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50 Jahre in Kall: Das Eiscafé „Cortina“

Kall, 20.10.2020 – Zwölf Jahre war Danilo De Cesero alt, als seine Eltern Pietro und Angela 1970 das Eiscafé „Cortina“ in Kall eröffneten. Und da er im Gegensatz zu seinen Eltern über ausreichend Deutschkenntnisse verfügte, wechselte er von der Schulbank im italienischen Internat hinter die Theke des Kaller Eiscafés. Dort ist er bis heute an jedem Tag der Eissaison zu finden. Vieles hat sich in den 50 Jahren verändert – Standort, Eissorten, Einrichtung – doch etwas leistet damals bis heute treue Dienste: Die Eismaschinen, die Pietro De Cesero zur Eröffnung des Eiscafés angeschafft hatte.

In der von Verwandten überlieferten Tradition stellt Danilo De Cesero das Eis in der Küche hinter dem Eiscafé her. „Wir legen viel Wert auf natürliche Inhaltsstoffe. Die Basis ist bei uns nicht irgendein Pulver, sondern ganz klassisch Milch, Eier und Zucker, die zusammen bis kurz vor den Siedepunkt erhitzt werden. Außerdem verzichten wir auf künstliche Aromen und verwenden stattdessen zum Beispiel echte Vanilleschoten, frische Erdbeeren oder eine spezielle Nusspaste“, erzählt der Eismacher.

Seit seinem zwölften Lebensjahr steht Danilo De Cesero im Eiscafé „Cortina“ hinter der Theke. 50 Jahre nach der Eröffnung durch seine Eltern feiert er in diesem Jahr Jubiläum. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Nach dem Erhitzen kommt die Eismasse in die schon fast historische Eismaschine. Noch mit der Handkurbel wird der Rührhaken in der Masse versenkt. Nach etwa 20 Minuten ist das Eis gekühlt und fertig für den Verkauf. Der gesamte Prozess, um eine Eissorte herzustellen, dauert circa zweieinhalb Stunden. „An guten Tagen verkaufen wir rund 20 bis 40 Liter Eis am Tag, an schlechten Tagen ein Kilo Kaffee“, sagt Danilo de Cesero mit einem Augenzwinkern.

Eine Kugel Eis zu zehn Pfennig

Als die Familie De Cesero 1970 ihr Eiscafé „Cortina“, (benannt nach dem gleichnamigen Ort im italienischen „Tal der Eismacher“) eröffnete, hatten ihre Kunden die Wahl zwischen zehn verschiedenen Eissorten, eine Kugel kostete damals zehn Pfennig. Auf die „Klassiker“ setzt Danilo De Cesero immer noch und auch wenn er nicht in jeder Saison den neuesten Eistrends hinterherjagt, finden sich in seiner Theke inzwischen 25 Eissorten. Zu den neuesten Kreationen zählen Himbeer-Amarena und Lemon-Cookie.

Wenn Danilo De Cesero aus dem Fenster seines Eiscafés guckt, blickt er auf den Standort, wo seine Eltern das Eiscafé Cortina ursprünglich eröffnet hatten, in der Aachener Straße 5, direkt am Bahnübergang. Doch nach nur drei Jahren schlug das Schicksal zu, Pietro De Cesero starb an einem Herzinfarkt. Das Ladenlokal musste die Witwe daraufhin aufgeben, aber nur wenig später konnte Sohn Danilo die Leitung im Eiscafé „Cortina“ in der Aachener Straße 13 in Kall, das sein Schwager eröffnet hatte, übernehmen. Seit 1982 ist Danilo De Cesero der offizielle Inhaber der Eisdiele. Mit ihm im Laden stehen Ehefrau Erika De Cesero und Schwester Carmen De Cesero sowie Mitarbeiter Spass Spassov.

Zum Team des Eiscafés „Cortina“ gehören neben Inhaber Danilo De Cesero (Mitte) auch Ehefrau Erika De Cesero (rechts) und Schwester Carmen De Cesero (links). Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Glücklich ist das Team über die Stammkundschaft, die auch bei schlechtem Wetter auf ein Eis oder einen Kaffee vorbeikommt. Während die Corona-Pandemie in diesem Jahr in fast allen Branchen zu Umsatzeinbußen führte, zählte das Eiscafé „Cortina“ tatsächlich mehr Kunden als in den Vorjahren. „Viele Menschen haben Urlaub zu Hause gemacht und zusätzlich sind viele Freizeittouristen bei uns eingekehrt, ganze Gruppen von Wanderern und Fahrradfahrern“, erzählt Danilo De Cesero und fügt hinzu: „Ich möchte mich bei all meinen Kunden bedanken, die unser Eiscafé bisher und besonders in Zeiten von Corona unterstützt haben.“

Stammkunden und Freizeittouristen

Der 62-Jährige wollte das „Cortina“-Jubiläum eigentlich groß mit seinen Kunden feiern, aber Corona hat ihm da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Stattdessen hat er sich nun etwas anderes überlegt: „Ich werde die Hilfsgruppe Eifel mit einer Spende unterstützen.“

Mit dem Ende der Eissaison zieht es Danilo De Cesero und Ehefrau Erika für drei Monate in seine italienische Heimat. Dort haben sie ihr Winterdomizil und freuen sich auf Zeit mit Familie und Freunden. Außerdem findet dort jedes Jahr im Winter eine Eismesse statt, wo die neuesten Eiskreationen und Maschinen vorgestellt werden. Letztendlich wird Danilo De Cesero wohl auch in diesem Jahr keine neue Eismaschine anschaffen und seinen Kunden vor allem die klassischen Eissorten servieren – aber er ist immer gut informiert.

Übrigens: Mit Eis ist Kall gut versorgt. Neben dem Eiscafé Cortina in der Aachener Str. 13 gibt es mittlerweile auch das „MammaMia“ in der Bahnhofstraße 24.