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Lebensraum für seltene Tierarten schaffen

Meckenheim – Biodiversität, insbesondere die Insektenvielfalt, und damit die entsprechende Pflege der städtischen Grünflächen rücken in den Mittelpunkt der engen Zusammenarbeit zwischen der Stadt Meckenheim und der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis. Ihr Ziel ist es, geeignete Lebensräume zu schaffen und dadurch die Population seltener Tierarten zu stärken. Ein wesentliches Instrument sind Rückschnitt und Mahd. Bei einem Vor-Ort-Termin oberhalb von Altendorf-Ersdorf thematisierten Ullrich Hagedorn, Leiter des Baubetriebshofes, Michaela Kempf vom städtischen Fachbereich Verkehr und Grünflächen und der für das Artenschutzprojekt Ameisenbläuling zuständige wissenschaftliche Mitarbeiter der Biologischen Station Steffen Steenken geeignete Maßnahmen.

Durch kluge Schnittintervalle „wollen wir den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling wieder reetablieren“, erläuterte Steenken. Dem außergewöhnlichen Schmetterling soll der Weg von der Landesgrenze, wo er derzeit nahe Kalenborn beheimatet ist, zurück auf die Flächen unterhalb der Tomburg bereitet werden.

Ein klar definierter Zeitraum des Rückschnittes ist dabei von elementarer Bedeutung. „Um die Entwicklung der Raupe nicht zu gefährden, darf der Lebensraum des seltenen Insekts zwischen Anfang Juni und Mitte September nicht gemäht oder beweidet werden“, erklärte Steenken. In seiner etwa einmonatigen Flugzeit im Hochsommer benötigt der Schmetterling spezielle Nektarpflanzen wie den Großen Wiesenknopf, Knotenameisen und eine blühende Flora.

Den Wirtschaftswegen, die von Altendorf-Ersdorf Richtung Wald führen und vor allem deren Querverbindungen kommt eine besondere Bedeutung zu – genauer ihren Banketten und Gräben. Sie sollen in exakt festgelegten Zeitkorridoren gepflegt beziehungsweise geschnitten werden. Die erste Mahd muss im Mai abgeschlossen sein, damit sich die Wiesenknopf-Pflanze gegen andere Gräser durchsetzen, im späteren Verlauf des Sommers entwickeln und so dem Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling ein durchgängiges Angebot bieten kann. Viele weitere Insekten profitieren ebenfalls von dem breit angelegten Umweltschutzvorhaben, das sich über die als Natura2000-Gebiet definierten Wiesen unterhalb der Tomburg erstreckt.

Damit die Hecken am Straßen- und Wegesrand nicht zu sehr verbuschen, müssen auch sie in vorgegebenen Abständen mitunter bis auf den Stock gesetzt werden. „Natürlich immer im Einklang mit den in den Heckensystemen lebenden Tieren wie Neuntöter und anderen Brutvögeln“, ergänzte Michaela Kempf. Die fachgerechte Umsetzung der Vorgaben liegt in den geschulten Händen von Martin Curtius, dem Arbeitsgruppenleiter des städtischen Baubetriebshofes, und Edwin Paffenholz, der das Mähgerät mit größtem Fingerspitzengefühl zu steuern weiß. Beide hatten sich an dem intensiven Austausch mit Steffen Steenken rege beteiligt und ihre Erfahrungen aus der praktischen Arbeit eingebracht.

„Sämtliche Maßnahmen oberhalb von Altendorf-Ersdorf, aber auch jene im Stadtgebiet werden in regelmäßiger Abstimmung mit der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis durchgeführt, um den größtmöglichen Nutzen für Fauna und Flora zu erzielen“, betonte Ullrich Hagedorn.