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Handwerk: Mehrheit ohne Liquiditäts-Problem – Corona-Umfrage der HwK Aachen

Aachen – In einer Sonderumfrage der Handwerkskammer Aachen melden 67 Prozent der Betriebe, bis heute kein coronabedingtes Liquiditätsproblem zu haben. Und das nach einem Jahr Pandemie und des erheblich gestiegenen betrieblichen Mehraufwands für die Unternehmen aufgrund von Hygienemaßnahmen, Angebot von Schnell- oder Selbsttests und schwieriger Materialbeschaffung bei vielfach verringerten Umsatzmöglichkeiten. Sorge bereitet aber ein Drittel der Mitgliedsbetriebe, die aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten unter Druck stehen. „Wir befürchten, dass ein Teil davon es nicht schaffen könnte“, sagt Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Kammer.

Rund 56 Prozent der Unternehmen haben ihre Liquiditätsschwierigkeiten gut in den Griff bekommen: 26,8 Prozent bezeichnen sie als „kein großes Problem“, 29,6 Prozent als „zu schaffen“. Dagegen sahen 35,9 Prozent „schwierige“ Engpässe; 7,7 Prozent bezeichnen diese sogar mit „aussichtslos“. „Besonders schwierig ist die Situation für die mehrfach von einem Lockdown betroffenen Kosmetik- und Friseurbetriebe sowie für Messebauer“, erläutert Diplom-Kaufmann Kurt Krüger, Leiter der Unternehmensberatung der Kammer.

Es melden auch Kfz-Betriebe, Fotografen sowie Bäcker und Fleischer mit höherem Umsatzanteil durch Catering- oder Cafébetrieb Zahlungsengpässe. „Ein Problem ist, dass die Fördermittel vielfach nicht zügig geflossen sind, die Antragsrichtlinien kompliziert und die Antragstellung recht bürokratisch war“, so Krüger. „Die Betriebe haben wir selbstverständlich bestmöglich beraten.“

Seit Herbst 2020 haben die Betriebe zur Lösung ihrer Liquiditätsschwierigkeiten an erster Stelle auf eigenes privates Kapital zurückgegriffen (34 Prozent). An zweiter Stelle folgt die Beantragung von Kurzarbeitergeld (30 Prozent). Erst dahinter rangieren Wirtschaftshilfen des Bundes, Stundungen, Kredite und öffentliche Bürgschaften. Im März gaben 25 Prozent der Handwerksunternehmen an, dass sie aktuell noch ein Liquiditätsproblem haben. Im Durchschnitt benötigen sie 25.000 Euro Kapital, um es zu lösen und wieder in stabiles Fahrwasser zu kommen. Die Spanne an benötigtem Kapital reicht bei denen, die dazu Auskunft gaben, von 1.000 Euro bis 150.000 Euro.

„Wir halten diesen Finanzbedarf zur Beendung des Liquiditätsproblems in den meisten Fällen zwar für lösbar, allerdings hat sich der Anteil derer, die immer noch mit Zahlungsengpässen kämpfen, seit Herbst vergangenen Jahres (14 Prozent) fast verdoppelt“, sagt Peter Deckers. Das sei sicherlich dem weiteren Lockdown und dem generellen Herunterfahren des Wirtschaftsgeschehens geschuldet. Die Abschmelzung des Eigenkapitals in vielen Unternehmern dürfe sich negativ auf die betrieblichen Entwicklungsspielräume auswirken.