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Bürgermeister Alfred Sonders überreicht Anschreiben an Vorstand der Continental AG

Alsdorf, 24.09.2020 – Sehr geehrter Herr Dr. Degenhart, 1800 Menschen in Aachen und der gesamten Städteregion verlieren ihre Arbeit. Sie stehen vor dem Nichts, weil die Continental Aktiengesellschaft das Aachener Werk schließen will. Einfach so, obwohl das Continental-Werk in Aachen sehr profitabel ist, sehr hohe Gewinne abwirft. Unverständlich. Ungerecht. Willkürlich. So empfinden es die Menschen. Und wir schließen uns diesen Menschen an.

Es kann nicht sein, dass ausgerechnet ein Werk in Deutschland, das als eines der profitabelsten in der Continental AG gilt, mit einer hochmotivierten Mitarbeiterschaft, die seit Jahren das Unternehmen stützt, geschlossen werden soll. Seit Jahren arbeite die Belegschaft 40 Stunden pro Woche ohne Lohnausgleich, kritisiert die Gewerkschaft. Die Gewinne aus Aachen hätten die Expansion der Reifensparte weltweit mitfinanziert. Und die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie spricht von jahrelangen Gewinnen im zweistelligen Millionenbereich, selbst in der Corona-Krise wurden schwarze Zahlen geschrieben. Wie gesagt: unverständlich, ungerecht, willkürlich.

Da kann selbst die Corona-Krise nicht als Legitimation dienen. Und erlauben Sie uns eine weitere Anmerkung: Wir empfinden es als unanständig, dass Sie das Aachener Werk schließen wollen und Ihre Aktiengesellschaft deutsche Finanzhilfen in Anspruch nimmt, die die wirtschaftliche Infrastruktur erhalten und langfristig sichern sollen. Immerhin haben davon die Mitarbeiter profitiert.

Fragwürdig scheint uns auch, dass Ihr Haus die Aachener Schließung mit Überkapazitäten unter anderem in Werken in Osteuropa begründet. Das mag rein betriebswirtschaftlich korrekt sein, aber Gewinnmaximierung ist nichts alles, besonders dann nicht, wenn ein 89 Jahre altes Traditionswerk in Deutschland von einem deutschen DAX-Konzern einfach dichtgemacht wird. Was ist mit Ihrer unternehmerischen Verantwortung? Apropos: Wenn sich ein Vertreter Ihrer Konzernspitze oder wenigstens die Aachener Unternehmensleitung die Mühe gemacht hätte, den betroffenen Menschen persönlich die schlimme Nachricht zu überbringen, hätte das zwar

in letzter Konsequenz nichts geändert, aber es hätte Respekt gegenüber den vielen Menschen zum Ausdruck gebracht, die ihre Arbeit verlieren.

Wir, die Bürgermeister der Städteregion Aachen, der Oberbürgermeister der Stadt Aachen und der Städteregionsrat, stehen fest an der Seite der Belegschaft und appellieren an Ihre soziale und politische Verantwortung: Überdenken Sie Ihre Entscheidung und würdigen Sie das große Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Würdigen Sie auch den Standort Deutschland, der Ihr heimisches Unternehmen groß gemacht hat. Zeigen Sie soziale und gesellschaftliche Verantwortung, indem Sie ein hochprofitables Werk weiter hochprofitabel arbeiten lassen.

Mit freundlichen Grüßen
Alfred Sonders Bürgermeister
Vorsitzender der Bürgermeister-Konferenz der Städteregion Aachen