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Modernste Molkerei Europas in Obergartzem in Betrieb genommen

Mechernich-Obergartzem – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick hofft auf „Mittragen“ der Bevölkerung für wirtschafts- und arbeitsplatzpolitisch wichtige Gewerbeansiedlung – Vorstandschef Manderfeld: „Mut der Bauern soll sich auszahlen“ – Staatssekretär warnt vor Folgen der Energiekrise.

200 geladene Gäste, darunter eine ganze Reihe am Bau beteiligter Experten, Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung, aber befreundete und kooperierende Unternehmen, nahmen an der Inbetriebnahme teil. Von der Stadtverwaltung Mechernich auch der Erste Beigeordnete Thomas Hambach. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Beim ersten Spatenstich zur neuen Hochwald-Molkerei in Obergartzem vor drei Jahren meinte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, er sei „baschtisch stolz“ auf diese wirtschaftlich und arbeitsplatzpolitisch bedeutende Neuansiedlung in seiner Stadt.

Es ist geschafft: Europas modernste Molkerei hat in Mechernich-Obergartzem ihren Betrieb aufgenommen. Hier die Schlüsselübergabe mit (v.l.) Mechernichs Bürgermeister Dr.-Hans-Peter Schick, Thorsten Oberschmidt, Thilo Pomykala, Georg Deselaers, Detlef Latka, Peter Manderfeld und Thomas Ricker. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Drei Jahre später bei der Eröffnung des modernsten Milchverarbeitungsbetriebs seiner Art in Europa machte die rheinische Vokabel „baschtisch“ (wörtlich „zum Bersten sehr/gut“) am Samstag die Runde durch aller Munde. Allen voran Hochwald-Vorstandsvorsitzender Peter Manderfeld meinte, er tue es Dr. Schick nun gerne gleich und sei „baschtisch stolz“, dass das 200-Millionen-Euro-Bauwerk endlich steht, läuft und funktioniert.

Bis zu 800 Millionen Liter Milch von 1200 Bauernhöfen aus Eifel, Niederrhein, Sauerland, Westerwald und Bergischem Land sollen im Gewerbegebiet Obergartzem III der Stadt Mechernich künftig von 250 Mitarbeitern zu haltbaren Milchprodukten verarbeitet werden, die vor allem in Deutschland, aber bald auch in 30 Ländern Europas und der Welt verzehrt werden sollen.

In 30 Länder Europas und der Welt

Schon heute stehe Hochwald-H-Milch „auf Millionen Frühstückstischen in China“, so Peter Manderfeld, Vorstandschef der Genossenschaft Hochwald Milch eG: Der Mut der Bauern, denen die Hochwald-Genossenschaft gehört, werde sich hoffentlich auszahlen.

Die Milchpreise seien zwar traditionsgemäß immer fernab euphorischer Empfindungen, aber immerhin höre man von den Milcherzeugern so etwas wie Zufriedenheit, so Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im NRW-Landwirtschaftsministerium.

Während sein rheinland-pfälzischer Kollege Andy Becht, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, die Lacher auf seine Seite brachte, indem er Hektoliter-Ausstöße von Wein und Milch im benachbarten Bundesland verglich, warnte Bottermann vor den Folgen der Energiekrise, die auch die Obergartzemer Großmolkerei treffen könnte.

Dem Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick dankte Bottermann ausdrücklich für seine nachhaltige Hilfe, als man sich 2017 auf die Suche nach einem geeigneten Standort in NRW gemacht habe. Auch die Unternehmensvertreter wurden nicht müde, die blendende Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister, dem Ersten Beigeordneten Thomas Hambach. Wirtschaftsförderer Peter Dierichsweiler und Stadtplaner Thomas Schiefer zu loben.

Dr. Schick machte seinerseits keinen Hehl daraus, wie sehr ihm Arbeitsplätze vor der Haustür in einer Kommune mit 60 Prozent Auspendleranteil am Herzen liegen. Er hoffe, dass die Molkerei auch „von der Bevölkerung mitgetragen wird“, denn sie sei ein wichtiger Meilenstein in der wirtschaftlichen Entwicklung Mechernichs.

Von 60 Einzelgewerken profitiert

Der Bürgermeister freute sich auch darüber, dass andere Wirtschaftsbetriebe der Stadt von Hochwald profitieren. Nicht nur eine Erdbaufirma, die zigtausende Kubikmeter Erde bewegen musste, um das 21,5 Hektar große Werksgelände „plan“ zu bekommen.

Auch andere hatten von den 60 Einzelgewerken des 200-Millionen-Euro-Projektes partizipiert oder beteiligen sich an Energie- und Wasserdeals mit dem extrem wasser- und energiebedürftigen Hochwald-Werk. Eine Spedition hat direkt neben der Molkerei eine Lkw-Werkstatt und Wartungsvertragsstation aufgemacht, als sie erfuhr, dass Hunderte Milchlastzüge pro Tag vorfahren.

Die kommerzielle Produktion am neuen Standort war im Januar angelaufen, sie wurde seither schrittweise aus dem Werk Erftstadt nach Mechernich verlagert. „Das Werk setzt neue Standards in Sachen Automatisierung und Digitalisierung“, heißt es in der Pressemitteilung zur offiziellen Inbetriebnahme: „Alle Prozesse sind optimal aufeinander abgestimmt und weitgehend automatisiert und digitalisiert.“

Die Milchfabrik besteht technisch gesehen aus 17 Anlagen. Geschäftsführer Detlef Latka: „Diese Kapazität kann in den nächsten Jahren durch zusätzliche Abfüllanlagen erweitert werden, sodass ein weiteres Wachstum bereits berücksichtigt ist. Mit Mut nach vorne!“

Auf dem 21,5 Hektar großen Grundstück sind 60.000 Quadratmeter Geschossfläche entstanden; mit den 17 Abfüllanlagen können bis zu 1,4 Mrd. Packungen pro Jahr produziert werden. Thorsten Oberschmidt, der Manager der operativen Geschäfte bei Hochwald, sagte, man habe „Wertstoffströme optimal in den neuen Gebäuden abbilden können“, behalte aber gleichzeitig „Flexibilität für zukünftige Marktentwicklungen“.