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Gemeinsames Gedenken an die Opfer des NS-Regimes

Stolberg, 13.11.2020 – Der 9. November ist ein geschichtsträchtiger Tag in der Bundesrepublik. An diesem Datum wurde sowohl 1918 die erste Republik ausgerufen als auch im Jahr 1989 der Fall der Berliner Mauer bejubelt.

Der 9. November ist aber auch der Tag, an dem sich die Reichpogromnacht heute 82. Mal jährt. Diese Nacht markierte im 3. Reich nicht den Beginn des Terrors gegen Menschen jüdischen Glaubens, denn dieser Terror begann bereits lange vorher. In der Reichspogromnacht stellte das NS-Regime die Gewalt gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger aber für alle Welt öffentlich zur Schau. Spätestens nach dieser Nacht konnte und musste jeder in Deutschland und auf der Welt erkennen, dass Antisemitismus bis hin zum Mord staatsoffiziell geworden war. Diese Nacht war das offizielle Signal zum Völkermord in Europa und der Welt.

Foto: Tobias Schneider, Kupferstadt Stolberg

Wie in jedem Jahr gedachte die Gruppe Z der Opfer vor der Gedenktafel im Steinweg 78 zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Politik, dem Bündnis gegen Radikalismus, dem Jugendparlament, der Evangelischen Kirchengemeinde sowie Amnesty International. Hier befand sich der Gebetsraum der jüdischen Gemeinde in Stolberg.

Der Bürgermeister verurteilte in seinem Grußwort jegliche Form von Rassismus und Antisemitismus scharf: „Auch in diesem Jahr müssen wir angesichts der Zahlen klar festhalten, dass Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus eindeutig die größte politische Gefahr in unserem Land darstellen. Gerade der Blick auf dieses Haus und auf die Namen der Opfer ermahnt uns, dass wir alles dafür tun, dass solches Gedankengut nicht noch salonfähiger wird, als es jetzt leider schon ist.“

Im Anschluss an das Grußwort des Bürgermeisters beleuchteten Mitglieder der Gruppe Z das Schicksal der bis zur Deportation bzw. Flucht in Stolberg lebenden jüdischen Familien Falkenstein und Mainzer. Nach einem Gedicht der Schriftstellerin Hilde Domin wurde in einem sehr interessanten Beitrag der Initiatoren verdeutlicht, dass so gut wie alle, gerade europäischen Länder Mitschuld an der Verfolgung der Juden hatten, indem sie ihre Grenzen schlossen vor den Zuflucht Suchenden. Auch heute nehme Europa leider in Kauf, dass flüchtende Menschen in Lebensgefahr gerieten.

Die Veranstalter planen deshalb mit anderen zusammen eine Ausstellung über heutige Flüchtlingsschicksale in den – hoffentlich Corona-freien – Wochen gegen Rassismus im März.

Traditionell schließt die Mahnwache mit dem Aufstellen von Kerzen neben der Gedenktafel auf dem Boden vor Hausnummer 78.
Zu der Veranstaltung erschienen rund 30 Gäste, die mit Mund-Nasen-Schutz und unter Einhaltung der Mindestabstände der Veranstaltung beiwohnten.