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70 Pflegekräfte aus dem Ausland mit großem Einsatz erfolgreich integriert

Region/Bad Ems/Osnabrück – Es ist eine Erfolgsgeschichte zum Nutzen aller Beteiligten: An insgesamt sechs Standorten haben die Paracelsus-Kliniken in den vergangenen drei Jahren ihre Teams durch rund 70 Pflegekräfte aus dem Ausland verstärkt – Tendenz: steigend. Dazu gehörten im Jahr 2019 und 2020 als erste 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Balkan-Region – überwiegend aus Serbien, Mazedonien und Montenegro. Gleichzeitig erreichte bis zum Frühjahr 2021 ein großer Teil von insgesamt 48 philippinischen Kolleginnen und Kollegen die Kliniken. Bewerbungen aus Brasilien, Mexiko, Sri Lanka und Argentinien sind in Osnabrück eingetroffen. Sogar Mitarbeiter aus Ägypten werden in diesem Jahr erwartet. „Wir sind mit unserer Personalakquise im Ausland sehr zufrieden“, erklärt dazu Dr. med. Dr. jur. Martin F. Siebert, Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) von Paracelsus. „Gerade im vergangenen Jahr unter dem Vorzeichen der Pandemie waren wir für jede Fachkraft dankbar, die wir gewinnen konnten.“ Gesucht werden derzeit nach wie vor Pflegekräfte, aber auch operationstechnische Assistenten – zum Teil Berufsbilder, die es in anderen Ländern so nicht gibt. „Es hat etwas gedauert, bis wir das Verfahren optimiert hatten und nicht alle Mitarbeiter, die zu uns gekommen sind, sind tatsächlich auch geblieben“, berichtet Werner Murza, Leiter des Kompetenznetzes Pflege und Funktionsdienste bei den Paracelsus-Kliniken. „Teils hatten sie andere Vorstellungen von der Arbeit in Deutschland, manchmal Heimweh oder auch Schwierigkeiten bei der langwierigen Anerkennung des Berufs. Hier konnten wir das Verfahren deutlich beschleunigen, aber es gibt immer noch Stolpersteine.“

Anerkennung beschleunigt

Größte Hürde bleibt die Anerkennungsprüfung. Während das notwendige Visum für Deutschland, ein Sprachzertifikat der Stufe „B2“, der Arbeitsvertrag und die Aufenthaltsgenehmigung in der Regel zeitaufwendig, aber einschätzbar sind, scheitern viele ausländische Arbeitskräfte am Nachweis der für Deutschland erforderlichen Fachkenntnisse. Wer die mündliche und praktische Kenntnisprüfung beim Landesverwaltungsamt nicht besteht, muss Praxisstunden nachweisen und einen Anpassungslehrgang absolvieren, der zwischen 6 und 24 Monate dauern kann. Die Folge: Ausgebildete Pflegekräfte mit meist mehrjähriger Berufserfahrung und Bachelor- oder Masterabschluss laufen bis zu einem Jahr als Krankenpflegehelfer im Krankenhausbetrieb mit. Erst nach erfolgreicher Abschlussprüfung können sie als vollwertige Gesundheits- und Krankenpfleger eingesetzt werden. Um dieses Dilemma zu überwinden, hat Paracelsus einen Partner einbezogen, der die ausländischen Kollegen auf die Kenntnisprüfung in Theorie und in Praxis vorbereitet – die Lingoda GmbH. Sie führt Online-Veranstaltungen und Präsenzveranstaltungen durch, stellt praktische Aufgaben und bereitet in Zusammenarbeit mit den Kliniken und den Praxisanleitern vor Ort die neuen Fachkräfte ein halbes Jahr lang auf die Kenntnisprüfung vor – gefördert von der Agentur für Arbeit. Paracelsus verbindet das gleichzeitig mit einer erweiterten Sprachausbildung, da die neuen Kolleginnen und Kollegen zwar mit dem Sprachzertifikat B2 nach Deutschland kommen, aber die Pflegefachbegriffe in der Regel nicht verstehen.

