberger Fabrik anrückt, um ihr vertical farming-Objekt abzubauen, einzulagern und später wiederzuverwenden. Viele Objekte gehen zum Beispiel an ehrenamtliche Helfer*innen und Gemeinschaftsgärten, also in pflegende Hände.
Nachdem der Aachener Stadtbetrieb zu Beginn der Sommerferien aus 160 laufenden Metern Fichtenbalken, 200 Schlossschrauben, wasserdurchlässigem Flies und 150 Tonnen Sand dieses Highlight des Aachener Sommers aufgebaut hat, es täglich gepflegt und gereinigt hat, wird der Kasten am Dienstag, den 17. August wieder abgebaut.
„Der feine Spielsand wird übrigens auch wiederverwertet – erst gesäubert und dann in die übrigen Sandkisten der Stadt geschüttet. Alles total nachhaltig eben“, so Projektleiterin Elena Reinders vom Stadtmarketing. „Es ist immer schön zu sehen, wie bei solchen Projekten die Zahnräder ineinandergreifen. Ohne das Engagement der städtischen Kolleg*innen, die bestehenden Kooperationen, die Zusammenarbeit mit der Bleiberger Fabrik und Sponsor*innen wäre all das nicht möglich.“