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„Keine Angst, sie werden mich nicht töten“

Mechernich – Pfarrer Dr. Innocent Dim (70) kehrt nach vier Jahren Seelsorge am Mechernicher Bleiberg in seine nigerianische Heimat zurück – Bewegender Abschied auf dem Kirchenvorplatz mit Kirchenchor und Familienmesskreis.

In einem emotionalen und dennoch fröhlichen Open-Air-Gottesdienst verabschiedete die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) St. Barbara Mechernich am Sonntag Pfarrer Dr. Innocent Dim (70). Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

In einem emotionalen und dennoch fröhlichen Open-Air-Gottesdienst verabschiedete die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) St. Barbara Mechernich am Sonntag Pfarrer Dr. Innocent Dim (70). Der Nigerianer hatte vier Jahre lang als katholischer Priester in den Kirchengemeinden am Mechernicher Bleiberg gewirkt – und kehrt nun Ende Juli in sein Heimatland zurück.

Einstweilen muss sich der künftige Rinderfarmer Innocent Dim (l.) mit einem Holzmodell begnügen, das Gerda Schilles und Erik Pühringer im Namen der Gemeinschaft der Gemeinden überreichten. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Ich habe keine Angst, in meine Heimat zurückzukehren, Jesus ist bei mir. Sie werden mich nicht töten“, sagte der lebensfrohe Geistliche mehrfach in seiner Predigt. Seit Jahren terrorisieren radikalislamistische Gruppierungen wie Boko Haram die Menschen in Nigeria. Sie sind für die Vertreibung von mehr als zwei Millionen im bevölkerungsreichsten Land Afrikas verantwortlich. Besonders stark betroffenen sind der Nordosten des Landes und die Grenzregion des Tschad.

Die Gemeindemitglieder haben bereits seit einigen Wochen für den Abschied Dr. Innocent Dims gesammelt, damit er zu Hause einige Rinder für eine kleine Farm anschaffen kann, die ihm und seiner Familie wirtschaftliche Sicherheit für die Zukunft geben soll. „Außerdem könnte ich noch gut ein größeres Stromaggregat brauchen“, verriet der sympathische Gottesmann.

Auf Wiedersehen in Igbo

Dr. Dim zu Ehren sang der unter dem neuen Kirchenmusiker Erik Arndt erstmals öffentlich auftretende Kirchenchor St. Cäcilia. Die Kinder des Familienmesskreises um Agnes Peters brachten beste Wünsche in Igbo dar, Innocent Dims Muttersprache.

Die Igbo, veraltet Ibo, sind eine afrikanische Ethnie von über 30 Millionen Menschen in Nigeria, die vor allem im von Savanne unterbrochenen tropischen Regenwald östlich des Niger-Unterlaufs lebt. Die meisten Igbo sind Christen und haben zunehmend Probleme in dem weitgehend islamischen Vielvölkerstaat Nigeria.

Zum Abschied bezeichnete der wesentlich jünger wirkende 70-jährige Gottesmann Pfarrer Erik Pühringer als seinen geradezu „leiblichen Bruder“. Der Mechernicher Hirte habe nicht nur für ihn gesorgt, sondern manchmal auch gedacht und geredet. Seine in Deutsch abgefassten Predigten habe Helmut Mehren stets sprachlich aufgepeppt, wofür er herzlich dankbar sei.

Dr. Innocent Dim hatte im belgischen Leuven Theologie studiert – und schließlich in Bochum bei dem bekannten Fundamentaltheologen Prof. Dr. Hermann-Josef Pottmeyer promoviert – allerdings in Englisch. Gerne wäre er noch etwas in Mechernich geblieben, verriet Innocent Dim, schon alleine, um seine Deutschkenntnisse zu perfektionieren. Doch mit Vollendung des 70. Lebensjahres gebe es keine Arbeitserlaubnis für ihn mehr im Land der Dichter und Denker.

Pfarrer Erik Pühringer sagte zu Dr. Dims Fortgang: „In den vier Jahren hat Innocent viele bunte Farbtupfer in das Leben unserer Gemeinden gebracht. Mit Begeisterung sowie mancher Überraschung feierte er mit uns die Gottesdienste und verkündete die frohe Botschaft, mal in Deutsch, mal auch in Ibo, gesprochen und gesungen.“

Freude, die ansteckt

Letzteres tat der nigerianische Priester auch bei seinem Abschiedsgottesdienst – sowohl in der liturgischen Eröffnung der Messe, als auch bei der Eucharistiefeier sang Pfarrer Dim in seiner Muttersprache. Egal, in welcher Sprache er gerade unterwegs war, so Pfarrer Pühringer: „Immer strahlt er große Freude aus, die ansteckt.“

In den vier Jahren, die Pfarrer Dim am Bleiberg wirkte, ist sein Heimatbistum geteilt worden – er stellt sich nach seiner Rückkehr in den Dienst eines neuen Bischofs, den er noch nicht persönlich treffen konnte.

Pfarrer Pühringer: „Für die vielen schönen und freudigen Momente, die er uns in den vier Jahren geschenkt hat, sage ich ihm ganz herzlich »Vergelts Gott«. Gleichzeitig wünsche ich ihm noch viele Jahre in Gesundheit und Freude in seinem neuen Bistum in den vielfältigsten Aufgabenfeldern, in denen er dort segensreich tätig sein wird. Und vielleicht hören wir ja hin und wieder etwas von ihm aus Nigeria.“

Dr. Innocent Dim sagte in Gesprächen nach dem Gottesdienst, zu denen die Pfarre auf den Kirchvorplatz eingeladen hatte, nach Möglichkeit wolle er Mechernich bereits im kommenden Jahr wieder besuchen.