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Rettungshund Tristan wurde in Kall in den Ruhestand verabschiedet

Kall, 09.09.2020 – Er wurde gelobt, in den Himmel gehoben, dass einem die Ohren klingeln, seine herausragenden Leistungen wurden herausgestellt. Doch derjenige, um den es ging, war alles andere als beeindruckt. Er lag, beinahe schon gelangweilt dreinblickend, auf dem kalten Boden der Fahrzeughalle des Kaller DRK-Ortsvereins und war durch nichts aus der Ruhe zu bringen – außer von der Hundewurst, die im Rednerpult lag und die er erschnüffelt hat.

Ja, die Nase funktioniert auch im hohen Alter von zwölf Jahren noch hervorragend. Aber mit dem Alter lässt man es gerne auch etwas ruhiger angehen. Dabei gilt der English Springer-Spaniel Tristan gemeinhin durchaus als bellfreudig, was in seinem Dasein als Rettungshund nicht unbedingt die schlechteste Eigenschaft ist. „Man hört, wo Tristan ist, auch beim Anbellen einer Person“, sagte Jürgen Houbé, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Kall.

Zwölf Jahre alt ist Tristan – und tatsächlich jedem, der sich mit der Rettungshundearbeit im Roten Kreuz in der Region beschäftigt, bekannt. Denn Tristan ziert das Deckblatt des Handbuchs „Fachdienst Rettungshundearbeit im DRK-Landesverband Nordrhein“. Und nicht nur das: Auch auf dem großen Werbeplakat des DRK-Kreisverbandes ist er abgebildet.

Hundeführerin Monika Artz aus Steinfeld hatte Tristan vor elf Jahren bekommen. Das Team legte zahlreiche Zertifikate ab, der English Springer-Spaniel ist Spezialist für die Trümmer- und Flächensuche. In seiner Karriere als Rettungshund in der Einheit in Kall hat er sechs Menschenleben gerettet (drei Suizidenten, zwei Demenzkranke, die aus einem Altenheim abgängig waren, sowie einen vermissten jungen Mann).

Bundesweit ein Spitzenteam

„Damit seid ihr bundesweit eines der erfolgreichsten Rettungshundeteams“, sagte Landesbereitschaftsleiterin Sara Beemelmanns. Gemeinsam mit Franz Küpper, Leiter der Kaller Rettungshundeeinheit und Landesfachdienstbeauftragter für das Rettungshundewesen im Landesverband Nordrhein, überreichte sie Tristan die Rettungshunde-Ruhestandsplakette. Vom 28. Juni 2009 bis zum 2. September 2020 war Tristan im aktiven Dienst.

Sechs gerettete Menschenleben seien für ein Mitglied des Rettungsdienstes nicht viel, so Sara Beemelmanns. Für einen Rettungshund aber sei das etwas ganz Besonderes. Dazu müsse unglaublich viel ehrenamtliche Zeit in die Ausbildung gesteckt werden. „Monika Artz hat gezeigt, wie wichtig diese Arbeit ist“, lobte die Landesbereitschaftsleiterin die Hundeführerin. Im Regelfall trainiert die Rettungshundeeinheit jeden Mittwoch und jeden Samstag.

Tristan ist natürlich ein Familienmitglied – und nicht nur das: Monika Artz’ Ehemann nimmt den Hund regelmäßig zur Arbeit mit, in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung ist das Tier bei den Jugendlichen äußerst beliebt.

Doch nicht genug der Ehre: Auch der DRK-Kreisverband Euskirchen ließ es sich nicht nehmen, Tristan und Hundeführerin Monika Artz auszuzeichnen. „Meine erste Begegnung mit Tristan war im Türkeiurlaub“, erinnert sich Kreisvorsitzender Karl Werner Zimmermann. Eine Frauenzeitschrift hatte über das Team aus dem Kreis Euskirchen berichtet. „Heute kennt ihn jeder“, so Zimmermann weiter.

Seltene Auszeichnung

Dennoch habe sich die Frage gestellt: Wie soll der Kreisverband einen Hund ehren? Zum Glück gebe es die Berni-Müller-Verdiensturkunde, benannt nach dem ehemaligen Kreisverbandschef. Mit dieser können nicht nur Personen, wie zuletzt den früheren Rettungsdienstleiter Udo Crespin, geehrt werden, sondern auch Teams. Und so erhielten Monika Artz und Tristan die seltene Auszeichnung.

Tristan selbst freute sich vor allen Dingen über das Geschenk von Kalls Ortsvereinschef Jürgen Houbé – nämlich besagte Hundewurst. Für Houbé sind nicht nur die Funde erfolgreiche Einsätze, sondern auch die Nicht-Funde, weil man sich dann sicher sein könne, dass sich in dem durchsuchten Gebiet wirklich niemand aufhalte.

Monika Artz, die unter dem Vorwand, ein paar Fotos von ihr und Tristan im regulären Training zu machen, nach Kall kam, war „geplättet“ von den Ehrungen. „Wir wissen das sehr zu schätzen“, sagte sie. Tristan habe eine „große Lebensleistung“ vollbracht. Die stellvertretende Leiterin der Kaller Rettungshundeeinheit versprach, an Bord zu bleiben, bald vielleicht mit einem Junghund.

Und was macht Tristan in Zukunft? Er genießt sein Rentner-Dasein und kann das tun, was er will. „Er ist bei jedem Training willkommen“, sagte Franz Küpper.