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Ein Ostern der verhalteneren Freude

Region/Trier, 05.04.2021 – Bischof Ackermann predigt im Osterhochamt über unterschiedliche Ostererfahrungen. Ostern 2021 ist für Bischof Dr. Stephan Ackermann ein „Ostern der stilleren, der verhalteneren Freude – kein Ostern als Eruption mit Pauken und Trompeten, wie es so viele Bilder der abendländischen Kunst suggerieren“. Das hat der Bischof beim Osterhochamt am 4. April in seiner Predigt im Trierer Dom gesagt.

Dass die Osterbotschaft auch in diesem Jahr nicht laut besungen werden könne und die Gottesdienstgemeinde Hörende bleibe, sei einerseits dem Infektionsschutz geschuldet. Ackermann erinnerte daran, dass es für manche Menschen aber auch innere Gründe geben könne: Trauer, Sorge oder die schlichte Ermüdung durch den kräftezehrenden Pandemie-Marathon. Angesichts dieser Situation falle ihm auf, das auch das Johannes-Evangelium bei der Entdeckung des leeren Grabes von einer verhaltenden, tastenden Osterfreude spreche. Das Evangelium berichtet von einer geheimnisvollen Ordnung im leeren Grab: von den Leinenbinden, aber vor allem vom Schweißtuch, das „zusammengebunden an einer besonderen Stelle“ lag.

Neben der Interpretation, dass nicht Grabräuber den Leichnam gestohlen haben, zeige dieser Hinweis, dass der Leib des Auferstandenen – selbst mit seinen Wundmalen – eine Würde habe, die ihm nicht mehr genommen werden kann. Außerdem sei das zusammengefaltete Schweißtuch ein Zeichen der Ordnung und bedeute, dass „das, was die Jünger sehen – auch wenn es sie zuerst erschreckt -, so in Ordnung ist“, sagte Ackermann. „Dass das Grab leer ist, ist kein Zufall und kein Unfall, sondern: So ist es richtig. So entspricht es dem Weg Jesu.“ Das scheine dem Jünger, der zusammen mit Petrus ans Grab gelaufen ist, auch aufzugehen. Denn: „Er sah und glaubte.“ Diese verhaltene Erfahrung des Jüngers sei nicht so spektakulär wie die von Maria Magdalena, der ersten Osterzeugin. Sie sei eher eine Art des stillen Einverständnisses. Und sie gehöre zum Spektrum der Ostererfahrungen dazu, betonte Bischof Ackermann: „Da ist zunächst die schmerzliche Leere des Grabes. Aber die geheimnisvolle Ordnung, die in ihm herrscht, führt ihn zum Glauben. Denn sie sagt ihm: Alles ist gut.“

Vielleicht sei dies die Art von Ostererfahrung, die sich nicht nur besonders für die Coronazeit eigne, „sondern auch für das Ostern unseres Alltags; das heißt für die Zeit, in der wir nicht besonders hochgestimmt sind, sondern in der es darum geht, mit unangenehmen Überraschungen, mit Irritationen, Enttäuschungen, Verlusten und Ängsten umzugehen.“ Auch dafür biete Ostern eine Antwort. „Sie trifft uns vielleicht nicht direkt ins Herz. Sie braucht vielleicht ihre Zeit.“ Aber vielleicht wachse sie in den Menschen so, wie der Glaube des Johannes aufgekeimt ist im leeren Grab. „Wo dieser Glaube wächst und mit ihm die ruhige Überzeugung, dass Gott `bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt´ (Röm 8,28), da ist Ostern auch jenseits von Jubel und Festzeit.“ (JR)