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Bürgerschafts-Hilfe ausgezahlt – Jülicher Bevölkerung spendet vom Hochwasser betroffenen Menschen

Jülich – Vor knapp vier Wochen hat das Hochwasser die Stadt zwar nicht mit der befürchteten vollen Wucht getroffen, jedoch bei vielen rurnahen Haushalten haben die immer noch immensen Überschwemmungen private Katastrophenfälle ausgelöst. Über 50 von ihnen konnte nun dank Spendengeldern ein wenig geholfen werden.

„Wir sind beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Menschen, die sich gegenseitig solidarisch unterstützen bei der Bewältigung der Folgen dieser Katastrophe“, so Martin Schulz als stellvertretender Bürgermeister.  Mit ihm als Kopf einer Jury und gemeinsam mit Dezernentin Doris Vogel, Krisenstab, Steueramt und Hotline wurde nun beraten und entschieden, wie die Spendengelder sinnvoll und gerecht auf die Antragsteller aufgeteilt werden.

Insgesamt sind in den vergangenen Wochen fast 130.000 Euro an Spendengeldern auf das Konto der Stadt Jülich eingegangen. Parallel wurde über den Zeitraum von zehn Tagen 55 Anträge von Betroffenen eingereicht. „Natürlich hätten wir bis zur Auszahlung noch länger sammeln und Anträge entgegennehmen können, aber der Sinn der Aktion war es, schnell Hilfe zu leisten“, so Doris Vogel.

Insgesamt sind rund 300 Einzahlungen mit dem Stichwort „Hochwasserhilfe“ auf das Konto der Stadt eingegangen. Darunter war ein anonym bleiben wollender Einzelspender, der 50.000 Euro spendete. Das Unternehmen Eppendorf, das seinen Hauptsitz in Hamburg, aber auch einen Standort in Jülich hat, spendete 25.000 Euro. „Mit Bestürzung haben wir von den Unwetterschäden in Jülich erfahren. Obwohl der Eppendorf Konzern seinen Hauptsitz in Hamburg hat, ist unser Unternehmen über unser Tochterunternehmen, die DASGIP GmbH, in Jülich mit den dort lebenden Menschen verbunden. … Daher wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen und zur Hochwasserhilfe in Jülich beitragen.“, so Dr. Axel Jahns, Vice President Corporate Citizenship & Governmental Affairs des Konzerns. Auch lokale Unternehmen halfen fleißig mit. „Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit zu helfen, wenn ich es kann“, so Ingo Geuenich, der als Geschäftsmann und Bürger von Jülich 750 Euro überwies.

Die Werbegemeinschaft Jülich stellte in ihren Mitgliedsgeschäften ebenso Sammeldosen auf wie auch Bücherei, der Kulturbahnhof und der REWE-Markt im besonders betroffenen Heckfeld. „Bei uns kommen nicht nur Menschen einkaufen, die betroffen sind, sondern auch ganz viele, die die Katastrophe dicht vor Augen hatten und in ihrer Dankbarkeit über das Glück, verschont geblieben zu sein, gerne spenden – nicht nur das Wechselgeld, sondern es wurde Schein um Schein in den Schlitz der Sammeldosen gesteckt“, so Marktleiter Franz-Josef Strick.

„Es waren mit den Sammeleinzahlungen aus den Spendendosen knapp 300 einzelne Überweisungen auf das Konto der Stadt, die es auf diese Gesamtsumme gebracht haben, aber die Zahl all der Menschen, die in der ganzen Stadt in den Sammeldosen mit so vielen Geldbeträgen mit dazu beigetragen haben, ist natürlich um ein Vielfaches höher“, zieht Martin Schulz das beeindruckende Fazit.

Nach der Sichtung aller 55 eingegangenen Anträge wurden diese in unterschiedliche Schadenklassen eingeteilt und dabei die Relation der Spendensumme am Gesamtschaden ebenso beachtet wie die persönlichen Verhältnisse der Betroffenen. Der Hausbesitzer mit einer durch das Hochwasser zerstörten Heizung hat einen hohen Sachschaden erlitten, aber keinen Totalschaden wie der Mieter einer kleinen Kellerwohnung, der seine gesamte Habe verloren hat. Für die verwitwete Rentnerin ist der Verlust der Waschmaschine eine größere finanzielle Belastung als für die Familie mit gutem Verdienst. „Alle Anträge haben ihre Berechtigung und wurden bei der Verteilung berücksichtigt, so dass keiner ohne Hilfe bleibt. Hinter jedem der Anträge steckt ein bedauerliches Einzelschicksal. Die Not der vielen Menschen hat uns berührt und wir haben uns bemüht, möglichst verantwortungsvoll im Sinne der Spender zu verteilen“, so Dezernentin Doris Vogel.

Groß war die Freude auch über das Angebot einer Firma aus Bochum, die zwei betroffene Familien mit zerstörten Heizungen mit dem kostenlosen Einbau einer gestifteten Gasheizung unterstützen möchte. Von caritativen Vereinigungen gingen parallel weitere Hilfsangebot ein, die nicht eine konkrete Summe spenden, sondern projektbezogen helfen möchten. Deren Hilfe soll nun an die betroffenen Vereine vermittelt werden, die bei der Spendenausschüttung an die Bürgerschaft nicht bedacht werden konnten. Auch die „Crowdfounding“-Plattform der Stadtwerke Jülich GmbH und Unterstützung von überregionalen Verbänden eröffnen Angebote, die den einzelnen Bürgerinnen und Bürgern nicht zur Verfügung stehen.

„Wir wissen, dass die Spendengelder aus der Bürgerschaft und auch die Soforthilfe des Landes NRW nicht ausreichen, um alle Schäden zu ersetzen, aber sie sind ein Zeichen, dass die Solidarität unter den Menschen – die nicht in Geld aufzuwiegen ist – sicherlich eine genauso große und willkommene Hilfe ist“, so Martin Schulz.

In dieser Woche sollen die Spendengelder an die Betroffenen überwiesen werden. Die Sammeldosen stehen an einigen Stellen immer noch und auch auf das Konto der Stadt können weiterhin Spenden eingezahlt werden, was die Möglichkeit eröffnet, den einen oder anderen verspätet aufgetretenen Spendenantrag noch zu bedenken.