Das Menschliche zählt

„Neben dem fachlichen Teil ist für uns aber auch wichtig, dass die Menschen in ihrer neuen Heimat Deutschland ankommen“, erklärt Werner Murza. Ein neues Land, eine neue berufliche Situation, die veränderte familiäre Situation, sprachliche Probleme und andere landestypische Sitten, sind natürlich sehr große Herausforderungen. Und die kleinen Probleme des Alltags, von der Busfahrkarte über das Girokonto bis zur Wohnsituation, kommen hinzu. Paracelsus geht hier einen sanften Weg der Integration und sorgt dafür, dass die Gesundheitskräfte, die aus dem Ausland kommen, in den ersten ein oder zwei Monaten nicht überfordert werden und Zeit haben, in Deutschland anzukommen. „Die Kolleginnen und Kollegen in den Kliniken helfen hier tatkräftig mit. Wir haben bei Paracelsus eine Art Mentorenprogramm aufgelegt, suchen in den Kliniken Freiwillige, die die neuen Kollegen betreuen und ihnen sowohl bei der Arbeit als auch privat in den Orten alles zeigen“, erklärt Werner Murza. Das hat sich sehr bewährt.

Bad Ems: Für die neuen Kollegen da sein

Die Paracelsus-Klinik Bad Ems gehört zu den Häusern, die im Paracelsus-Konzern die meisten ausländischen Pflegekräfte in der Belegschaft haben. Insgesamt 15 neue Beschäftigte – vorwiegend aus Mexiko und von den Philippinen – stehen zurzeit im Anerkennungsverfahren. Eine erste Beschäftigte aus Mazedonien hat im April bereits ihre Anerkennungsprüfung als Gesundheits- und Krankenpflegerin bestanden und auch ihren Mann und ihre kleine Tochter nach Deutschland nachgeholt. Ende Juni erwartet die Klinik noch weitere acht Abschlüsse, bis Ende September sollen nach den bisherigen Planungen alle Verfahren abgeschlossen sein. Das Vorgehen in Bad Ems bei der Rekrutierung von Pflegekräften ist eine Besonderheit. „Wir freuen uns darüber, dass unsere Werbung im Ausland so erfolgreich ist“, erklärt Pflegedirektorin Sabine Laudes. „Allerdings sind die Einreise und Anerkennung, bis wir die neuen Kräfte tatsächlich voll in der Klinik einsetzen können, mit einem großen bürokratischen Aufwand verbunden. Unser Trost ist, dass wir ganz tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen.“ Für die Klinik ist die Situation nicht ganz neu, erinnert die Pflegedirektorin. Schon in den 1970er und 1980er Jahren gab es einen massiven Pflegenotstand in Deutschland, bei dem vor allem in Vietnam und den Philippinen Personal rekrutiert wurde. Wichtig sei damals wie heute die menschliche Seite. „Wir dürfen die Menschen, die zu uns kommen, nicht allein lassen“, rät Laudes. „Wir haben regelmäßige Treffen mit ihnen, immer ein offenes Ohr für alle Anliegen, ganz egal ob dienstlich oder privat.“

Deutschlandweit positive Bilanz

Und die Bilanz? „Obwohl es sicherlich in den vergangenen Monaten aufgrund der Pandemie in den Kliniken wenig Kapazitäten gab, haben wir bisher nur positive Rückmeldungen bekommen“, erklärt Werner Murza. „Die Kolleginnen und Kollegen in den Standorten helfen, wo sie nur können und sind sehr zuvorkommend und kooperativ.“ Spätestens nach einem Dreivierteljahr – so das Ziel von Paracelsus, sollen alle neuen ausländischen Beschäftigten die vollständige Anerkennungsprüfung geschafft haben und als vollwertige Fachkräfte in den Kliniken arbeiten können. „Unser Ziel für 2021 ist“, so Murza weiter, „dass wir alle Kolleginnen und Kollegen, die derzeit bei uns sind, in diesem Jahr erfolgreich durch die Abschlussprüfung führen.“ Am Pflegekräftebedarf wird sich in den kommenden fünf bis zehn Jahren bei Paracelsus nicht viel ändern. Er ist nach wie vor hoch. Allerdings hat Paracelsus auch an vielen Standorten angefangen, selbst auszubilden. Ein weiterer Baustein, um die altersbedingte Fluktuation im Unternehmen in den kommenden Jahren auszugleichen.