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Ein Rucksack voller Möglichkeiten – Grundschule Kall nimmt am Kreisprogramm teil

Kall, 07.12.2020 – Die Gemeinschaftsgrundschule Kall und die Hermann-Josef-Schule in Euskirchen sind jetzt „Rucksack-Schulen“. Die Anzahl der Schulen, die in diesem Programm des Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (Kobiz) mitwirken, erhöht sich dadurch im Kreis Euskirchen auf neun. Hinzu kommen neun Kindertagesstätten sowie drei Griffbereit-Gruppen (Krabbelgruppen).

Das Konzept einer Rucksack-Schule sieht vor, dass mehrsprachig aufwachsenden Kindern bei der Sprachförderung geholfen wird. Ziel ist es, den Eltern Wege zu zeigen, wie sie die Schulzeit ihrer Kinder aktiv mitgestalten und unterstützen können. Gleichzeitig wird die Elternbildung gestärkt, da sie ihre Kinder bei dem Prozess begleiten. Dadurch, dass Eltern mehr in den Schulalltag eingebunden werden, wird auch die Bindung und die Kommunikation mit der Schule verbessert.

Voraussetzung ist, dass die Eltern begleitet werden – und zwar von Schul- als auch von Elternseite. In Kall übernimmt die aus Syrien stammende Mutter Leyla Ali, deren Tochter die dritte Klasse besucht, die Rolle der Elternbegleiterin. Leyla Ali hat sich seit 2015 bereits in mehreren Projekten der Flüchtlingshilfe Kall engagiert und war auf Vermittlung der Integrations-Fachstelle der Gemeinde Kall zum Rucksack-Programm gekommen. Die aus Polen stammende Sozialpädagogin Klaudia Radecka unterstützt sie dabei als Kontaktlehrperson und hält sie über Unterrichtsinhalte und alle Schulbelange auf dem Laufenden. Gleichzeitig gibt sie Impulse der Elternbegleiterin an das Lehrerkollegium weiter.

Schulleiterin Marianne Rütt freut sich, weil das Programm perfekt zum Leitgedanken „Vielfalt ist unsere Stärke“ der zertifizierten „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ passe. Durch das Rucksack-Konzept, da ist sich Rütt sicher, wird die Elternbeteiligung ausgebaut: „Es geht hier nicht nur ums Kuchenbacken vor Festen, sondern das gestaltende Mitwirken wird fest ins Schulleben integriert.“ Auch Michaela Kratz, bei der Gemeinde zuständig für die Kaller Schulen, begrüßt das Projekt: „Das ist ein weiterer Baustein im Zuge der sehr guten Integrationsarbeit, die auch in der GGS geleistet wird.“

Austausch per Videokonferenz

Ricarda Brecher, die die Rucksack-Schulen beim Kobiz betreut, erklärt weitere Inhalte. Bislang hat die Kreis-Einrichtung 16 Elternbegleiterinnen ausgebildet. Zudem werden diese permanent begleitet. „Wir zeigen den Elternbegleiterinnen beispielsweise Möglichkeiten, wie sie bestimmte Themen ­in den Schulalltag integrieren können, beispielsweise durch Bastelaktionen vor Feiertagen.“ Der Austausch mit anderen Elternbegleiterinnen, momentan per Videokonferenz, rundet diese Betreuung ab. In diesen Gesprächen werden Anregungen und Ideen für Elternarbeit vorgeschlagen und erarbeitet.

Elternbegleiterinnen wie Leyla Ali werden zum direkten Ansprechpartner für Kinder mit Migrationshintergrund und deren Eltern und unterstützen sie. Was genau in Kall geplant ist, wird derzeit noch erarbeitet. Klar ist: Losgehen soll es erst im kommenden Jahr, wenn die Grundschule in ihr neues Gebäude umgezogen ist. „Einer der ersten Termine könnte sein, dass den Eltern das neue Schulgebäude nähergebracht wird“, meint Marianne Rütt. Aber auch nähere Erläuterungen der Elternbriefe oder der Homepage seien denkbar, genau wie die Vorbereitung und Ausführung besonderer schulinterner Aktionen. Außerdem wollen sich Leyla Ali und Klaudia Radecka den Eltern vorstellen. Weil das in Corona-Zeiten nicht so einfach ist, wollen sie Eltern am Schultor ansprechen und informieren.

Wichtig für Ricarda Brecher ist, dass die 2015 aus Syrien geflüchtete und seitdem in Kall lebende Leyla Ali zeigt, dass Mitarbeit an der Schule ebenso Spaß machen kann wie das Lernen – und zwar über die Freude am Tun. Integration bedeute nicht nur, dass Kommunikation automatisch auf Deutsch stattfinde. „Auch die Herkunftssprache muss gepflegt werden, denn sie ist genauso eine Bildungssprache“, so Brecher.

Marianne Rütt verspricht sich einen echten Pluspunkt für die Grundschule Kall: „Neben dem kulturellen Austausch wird sich diese Art der Elternmitwirkung sicher in vielen schulischen Bereichen gewinnbringend auf unsere Schulgemeinde und unser Schulleben auswirken.“